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Der Fall des Christian Wulff

Musterbeispiel für das Versagen demokratischer Spielregeln

Sold gegen Ehre

 

   
Freispruch im Fall Wulff ... und das End der Affäre

Im Prozess gegen den früheren Bundespräsidenten Wulff hat das Landgericht Hannover sein Urteil verkündet. "Der Angeklagte Wulff ist freigesprochen", sagte der Vorsitzende Richter Frank Rosenow. Zwei Jahre nach dem Rücktritt als Staatsoberhaupt wurde der 54-Jährige damit vom Vorwurf der Vorteilsannahme entlastet. Der langjährige CDU-Politiker stand zusammen mit Filmproduzent David Groenewold vor Gericht. Dieser hatte 2008 für Wulff rund 720 Euro Hotel- und Bewirtungskosten während eines Oktoberfestbesuchs in München übernommen.

Wulff war damals Ministerpräsident von Niedersachsen. Zweieinhalb Monate später warb er bei Siemens-Chef Peter Löscher um Unterstützung für einen Film Groenewolds. Dem Filmfinancier wurde deswegen Vorteilsgewährung vorgeworfen. Das Gericht sah den Vorwurf der Vorteilsannahme nicht als erwiesen an. Mehr bei www.sueddeutsche.de ... und www.sueddeutsche.de ...

Kommentar der THÜRINGISCHEn LANDESZEITUNG: "... die Staatsanwaltschaft Hannover schwere Schuld auf sich geladen. Denn von Anfang an gab es keine Beweise für Wulffs Bestechlichkeit. Selbst die Indizien für Vorteilsannahme waren juristisch schwach und kaum zu halten. Der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des Rechtsstaats hat sie damit schweren Schaden zugefügt. Doch allein mit einem Ermittlungsexzess lässt sich das Desaster der hannoverschen Staatsanwaltschaft nicht erklären. Es steht der Verdacht von politischer Justiz im Raum."

Kommentar der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Der unbescholtene Bürger Christian Wulff ist rehabilitiert – der gescheiterte Bundespräsident hingegen nicht. Es bleibt bei der schlechten Nachricht, die kein Freispruch jemals aus der Welt schaffen kann: dass es in Deutschland einen ehemaligen Bundespräsidenten gibt, der sein Ansehen im Amt, das tiefe Vertrauen, das er genoss, leichtfertig und unwiderruflich mit Halb- und Unwahrheiten verspielt hat."

Kommentar der PFORZHEIMER ZEITUNG: "Überforderte Ankläger, ein lustloser Richter, irritierte Zeugen, die sich öffentlich fragten, was sie zur Klärung der Dinge beitragen können - rückblickend hätte dieser Prozess niemals stattfinden dürfen. Klar ist aber auch: Wulffs Rücktritt war unvermeidlich. Sein Verhalten wäre schon für einen Ministerpräsidenten fragwürdig gewesen. Für ein Staatsoberhaupt, das allein von Vertrauen, Respekt und Integrität lebt, war es untragbar." Quelle: Presseschau www.deutschlandfunk.de ...

28.02.2014 9:52

Der Fall Wulff führt die Schwächen der Demokratie vor

Gerade habe ich mich über die Schwächen der Demokratie ausgelassen,
da liefert Herr Wulff aus Osnabrück das Paradebeispiel dafür:

  • Demokratie verschleiert die Machtfrage: Der Bundespräsident besitzt laut Verfassung überhaupt keine Macht. Er repräsentiert den Staat, ist selbst aber völlig machtlos. Sein Amt aber wird von den Regierungsparteien als Besitz angesehen, den es zu verteidigen gilt. Die Besetzung des Amtes mit Herrn Wulff wurde von den Parteivorsitzenden von Schwarz, Gelb und Tiefschwarz in kleinster Runde ausgekungelt und dann in der Bundesversammlung (im 3. Wahlgang) durchgesetzt. Eine Machtdemonstration. So ist Herr Wulff ins Amt gekommen.
    Bis gestern Abend 22 Uhr wurde er von der Bundeskanzlerin gestützt, sie hat ihm de facto den Rücktritt verboten. Zwischen 22 Uhr gestern und 11 Uhr heute hat die Kanzlerin entschieden (natürlich hinter den Kulissen), der Bundespräsident hat zurückzutreten. Unverzüglich! Ein Bundespräsident, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt, war sogar für Frau Merkel nicht mehr tragbar. Wulff war Merkels Geschöpf. Für ihn war das sicher so selbstverständlich, dass er diese Situation klaglos ertragen und als gottgegeben hingenommen hat. Aus seiner Rücktrittsbegründung ist zu erkennen, dass er bis heute nicht versteht, was er eigentlich falsch gemacht hat. Herr Wulff besitzt kein Unrechtsbewusstsein.
    Und auch Frau Merkel hat nur bedingt aus diesem Fall gelernt: Trotz Niederlage kungelt sie schon wieder auf den nächsten Bundespräsidenten zu. Sie erklärt, einen "überparteilichen" Kandidaten einvernehmlich mit der Opposition finden zu wollen. Dabei aber grenzt sie die Partei Die Linke aus. Wo ist ihre Gelassenheit und Toleranz? Die Linke hat doch sowieso keinen Einfluss auf den nächsten Bundespräsidenten! Grosszügigkeit hätte nichts gekostet, aber der Demokratie gut getan. Nein. Es geht schon wieder nur um Macht, und um Machtgerangel hinter der Bühne. Die Demokratie macht's möglich.
  • Es gibt kaum Partizipation in der Demokratie: Das Volk, der Souverän, hat keinerlei Mitspracherecht bei der "Wahl" des Bundespräsidenten. Die Person des Präsidenten wird von den Parteiführungen ausgeguckt. Die Bundesversammlung ist ein "Verfassungsorgan", das nur für die Wahl des Bundespräsidenten einberufen wird. Es ist eine exemplarische Veranstaltung, die Demokratie zur Schau stellt, aber nichts mit Demokratie zu tun hat: Die Bundesversammlung wird streng nach Parteienproporz besetzt. Ihre Mitglieder werden nicht gewählt, sondern von den Parteien benannt. Darunter sind auch "verdiente Personen des öffentlichen Lebens". Auch sie werden nicht gewählt, sondern nominiert. Mit Partizipation hat diese "Wahl" überhaupt nichts zu tun. In vier Wochen werden wir genau diese Polit-Show wieder erleben. Die Parallelen zu Wahlen in der DDR sind unübersehbar.
  • Gewählte Politiker sind in ihren Entscheidungen nicht frei: Wie frei war Bundespräsident Wulff in seinen Entscheidungen? Einige seiner Vorgänger haben es vorgemacht, wie sich ein Bundespräsident, der formell keinerlei Macht besitzt, mindestens Respekt und Achtung verschaffen kann. Kaum ein Politiker in einem anderen Amt, kann sich so viel Freiraum verschaffen, wie der Bundespräsident. Er muss es nur tun! Genau hier hat Wulff aus intellektuellen und charakterlichen Gründen versagt. Dass er ausserdem völlig von der Bundeskanzlerin abhängig war, steht auf einem anderen Blatt.
  • Demokratie, Lobbyismus und Korruption bedingen sich gegenseitig: Die vielen kleinen und grossen Schnäppchen, Vergünstigungen und Vorteilsnahmen des Herrn Wulff zeigen, wie Demokratie, Lobbyismus und Korruption zusammenspielen. Erschreckend ist im Fall Wulff nur, mit welchen kleinen Gefälligkeiten und Beträgen man bereits einen Ministerpräsidenten beeindrucken und beeinflussen kann. Wenn das schon mit einigen Tausend Euro funktioniert - Was ist dann erst alles möglich, wenn man 50 Millionen Euro als Schmiergeld in der Hinterhand hat?! Auch wenn das niemand gerne hört: Jeder hat seinen Preis, jeder wird irgendwann schwach. Aber dass Herr Wulf aus Osnabrück sich so billig verkauft und dann noch ohne einen Funken von Raffinesse und Klugheit seine Reputation und Karriere ruiniert, soviel Dummheit muss mitleidlos bestraft werden.
    Nach dem Motto "Eine Krähe ..." fällt die Bestrafung mit ziemlicher Sicherheit aus. Die Gerichte werden die Ermittlungen gegen den ehemaligen Bundespräsidenten einstellen und die Chancen stehen gut, dass Wullf bis ans Lebensende den Ehrensold erhält, der Bundespräsidenten zusteht. Immerhin 199.000 Euro pro Jahr + Auto + Fahrer + Büro. Ein klarer Fall von Vorteilsgewährung. Ein Straftatbestand nach § 333 StGB.
  • Die meisten Politiker besitzen keine solide fachliche Qualifikation: Herr Wulff ist Jurist. Gott sei Dank hatte er nicht wie beispielsweise Pfarrer Hinze (CDU) über komplizierte technische Sachverhalte (Luft- und Raumfahrt) zu entscheiden. Trotzdem hat er sein hohes Amt gerade als Jurist an den Baum gefahren. Er war und ist der Meinung, dass ihm überhaupt nichts vorzuwerfen ist, solange ihm kein strafrechtlich relevantes Vergehen nachgewiesen wurde. Das ist bisher nicht der Fall, deshalb auch so quälend lange kein Rücktritt. Herr Wulff sieht die Welt durch eine juristische Brille und damit liegt er völlig daneben, denn es geht um menschliche Werte und Qualitäten und nicht um juristische Spitzfindigkeiten. Wulff war und ist unaufrichtig und einfältig und er weiss das auch bei seinem Abgang noch nicht. Entscheidend mangelt es ihm an Souveränität und Weitblick. Dieser Mann ist nur Mittelmass und er besitzt keine Qualifikation für dieses Amt.

Aus diesen Fehlern wird niemand lernen und sie sind auch nicht zu vermeiden, denn sie sind systemimmanent. Alles geht mit der Wahl des nächsten Bundespräsidenten wieder von vorne los. Niemand stellt sich auch die naheliegende Frage, wozu die Bundesrepublik das Amt eines Bundespräsidenten braucht. Es bedarf einer handfesten Revolution (des Souveräns ...!), um dieses fest einbetonierte, aber überflüssige Amt abzuschaffen. Diese Revolution wird nicht stattfinden.

17.02.2012 23:48

 

Ein typischer Kommentar am Tag des Rücktritts

Die dümmste politische Idee der vergangenen Jahre war es, Christian Wulff zum Bundespräsidenten zu machen. Union, FDP und Kanzlerin Angela Merkel haben diesen Kandidaten ausgesucht - sie sind nun für sein Scheitern mitverantwortlich. Es hätte bessere gegeben, alle wussten es. Aber Merkel, Guido Westerwelle und ihre Parteitaktiker hatten bei ihrer Personalauswahl alles mögliche im Sinn, nur nicht das Wohl des Landes.

Wulff fühlt sich von den Medien verletzt. Aber er hat es selbst vermasselt. Es bleibt das Bild eines Gernegroß, der zu klein war für das Amt, dem letztlich seine Mittelmäßigkeit zum Verhängnis wurde. Es ist unerheblich, ob er "stets rechtlich korrekt" gehandelt hat, wie er selbst sagt. Sein Versagen liegt in der Art, wie er mit der endlosen Reihe an kleinen und großen Vorwürfen umgegangen ist.

Als die ersten Anschuldigungen wegen seiner Beziehungen zu dem Unternehmerpaar Geerkens auftauchten, besaß er nicht den Mumm, den Privatkredit einzugestehen; er führte den Landtag mit den Methoden eines Winkeladvokaten in die Irre, versuchte, unliebsame Berichterstattung zu beeinflussen. Etliche Fragen blieben offen. So war es die ganze Zeit in dieser Affäre: Wulff taktierte, er gab nur zu, was sich nicht mehr verbergen ließ. Nach und nach wurde deutlich, dass Deutschland keinen Staatsmann als Präsidenten hat, sondern einen politischen Aufsteiger, der notorisch Privates und Dienstliches miteinander verquickte - und dies dann mit allerlei Tricksereien zu verschleiern suchte. Mehr bei www.spiegel.de ...

17.02.2012 22:26

 

Endlich und längst überfällig: Rücktritt

Bundespräsident Christian Wulff hat seinen sofortigen Rücktritt als Staatsoberhaupt bekannt gegeben. Er zog damit die Konsequenz aus dem Antrag der Staatsanwaltschaft in Hannover zur Aufhebung seiner Immunität. Eine wochenlange Affäre war Wulffs Entscheidung vorausgegangen.

Wulff erklärte, das Land brauche einen Präsidenten, der sich uneingeschränkt seinen Aufgaben widmen kann und der von einer breiten Mehrheit im Land getragen werde. Das dafür notwendige Vertrauen sei nun aber nicht mehr gegeben.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teilte mit, der Antrag der Staatsanwaltschaft Hannover auf Aufhebung der Immunität von Bundespräsident Wulff ist beim Bundestag inzwischen eingegangen. Nachdem Wulff nun aber zurückgetreten ist, hat sich die Abstimmung im Bundestag darüber erledigt. Mehr bei www.tagesschau.de ...

Kommentar von Al: Ein banales, politisches Schmierentheater, das so endet, wie es begonnen hat. Das Ansehen der Politik hat durch diese von Anfang an unwürdige Affäre gewaltigen Schaden genommen.

17.02.2012 11:44

 

Schlagzeilen
Schlagzeilein bei Neoterisch

17.02.2012 8:34

 

Die deutsche Staatanwaltschaft ist weisungsabhängig

Zitat: "Als Strafverfolgungsbehörde obliegt der Staatsanwaltschaft die Leitung des Ermittlungsverfahrens, die Erhebung und Vertretung der Anklage und die Strafvollstreckung. Im Unterschied zu den unabhängigen Gerichten ist die Staatsanwaltschaft weisungsabhängig, wenngleich es im Hinblick auf die Gesetzesgebundenheit Grenzen gibt. Weisungen können von der Behördenleitung, letztlich vom Justizministerium des jeweiligen Bundeslandes, gegeben werden, auch wenn dies in der Praxis äußerst selten vorkommt ..." Quelle: www.bpb.de ...

Fragen von Al: Wie verträgt sich Weisungsabhängigkeit mit dem Prinzip der Gewaltenteilung? Ist das Usus in einem demokratisch verfassten Staat? Wurde der Staatsanwaltschaft Hannover im Fall Wulff, Osnabrück, Weisung erteilt, Ermittlungen aufzunehmen? Wäre die Staatsanwaltschaft Hannover ohne Weisung in diesem Fall überhaupt handlungsfähig gewesen? Der Casus perplexus, der noch mächtige Wellen schlagen wird, bei www.spiegel.de ...

16.02.2012 22:48

 

Wulffs Parallelwelt

Der Nachrichtendienst dapd meldet: „Bundespräsident Wulff darf Lügner genannt werden.“ 
Mehr bei www.tagesspiegel.de ...

Kommentar Al: Banales Polittheater, nur dokumentiert für die Annalen.

Was halten Sie vom Bundespräsidenten?

28.01.2012 20:34

 

Gewogen und zu leicht befunden

Kommentar Al, nachdem im Fernsehen ein Interview mit Bundespräsident Wulff ausgestrahlt wurde: Womit haben wir diesen provinziellen Bundespräsidenten verdient?! Er geruht ein peinliches Interview zu geben und beide öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind ihm zu Diensten. So fängt dieser "Befreiungsschlag" an.

Am besten hat mir der folgende Satz gefallen, Zitat: "... ich möchte nicht Präsident in einem Land sein, wo sich jemand von Freunden kein Geld mehr leihen kann." Dieser Satz zeigt, dass Herrn Wulff jeder Bezug zur Realität längst abhandengekommen ist: Der arme Herr Wulff findet nichts dabei, von reichen Freunden Gefälligkeiten anzunehmen, weil er als Privatmann und Politiker nichts anderes kennt. In diesem Filz ist er aufgewachsen und den findet er völlig normal. (Ganz nebenbei: Es ist die typische Weltsicht eines im Westen aufgewachsenen Deutschen. Im Osten galten in den vergangenen 60 Jahren in einem völlig anderen Umfeld auch andere Werte!).

Und Herr Wulff bemitleidet sich, fühlt sich von den Medien gejagt und ausgespäht. Auf der einen Seite gelobt er, in Zukunft die Pressefreiheit zu respektieren, gleichzeitig reklamiert er aber für sich die Menschenrechte (!) und eine Privatsphäre. Beides hat er natürlich, aber er hat nicht begriffen, was die Funktion des Bundespräsidenten ist. Das Volk sieht den Bundespräsidenten im Fernsehen, nicht Herrn Wulff aus Osnabrück. Der Bundespräsident ist qua Verfassung die moralische Instanz der Bundesrepublik, er verkörpert das Grundgesetz. Er soll durch Ermahnung, Wegweisung und durch Standpauken auffallen, nicht durch sein Privatleben, das ohne Skandale niemanden interessiert! Herr Wulff verspricht jetzt zu lernen, wie sich ein Bundespräsident zu benehmen hat. Das aber ist ja so schwer. Mitleid sollen wir mit ihm haben ...! Mit dieser Figur hat Deutschland den Repräsentanten, der wie die Faust aufs Auge zur gerade amtierenden Bundesregierung passt (Aussen-, Wirtschafts-, Entwicklungs- und Bildungsminister ...)!

Diese bizarre Affäre zeigt, wie deutsche Politik funktioniert: Frau Merkel hat sich ihren Schützling zur Brust genommen: "Du machst im Fernsehen Asche-Asche! Rücktritt kommt nicht infrage, denn ich habe wirklich genug anderen Kram um die Ohren!" Und der Parteisoldat Wulff steht stramm und zeigt öffentlich Reue. Das geht gründlich schief, denn was er bereuen soll, ist in seinen Augen doch ganz normal! Herr Wulff hat durch seine läppischen Privataffären längst jede Glaubwürdigkeit verspielt. Alle sehen es, nur die Beteiligten nicht. Herr Wulff hat dem Amt und im Verein mit Frau Merkel der deutschen Politik schweren Schaden zugefügt. Und der Schaden wächst mit jedem Tag, den dieser Mann im Amt bleibt.

04.01.2012 22:01

 

Nachruf auf einen entbehrlichen Bundespräsidenten

Die öffentliche Kritik an Bundespräsident Wulff ist verheerend. Selbst im eigenen politischen Lager rumort es gewaltig. Die Rufe nach Aufklärung werden immer lauter. Doch das Staatsoberhaupt schweigt.

Wulff steht seit Mitte Dezember wegen seiner Kredite für den Kauf eines Eigenheimes in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident in der Kritik. Eine neue Dimension erhielt der Fall, nachdem bekannt wurde, dass der Bundespräsident persönlich durch einen Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann versucht hat, die erste Veröffentlichung der Zeitung zu den Krediten am 13. Dezember zu verhindern. Bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte er nach Angaben des Verlages ebenfalls erfolglos. Auch an die Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer soll sich Wulff gewandt haben, wie die Online-Ausgabe des Magazins „Cicero“ schrieb.

Im Zusammenhang mit dem Mailbox-Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Diekmann prüft die Berliner Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen Wulff wegen des Verdachts der Nötigung. Bei der Staatsanwaltschaft Hannover liegen mittlerweile mehr als 20 Anzeigen im Zusammenhang mit dem Privatkredit für Wulffs Haus vor. Einen Anfangsverdacht für eine Straftat gab es nach bisheriger Prüfung nicht. Strafanzeigen sind jederzeit möglich, jeder Bürger kann sie stellen. Mehr beiwww.focus.de ...

Kommentar Al: Hat Deutschland wirklich keine anderen Probleme? Dieser läppische Fall wirft ein paar Fragen auf: Wozu braucht die Bundesrepublik einen Bundespräsidenten? Sie braucht ihn nicht, denn er hat kaum eine Funktion. Repräsentieren können alle Regierungsmitglieder und niemand wird den kleinsten Parlamentarier daran hindern, eine "Ruck-"Rede zu halten. Sogar die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten ist verzichtbar, denn die Bundeskanzlerin lässt es sich nicht nehmen, auch so eine (überflüssige) Ansprache zu halten.

Wozu brauchen wir Herrn Wulff? Was hat er bisher dem einzelnen Bürger, was "Dem Deutschen Volke" für einen Dienst erwiesen? Von Bundespräsident Wulff wird der Satz bleiben: "Der Islam gehört zu Deutschland." Eine Binsenwahrheit, die er allerdings zuerst ausgesprochen hat. Gleich danach aber wird man sich an ihn erinnern, wie an Heinrich Lübke: Hölzern, linkisch, bieder, naiv und vor allen Dingen: Überflüssig.

Letzte Frage: Wann wird Herr Wulf selber erkennen, dass er für dieses "hohe" Amt zu klein ist? Wahrscheinlich wird er das nie begreifen. Denn schon zu dieser Einsicht gehören Stil und Charakter. Wulff aber ist nur Durchschnitt. Wulff ist farblos, ein Langweiler. Der kleine Gernegross mit den grossen, reichen Freunden. Der Mann von der Strasse aus Osnabrück, weit weg davon, eine Geistesgrösse zu sein. Ein Parteisoldat ohne eigene Meinung und Prinzipien, der sich hochgekungelt hat im Politfilz von Niedersachsen. Für Hannover scheint es gereicht zu haben, in Berlin aber werden die Strippen in ganz anderer Qualität gezogen. Hier ist Format gefragt und nicht Herr Wulff. Christliche Werte? Intellektueller Durchblick? Hochfliegende Ideale und Visionen? Charisma? Strategische Weitsicht? Alles Fehlanzeige. Wer hat je solche Qualitäten von diesem Bundespräsidenten erwartet? Sicher nicht einmal die Kanzlerin, die ihn in dieses Amt lanciert hat - Vielleicht gerade deshalb, weil er so blass ist?!

Facit: Wulff wird zurück in die Provinz geschickt und das nutzlose Amt bleibt auf Dauer vakant.

03.01.2012 18:20

 

Ein politisches Schmierentheater

Zweifel über die Frage, ob Wulff den Niedersächsischen Landtag getäuscht hat, als er trotz des Privatkredits bei Edith Geerkens eine geschäftliche Beziehung zu Egon Geerkens verneint hat, konnten gestern nicht ausgeräumt werden. Ebenso wenig, ob er mit der Annahme des zinsgünstigen Kredits gegen das Ministergesetz verstoßen hat. Eine gestern anberaumte Sitzung des Ältestenrats wurde in Hannover nach kurzer Zeit abgebrochen.

Es entbehrt natürlich nicht einer gewissen Ironie, dass das Buch von Christian Wulff ausgerechnet den Titel "Besser die Wahrheit" trägt. Vor allem jetzt, da es neue Vorwürfe an den bereits mit seinem Privatkredit beschäftigten Bundespräsidenten gibt, die genau mit diesem Buch zusammenhängen - und die erneut infrage stellen, ob Wulff sich in der Vergangenheit immer an jene Wahrheit gehalten hat, mit der er in seinem Buch für sich wirbt. Wieder geht es darum, dass Wulff zu früheren Zeiten von der Großzügigkeit vermögender Freunde profitiert haben soll - im aktuellen Fall vom Unternehmer Carsten Maschmeyer. Mehr bei www.abendblatt.de ... und www.tagesspiegel.de ...

Kommentar Al: Ein finanziell und intellektuell nicht sehr bemittelter Langweiler ist plötzlich und unerwartet Bundespräsident. Bundespräsident Wulff steht seit 14 Tagen unter Beschuss. Ein Mann aus "kleinen Verhältnissen" sonnt sich in der Gunst reicher Freunde, die ihn - natürlich ohne jeden Hintergedanken - einladen und ihm Gefälligkeiten erweisen. Wulff (CDU) ist so dumm, das zu glauben und er nimmt Einladungen und Vorteile an. Ein ganz normaler, einfältiger und verführbarer Mensch. Auf der anderen Seite die Meute der politischen Gegner, denen kein Argument zu schwach und zu läppisch ist, um der Gegenseite eine Niederlage beizubringen. Was hat beispielsweise die ähnlich minderbemittelte Andrea Nahles (SPD) in ihrem Leben vorzuweisen was ihr das Recht gibt, dem Bundespräsidenten den Rücktritt nahezulegen? Sie wird nicht von Moral angetrieben, sondern von Parteilichkeit, die weder Moral noch Wahrheit kennt. Den Medien kann man auch nichts glauben, denn ihnen geht es nur um Schlagzeilen und Quote. Dafür machen sie sich zum Büttel jedes beliebigen Aufregers. Das Stück mit dem Namen "Wulff im Schafspelz", das gegenwärtig aufgeführt wird und Banalitäten in die Öffentlichkeit zerrt, bewirkt bei den Zuschauern, die hinter die Kulissen blicken, nur eine Reaktion: Verachtung. Verachtung für die, die angeblich angetreten sind, um dem "Wohl des Volkes" zu dienen. Hinter grossen Worten agieren armselige, gierige Kleingeister. Widerlich. Und diese angeblichen Volksvertreter wollen/sollen/müssen die globalen Krisen der Gegenwart bewältigen!?

21.12.2011 7:19

 

Jürgen Albrecht, 17. Februar 2012
update: 28.02.2014

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