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Alles ist im Fluss ...
Lange Wellen, zyklische Krisen und ein Hype folgt dem nächsten.
   
 
Nichts ist beständig und bleibt, wie es ist

Das wusste schon Heraklit: Alles ist im Fluss. Niemand kann zweimal in den gleichen Fluss steigen. Es scheint aber so, als ob diese Erkenntnis bisher nur in unserem Verstand angekommen ist. Der Bauch sehnt sich nach Konstanz, Beständigkeit und Stabilität, die aber in unserer Welt nicht existiert. Nur bei einem Aspekt glauben unsere Emotionen an den Wandel: Offensichtlich sind wir seit der Steinzeit davon überzeugt, dass morgen alles besser sein wird! In das Heute übersetzt führt dieser Glaube u. a. zu der politischen und wirtschaftlichen Strategie des permanenten Wachstums. Dabei müsste bei nur ein wenig Überlegung schnell klar werden: Endliche Recourcen und unendliches Wachstum schliessen sich aus.

Welche Gesetzmässigkeiten sind dafür verantwortlich, dass alles im Fluss ist? Dieser Frage wird hier nachgegangen.

 

 

Naturgesetze halten alles im Fluss

Die Zeit vergeht unaufhaltsam. Sie ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass nichts bleibt, wie es ist. Mit dem zweiten Hauptsatz der Wärmelehre strebt alle Energie nach einem Potentialausgleich. Ein Naturgesetz, das dafür sorgt, dass die Berge nicht in den Himmel wachsen. Im Gegenteil, 10.000 Meter hohe Gipfel werden mit der Zeit als Staub über die Erde verteilt. Die Gravitation macht, dass Flüsse fliessen, dass sich der Staub absetzt und daraus Sedimentgestein wird. Auch Hegels Dialektik spielt eine wesentliche Rolle, obwohl das nicht so offensichtlich ist. Aber ohne das (Natur-) Gesetz des Umschlages von Quantität in Qualität würde sich vieles niemals prinzipiell ändern. Hegel und Marx aber haben zu kurz gedacht: Auch der Kollaps gehört zum System! Deswegen sind alle Kurvenverläufe hoch gefährlich, die die Tendenz besitzen, exponentiell gegen Unendlich zu gehen (wie z.B. die Staatsschulden!). Der Grund ist trivial - Keine Kurve und keine Entwicklung erreicht die Unendlichkeit. Im schlimmsten Fall endet sie in einem Kollaps. Solche Kurven faszinieren mich schon seit 40 Jahren (Club of Rome, 1972):

 

Analog Club of Rome

 

Club of Rome 1972

Exponentialkurven analog Club of Rome (1972)
Unten ... Schrift fast unlesbar auch im Original, Sorry!

Staatsverschuldung Deutschland 2010

 

Das Wachstum und das Sterben aller Lebewesen, die Negation der Negation und die dem Menschen fest in den Genen eingeschweisste Neugier - Alles Gesetzmässigkeiten, durch die unsere Umwelt und wir selber ständig verändert werden.

Der stetigen Veränderung aber sind Zyklen, Entwicklungsphasen und "lange Wellen" überlagert. Diesem Phänomen gilt hier die besondere Aufmerksamkeit. Langfristige, stetige Veränderungen sind für den Menschen kaum erkennbar. Kurzfristigen Wandlungen aber sind offensichtlich: Ständig gibt es neue Nachrichten und die Börsenkurse ändern sich stündlich. Welche Gesetzmässigkeiten aber liegen diesen kurzfristigen Änderungen zugrunde? Existieren Perioden oder Muster?

 

 

Der Hype - Basis aller Zyklen

Der allgemeinste Fall einer zyklischen Veränderung ist eine Schwankung: Die Sonnenscheindauer, der Verlauf der Aussentemperatur, der Blutdruck, die Pünktlichkeit der S-Bahn, die Preise von Brot und Butter, bis hin zu konjunkturellen Schwankungen. Solche Schwankungen sind völlig alltäglich und sie sind ein Ausdruck der ständigen Veränderungen unserer Umgebung.

 

Konjunktur Zyklus

 

Der Hype ist ein Spezialfall einer zyklischen Bewegung. Von der Gartner, Inc., Stamford, Connecticut wird seit 1995 ein Hype mit dem folgenden Bild beschrieben:

 

Hype

 

Diese Kurve beschreibt das, was in der Technik als gedämpfte Schwingung bezeichnet wird. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Amplitude dieser Schwingung exponentiell (!) abnimmt. Diese Kurve beschreibt alltägliche Vorgänge, denn praktisch überall - und nicht nur in unserer technisierten Umwelt - existieren mechanische Systeme, die nach einer Erregung in dieser Weise schwingen und wieder zur Ruhe kommen. Ich habe den Verdacht, dass dieser "Erregungsverlauf" auch ständig in unserem Alltag eine wichtige Rolle spielt. Er ist in der Veränderung unserer Aufmerksamkeit beim Klingeln des Telefons festzustellen, beschreibt unsere Emotionen beim Lesen oder Fernsehen und findet sich auch in unserem Verhalten wieder, wenn uns eine sehr gute oder eine sehr schlechte Nachricht erreicht. Die einzelnen Phasen des Erregungsverlaufs können dabei völlig andere Ursachen besitzen und auch andere Bezeichnungen tragen.

Der Hype ist ein spezielles Erregungsmuster:

 

Von Euphorie bis Selbstverständlichkeit

 

Entwicklungszyklus

 

Als Hype wird eine öffentliche Erregung bezeichnet. Eine beliebige Nachricht durchläuft in den Medien diese Erregungskurve. Entscheidend wichtig dabei: Die Erregung nimmt exponentiell zu, aber auch exponentiell wieder ab! Die beiden Beispiele ordnen technische Entwicklungen ein. Am aktuellen Beispiel des iPad kann exemplarisch beobachtet werden, wie ein technischer Hype geschürt und welcher wirtschaftliche Profit aus einem Hype geschlagen werden kann. Aber es geht nicht nur um technische Sachverhalte. Alle politischen, wirtschaftlichen und allgemein gesellschaftlichen Aspekte unterliegen dem Hype. Begründet wird diese Tatsache offenbar durch unsere organische Konstitution. Jedes Ereignis, das wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, muss eine Erregungsschwelle unserer Sensoren überspringen. Sogar bei der synaptische Übertragung von Nervensignalen mit Hilfe von Neurotransmittern spielt dieses Erregungsmuster eine Rolle. Kein Wunder, dass wir es in unserer alltäglichen Umgebung überall wiederfinden.

 

Dax im Jahr 2010

 

Im Verlauf von Börsenkursen ist in der Regel kein Muster zu erkennen. Weil die Interpretation solcher Kursverläufe aber eine grosse und geldwerte Bedeutung besitzt, bemüht sich die Chartanalyse mit mathematischen Methoden, Perioden und Besonderheiten sowie deren Bedeutung in den Kursverläufen zu erkennen. Die rote und die grüne Kurve beschreiben langfristige Trends. Die Grösse der tatsächlichen Kursschwankungen (Volatilität) lässt auf unruhige Zeiten schliessen. Der Hype und sein Verlauf aber stecken auch in diesen Kursschwankungen: Jeder Entscheidung eines Investors für oder gegen einen Kauf geht eine kurzfristige Erregung voraus, ein kleiner, spezifischer Hype.

 

 

Zyklische Entwicklungen und Krisen: Lange Wellen

Tatsächliche, langfristige Entwicklungen besitzen nicht den idealisierten Verlauf mathematischer Kurven, sie sehen viel eher wie Börsenkurse aus:

 

Weltwirtschaftswachstum

 

Ifo Weltwirtschaftsklima

 

Temperaturanstieg - Prognose

 

Die Ursachen für diese stochastischen Verläufe liegen in der unüberschaubaren Menge der Einflussgrössen, die letztendlich den tatsächlichen Verlauf eines Ereignisses bestimmen. Die Komplexität ist bereits bei einem einzigen Börsenwert so hoch, dass sein Kurs praktisch nicht vorherzusagen ist. Ungleich grösser ist die die Komplexität beispielsweise des Weltwirtschaftswachstums, des Weltwirtschaftsklimas oder der globale Erwärmung.

Trotzdem wird versucht, aus dem Verlauf der bisherigen Entwicklung Prognosen abzuleiten. Mit der Wahscheinlichkeitsrechnung wird auf diese Weise versucht, Vulkanausbrüche, Wirtschaftskrisen, Kursgewinne oder Sturmfluten vorherzusagen. Eine beliebte Methode dazu ist die Suche nach Zyklen, langen Wellen und Mustern. Das alles hat sich bisher weitestgehend als Spekulation erwiesen. Mehr, als die Wahrscheinlichkeitsrechnung her gibt, ist nicht zu prognostizieren. Deutlich bessere Ergebnisse als die reine Chartanalyse liefern im Bereich der Technik und der Wirtschafts- und der Finanzwirtschaft der "gesunde Menschenverstand" und wissenschaftliche Analysen tatsächlicher Sachverhalte.

 

 

Kondratjew's Zyklen

Ein Beispiel für die Suche nach Perioden in bereits stattgefundenen Entwicklungen sind die Kondratjew-Zyklen:

 

Kondratjew-Zyklen

 

Diese Zyklen sind tatsächlich vorhanden und sinnvoll aus der Vergangenheit abgeleitet. Aber was kann man damit anfangen? Kondratjew's-Zyklen beschreiben einen offenbar naturgesetzlichen Sachverhalt, dass bestimmte technische Innovationen grössere Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung besitzen, als viele andere. Auch hier steckt wieder der Hype-Verlauf im Detail: Die Dampfmaschine wurde zuerst verlacht, dann überbewertet und nach Überwindung der Kinderkrankheiten wurde sie für Jahrzehnte die Energiequelle, auf der die gesamte Wirtschaft basierte. Schon hier war eine globale Entwicklung zu beobachten!

Das Problem: Was kann man aus diesem Sachverhalt für die Zukunft prognostizieren. Nur die Tatsache, dass Schlüsselinnovationen globale Auswirkungen besitzen. Aber was wird die Schlüsselinnovation der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sein?!

 

Depression,  70 Jahre-Zyklus

 

Dieses Bild ist ein Beispiel für viele Fehlprognosen: Die Wirtschaftskrise nach dem zweiten Weltkrieg und die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2010 war damit nicht vorherzusagen. Und alle Volkswirtschaftler, Banker und Kleinsparer wären hoch beglückt, wenn sie Gewissheit hätten, dass die nächste Depression erst im Jahr 2070 oder 2075 fällig wäre. Genau danach sieht es zurzeit nicht aus!

 

 

Finanzwirtschaft - mit Mathematik

Banken und Versicherungen bauen die Finanzwelt mithilfe von Mathematik im Computer nach. Ohne Mathematik und Computer geht heute nichts mehr. Doch auch naive Modellgläubigkeit hat ihren Anteil an der Finanzkrise. Zitate:

Es sind sicher viele Ideen aus der finanzmathematischen Forschung in die Praxis gekommen. Aber letztlich ist die Idee dessen, was man umsetzen kann, dadurch begrenzt, was man ausrechnen kann, also durch die Mathematik limitiert, die man noch beherrschen kann, und es ist andererseits limitiert durch die Erfahrungen, die man in der Vergangenheit gemacht hat. Alle diese Modelle basieren sehr stark auf historischen Erfahrungen, das heißt, Erfahrungen aus der Vergangenheit werden in irgendeinen Form in die Zukunft extrapoliert, in dieses Modell integriert. Und diese Modelle operieren unter der Annahme, dass strukturell keine wesentlichen Brüche zu erwarten sind.

Diese mathematischen Modelle haben nach Meinung von Stefan Blochwitz versagt unter den Bedingungen, dass sich eine überaus optimistische Sichtweise in eine überaus pessimistische Sichtweise verkehrt hat, was in den Modellen aber nicht abgebildet war. Insofern liegt das Versagen dieser Modelle darin, dass man sich über ihre Grenzen nicht genügend Gedanken gemacht hat.

Die Finanzmathematik war für Krisen grundsätzlich unbrauchbar, hat aber, vor allem mit der Extremwerttheorie, enorm dazugelernt. In manche Banken ist das Wissen darüber vorgedrungen, in viele nicht. Die Bankdaten in die Gaußsche Normalverteilung zu füttern, ist kein großer Aufwand. Extremwertberechnungen wegen ihrer nicht linearen Differentialgleichungen sind dagegen anspruchsvoll, sie kosten Programmieraufwand und Rechenzeit. Vor allem aber verdirbt die neue Mathematik die Bilanzen. Mit ihrer vorsichtigen, weitaus realistischeren Risikoschätzung fordert sie nämlich höhere Rücklagen. Sie bremsen sozusagen den Risikoappetit

Klaus Mainzer sieht die Mathematik auch als Beförderin der Wirtschaftskrise. Die Hauptursache liege in der Abkoppelung der Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft, also im Umgang mit virtuellen Geldern und Risiken, die nichts mehr mit dem, was Menschen tatsächlich produzieren, zu tun haben. Eine Finanzwirtschaft, in der es sozusagen nur noch um Wetten auf die Realwirtschaft geht. Das heißt, mit wenig Eigenkapital hoch riskante Spekulationen. Wenn ich dann verliere, ist es keine Katastrophe für mich. Was in den letzten Jahren zugenommen hat, ist, dass die Wetten nicht nur auf einzelne Wertpapiere gehen, so wie sich das in den 90er Jahren die Nobelpreisträger wie Markowitz und Black das vorgestellt hatten, sondern heute wettet man auf den Abstieg von Ländern, von Währungen, ja Währungsunionen, wenn man will, auf den Abstieg ganzer Erdteile, sprich: Europa. Und da bekommt das ganze eine Dimension, die nicht mehr kontrollierbar ist. Mainzer vermutet, dass die Krisen jetzt dichter aufeinander folgen und härter werden, unter anderem, weil die Agenten in den Banken und an den Börsen risikofreudiger sind. Die Kriegsgeneration war vorsichtiger, auch in der Beurteilung der Mathematik.

Mehr bei Geld, Gauß, Ruin www.dradio.de ...

und Algos, optimierte Gelddruckmaschinen, unter: www.storyal.de ...

 

 

Prognosen - ohne Mathematik ...!

Obwohl die Finanzwirtschaft sich sehr stark der Mathematik bedienen, es existieren keine mathematischen Modelle, die die Wirklichkeit hinreichend genau abbilden. Wenn es schon nicht gelingt, die aktuelle Lage zu modellieren, so ist wegen der unüberschaubaren Komplexität eine Berechnung zukünftiger Entwicklungen erst recht nicht möglich. Für gesellschaftliche und wirtschaftliche Prognosen wird deshalb auf Umfragen und nicht auf Mathematik gesetzt. ABER ... wie das Beispiel "Trendumkehr" (s.unten) zeigt: Deshalb ist die Streubreite der Prognosen gross, und alle Prognosen sind sehr unsicher!

 

Prognose

 

Dieses aktuelle Beispiel zeigt eine Umfrage, die fast bilderbuchmässig die Gauß'sche Normalverteilung abbildet: Viele dagegen, viele dafür, viele unentschlossen - Wenige bilden die positiven und negativen Extreme. Wären 28 Prozent "Eher positiv" (statt 38, rechts) und würden die so frei werdenden 10 Prozent der Mitte, "Unverändert" zugeschlagen (= 42 Prozent), so wäre die Grafik symmetrisch. Dann würde sie exakt die Aussage repräsentieren: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist." Ein klassisches Ergebnis aktueller Umfragen zur Wirtschaftslage ...!

 

Prognose

 

Diese Grafik kann man ähnlich lesen: Von "Sicher" bis "Sicher nicht" - also: Unsicher. Hier ist diese Unsicherheit aber erstaunlich, denn ob Schulden unter bestimmten Annahmen getilgt werden können, ist einfach zu berechnen! Diese Rechnung führt bei Griechenland zu einem eindeutigen Ergebnis: Griechenland ist auch unter sehr optimistischen Annahmen nicht in der Lage, sich aus seiner Verschuldung zu befreien. Eine Geldabwertung ist - früher oder später - unvermeidlich. Details sind bei Thilo Sarrazin nachzulesen.

Ein weiteres Beispiel für die Schwierigkeit von Prognosen ist die globale Erwärmung. Obwohl es sich beim Klimasystem nur um ein kleines Teilsystem der gesamten Wirklichkeit handelt, ist es trotz aller Wissenschaft praktisch unmöglich, verlässliche Aussichten über das Verhalten des Klimas in den nächsten 100 Jahren zu machen. Deshalb ist die angebliche "Klimakatastrophe" nur Hype, Lobbyismus, Geschäft und Ideologie. Mit Wissenschaft und Mathematik haben die Kernaussagen wenig zu tun. Details siehe bei www.storyal.de ...

 

Prognose
 

Es gibt aber auch eine positive Meldung. Zitat:
Vor dem heutigen Tag war dem ETH-Professor Dider Sornett mulmig. «Ich spüre schon einen Druck, dass uns das gelingt», sagte der Professor gestern, der seit vier Jahren in Zürich lehrt. Es ist der Tag, an dem über Sornettes berufliches Schicksal entschieden wird. Wird er sich blamieren? Nein, sein Finanzblasen-Experiment ist geglückt. Der Physiker, der an der ETH Zürich das Financial Crisis Observatory leitet, hat mit Computermodellen womöglich zwei Hypothesen bewiesen.

  • Blasen in Finanzmärkten lassen sich früh erkennen.
  • Es ist möglich, vorauszusagen, wann eine Blase platzt.

Heute hat der Franzose Prognosen über die Entwicklung dreier Spekulationsblasen veröffentlicht, die er im November verschlüsselt hat. Sie waren auf einem Computer abgelegt, zu dem niemand Zugang hatte. Wie Professor Didier Sornette vor den Medien sagte, haben sich die Vorhersagen bewahrheitet. Mehr bei www.tagesanzeiger.ch ...

Trotzdem bin ich skeptisch, weil alle Finanzmodelle eine Wirklichkeit abbilden müssen, deren Komplexität wesentlich grösser ist, als die der mathematischen Modelle. Richtige Ergebnisse sind trotzdem möglich, weil auch diese Modelle der Wahrscheinlichkeit unterliegen. Allerdings brauchte man dazu nicht zu modellieren und zu rechnen. Würfeln reicht ...!

 

 

Das einzig Beständige ist der Wandel

Diese Binsenweisheit stellt das Facit dieser Überlegungen dar! Nichts in dem uns bekannten Universum ist stetig und beständig. Das sollte uns zu denken geben! Es ist ein gravierender Fehler, den alltäglichen Wandel und seine Konsequenzen zu ignorieren. Beispielsweise ist weltweit zu beobachten, dass die Politik als vorrangigstes Ziel die Zementierung des Status quo verfolgt. Auf Wandel wird nur mit Krisenmanagement reagiert. Welche Politik organisiert vorausschauend den Wandel?! Wo sind die Visionen der Politik, was sind die hehren Ziele dieser Zivilisation?

Die Natur ist das Vorbild für ein System, das trotz unvermeidlichem Wandel stabil funktioniert. Erstaunlich, in welchem Umfang die gegenwärtige Zivilisation gegen Naturgesetze und gegen die einfachste Logik agiert! Nicht mehr und nicht weniger als ein neues Weltbild ist erforderlich, basierend auf Verstand, sonst wird uns die Natur stoppen:

  • Die Natur respektieren, denn ohne sie geht NICHTS.
  • Konflikte mit Verstand lösen und jede Art von Gewalt vermeiden.
  • Zufrieden sein mit dem, was man hat und dem Leben einen ideellen Sinn geben.
  • Bedürfnisse reduzieren: Es kann nur das verbraucht werden,
    was in unserem Raumschiff nachwächst.
  • Geschlossene Kreisläufe organisieren, denn sie verbrauchen keine Recourcen.
  • Änderungen sparsam und erst nach langwieriger, strikter Kontrolle einführen.
  • Von Illusionen Abschied nehmen: Permanentes Wachstum, Klimasteuerung, unerschöpfliche Energie ...

Gehorcht auch unsere gesamte Zivilisation dem Hype-Zyklus? In welcher Phase leben wir heute? Die Euphorie der Französischen Revolution und die Illusionen des Marxismus sind - jedenfalls in Europa - vorbei. Die kurze Geschichte der menschlichen Zivilisationen hat bereits viele Hochkulturen kommen und auch untergehen sehen. Auch unsere technische Zivilisation wird nicht ewig existieren. Besonders dann nicht, wenn sie so wenig passfähig zur der uns tragenden Natur ist, wie gegenwärtig.

 

 

Die entfremdete Republik

Man kann es auch so sehen, wie Richard David Precht in seinem Essay "Die entfremdete Republik":

 

Entfremdung - David Precht

 

 

Zitate

Wohlstand ohne Wachstum, Meinhard Miegel, 2010 www.dradio.de ... und www.bookreporter.de ...
Die geringe Verlässlichkeit von Wirtschaftswachstum als Garant materieller Wohlstandsmehrung zeigt aber auch die Geschichte. Alle Phasen großer wirtschaftlicher Dynamik mündeten früher oder später ein in Phasen wirtschaftlichen Stillstands und Rückgangs. Goldene Zeitalter, die es im Laufe der Geschichte immer wieder einmal gegeben hat, schlugen unfehlbar um in eiserne. Jedem Aufstieg folgte ein Abstieg, jeder Expansion eine Kontraktion und es gibt nicht den geringsten Anlass anzunehmen, dass dieser Mechanismus nicht mehr wirksam ist.

Das Wachstum der Wirtschaft ist zur Ersatzreligion unserer Gesellschaft geworden. Vielen gilt es als Voraussetzung für Wohlstand, persönliches Glück und ein funktionierendes Gemeinwesen. Doch was ist, wenn es kein Wachstum mehr gibt? Was kann, was sollte an seine Stelle treten, um uns ein erfülltes Leben zu ermöglichen? Auf diese drängenden Fragen gibt Meinhard Miegel, einer der renommiertesten Sozialwissenschaftler Deutschlands, profunde Antworten.

Dass die beispiellose Wachstumsepoche, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, zu Ende geht, sieht Miegel als Herausforderung und Chance zugleich. Denn längst mehrt dieses Wachstum nicht mehr unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt die Menschen. Dringend geboten ist ein intelligenterer Umgang mit den Gütern der Erde, die Achtung von Umwelt und Natur, vor allem aber ein grundlegend verändertes Verständnis unserer Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es geht um nichts Geringeres als ein zukunftsfähiges Lebenskonzept.

 

Ausweg qualitatives Wachstum www.wachstumsstudien.de ...
Die IWS-Kernaussage und der ebenfalls in dieser Ausgabe veröffentlichte Artikel „Normalfall exponentielles Wachstum?“ zeigen wie gering die Chancen sind, hohe Wachstumsraten dauerhaft erreichen zu können. Damit werden Vorschläge interessant, die auf andere Weise mit dem Problem umgehen wollen. So gibt es schon seit langer Zeit und unabhängig von sinkenden Wachstumsraten die Forderung, das quantitative Wachstum müsse durch ein qualitatives abgelöst werden. Doch wie realistisch ist dieses Ziel und was genau ist eigentlich „qualitatives Wachstum“?

Die Definition von quantitativem Wachstum ist recht einfach: Gegenstand ist das Bruttoinlandsprodukt, das sich mengenmäßig im Vergleich zum Vorjahr verändert. Beim qualitativen Wachstum hingegen sind weder der Gegenstand noch die Art der Veränderung eindeutig definiert. Gemeint sein kann beispielsweise eine Zunahme an Lebensqualität oder auch eine Abnahme des Ressourcenverbrauchs.

 

Die Grenzen des Wachstums, Dennis Meadows, 1972 - bei www.amazon.de ...
"Auf einer begrenzten Erde ist grenzenloses Wachstum nicht möglich. 
Wir werden diese Grenzen erreichen. 
Wir müssen und können dagegen etwas tun."

 

Geld, Gauß, Ruin, Die Rolle der Finanzmathematik in der Wirtschaftskrise, Maximilian Schönherr, 2010 - bei www.dradio.de...
"Die Derivate haben die Modelle überrascht, was aber mit der Komplexität der Derivate zusammenhängt. Derivate sind nichts Gutes und nichts Schlechtes, aber die Dosis macht das Gift. Bei Derivaten konnte man in der Vergangenheit eine Entwicklung beobachten, dass die Struktur und Ausgestaltung dieser Derivate immer raffinierter wurde, wenn Sie so wollen, und das konnte von den Modellen auf keinen Fall erfasst werden. Nein. Zum Beispiel gibt es bestimmte Derivate, die enthalten Trigger. Trigger muss man sich so vorstellen, dass es Ereignisse gibt, die den Wert eines solchen Derivates dramatisch verändern können. Sie müssen abschätzen können, ob solch ein Trigger-Ereignis eintrifft, und je nachdem, ob es eintrifft oder nicht, haben Sie eine völlig andere Ausgangslage. Sie können das vergleichen mit einem Ball, der auf einer Bergspitze liegt. Wenn der auf einem Alpenhauptkamm liegt, dann genügt ein kleines Ereignis, und er fällt nach Österreich runter, oder ein vergleichbar kleines Ereignis, und er fällt in die andere Richtung nach Italien herunter. Sie haben kleine Einflüsse, die zu sehr großen Änderungen führen können, und das ist von diesen Modellen prinzipiell nicht erfassbar."

 

 

Links zu langen Wellen, Hypes und Wachstum

dradio.de Wohlstand ohne Wachstum

Die Hype-Zyklen neuer Technologien www.spiegel.de ...

Krisen und Kondratjew-Zyklen www.heise.de ...

Kondratjew-Zyklus http://de.wikipedia.org ...

Der Hype-Zyklus http://de.wikipedia.org ...

Theorie der langen Wellen www.zw-jena.de ...

Special report: The facts about overconsumption www.newscientist.com ...

Die Zukunft kommt in langen Wellen www.weiss-kommunikation.de ... interessantes Bild der Kondratjew-Zyklen!

Der sechste Kondratieff www.kondratieff.net ...

Globale Aufklärung - Globale Chance www.politik-poker.de ...

Die Grenzen des Wachstums (Club of Rome) http://de.wikipedia.org ...

Wachstumskritik http://community.attac.at ...

Wirtschaft ohne Wachstum www.dradio.de ...

Leben ohne Wachstum http://kannwas.mycontent.org ... ein bemerkenswerter SPD-Antrag ...!

Stiftung Neue Verantwortung www.stiftung-nv.de ...

Zur politischen Ökonomie des Schrumpfens www.dradio.de ...

Banker fürchten Schulden-Crash in Europa www.spiegel.de ...

 

 

Jürgen Albrecht, 02. Januar 2010
update: 30.10.2010

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