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Interessanter
Disput
Beim
Surfen bin ich auf eine ungewöhnliche WebSite mit dem Namen Mein
Parteibuch © gestossen. Erst dachte ich, es handelt
sich um Satire*). Aber Marcel Bartels, SPD, meint es offensichtlich
ernst mit seinem Motto 'Subjektiv, persönlich, parteiisch'. Der
Mann ist beweglich und will etwas bewegen. Die Konzeption dieser Site
und die Navigation sind neu und interessant. Ein Wiki: Die Indexseite
ist eigentlich nur eine übersichtlich gestaltete Linkseite. Politische
Programme oder grundsätzliche Texte gibt es nicht.
Marcel Bartels gibt ein mehr oder weniger kurzes Statement
vor, die vorbeikommenden Surfer sagen dazu ihre Meinung. Eine grosse
Community chattet via E-Mail. Alle reden über alles. Vielleicht
sieht so die Politik von morgen aus?
*)
Die Diskussion ergab: Es ist in etwa so gemeint: Satire/Provokation
-
Dieses Web ist wirklich im übelsten Sinne des Wortes parteiisch
und erschreckend kleinkariert.
Der
Begriff 'parteiisch' an so zentraler Stelle betont, kombiniert mit
einem roten Parteibuch - das lässt bei jedem Ex-DDR-Bürger
sofort die Alarmglocken schrillen. Jedenfalls bei mir und den 2,3
Millionen ehemaligen SED-Mitgliedern
(von 16,6 Millionen DDR-Bürgern). Ich schrieb Marcel, dass der
'parteiliche Klassenstandpunkt' das wichtigste Beurteilungskriterium
in der DDR war. Nie würde ich meine Handlungen und Überzeugungen
am Programm einer Partei ausrichten. Es entwickelte sich ein Disput
über das Motto seiner WebSite. Hier ist der Dialog
im Original nachzulesen ...
Einige
Auszüge, stark gekürzt:
Parteilichkeit,
Broder, Professionalität
Al am 27. November 2005 um 18:35h
-
Selbstverständlich braucht man nicht über die Meinungsfreiheit
in der DDR zu streiten – Es gab sie nicht.
- Einen
Unterschied zwischen parteiisch und parteilich zu konstruieren,
ist sehr gewagt. Es gibt ihn aus meiner Sicht nicht. Das Hauptwort
ist das gleiche: Parteilichkeit. Sieht Dir mal die Synonyme von
parteilich und parteiisch an … das willst Du sicher alles
nicht darunter verstehen !!
- Eine
Partei braucht so etwas wie Parteidisziplin, Fraktionszwang und
Parteilichkeit, sonst funktioniert sie nicht. Das muss sein, aber
so richtig stolz ist darauf niemand. Denn man muss abwägen,
ob man für 'höhere Ziele’ bereit ist, Einschränkungen
seiner persönlichen Freiheit hinzunehmen.
- Ich
bin beispielsweise dazu nicht bereit, weil ich nicht
mehr an die 'höheren Ziele’ der Parteien
und ihrer Führer glaube. Die deutsche Geschichte (nur die der
letzten 100 Jahre) zeigt bilderbuchmässig, wohin die Reise
geht, wenn man seinem Kaiser, dem Führer oder dem Generalsekretär
blind und parteilich folgt: In Kriege und geradewegs in zwei Diktaturen.
- Die
schwächere Variante von Parteisoldat ist Sympathisant. Ich
war heilfroh, dass ich niemandem das Verhalten von Schröder
nach der Wahl und den Abschuss Münteferings erklären musste.
Das genau fordert aber die Parteidisziplin von Dir!
- Broder
und v. Schnitzler sind und waren auf ihre Weise parteilich/parteiisch,
allerdings für völlig gegensätzliche Ideologien.
Aber auch an ihnen sieht man, wohin Parteilichkeit führen kann.
- Ich
würde weder über meine WebSite Parteibuch schreiben, noch
könnte ich stolz darauf sein, parteiisch/parteilich zu sein
(siehe Wörterbuch). Nach Deinen eigenen Worten denke ich auch,
Du meinst etwas völlig anderes: Solidarisch, zielstrebig, wertorientiert,
eigenständig, gerecht, ehrlich, direkt usw.
- Auch
zwischen subjektiv und persönlich ist kein grosser Unterschied.
Ich habe noch mal bei Dir nachgelesen … das gehört eigentlich
alles in einen Topf.
- Mir
würde viel besser gefallen, wenn Du beispielsweise oben drüber
schreiben würdest. Subjektiv (anders geht es ja gar nicht),
professionell (mit dem Hinweis auf Deine Professionalität/Qualifizierung/Sachgebiet
…) und klug (Das Gegenteil von karrieristisch, macht- und
profilierungssüchtig: vernünftig, intelligent, überlegt,
klardenkend, scharfsinnig, besonnen, zurechnungsfähig, umsichtig
…).
- So
wünschte ich mir Deutschlands Politiker: Durchaus subjektiv,
aber in erster Linie professionell und mit Sachverstand, klug agierend
im Interesse unseres schönen Landes. Leider sieht die Realität
anders aus. Das hatte Brecht schon vor 50 Jahren erkannt: '…
denn die Verhältnisse, sie sind
nicht so.’
Parteilichkeit,
Mission Statement
Marcel am 27. November 2005 um 20:32h
- Es
gibt schon einen feinen Unterschied zwischen parteiisch und parteilich,
wobei ich den Unterschied zwischen “parteilich” als
“von der Partei herausgegeben” und “parteiisch”
als “die Partei bevorzugend” sehe. “Mein Parteibuch”
ist also nicht parteilich, weil ich nicht den Anspruch und die Zielsetzung
habe, die Meinung der Partei wiederzugeben. Trotzdem bevorzuge ich
natürlich meine Partei und bin deshalb parteiisch. Viele Wörterbücher
stellen diesen Unterschied allerdings nur sehr unzureichend dargestellt.
Wäre 'Mein Parteibuch' parteilich, so hätte sich die Freiheit
meiner Meinung damit praktisch erledigt.
- ...
- Ich
sehe die Merkmale einer Diktatur eher relativ. .. Nur weil bei uns
der subjektive Eindruck vorliegt, dass wir heute in einer freien
und demokratischen Gesellschaft leben, muß das ja nun nicht
unbedingt der Wahrheit entsprechen. Dieser subjektive Eindruck war
sicher auch bei vielen Menschen vorherrschend, die in den Diktaturen
gelebt haben. Und heute blicken wir auf sie zurück, und fragen
uns, wie es kommt, dass die Menschen so leben konnten. Wer gibt
uns die Gewißheit, dass in zwei bis drei Generationen die
Menschen auf unsere Zeit nicht einmal ganz ähnlich zurückblicken
werden? Ich bemerke im Gegenteil in meiner unmittelbaren Umgebung
sehr viele Merkmale einer unfreien und wenig demokratischen Gesellschaft:
Angst vor der Wahrheit, grassierende Korruption, politische Seilschaften,
Meinungsmanipulation in den Massenmedien, ungerechte Justiz und
die Kriminalisierung großer Teile der Bevölkerung.
- ...
- Zwischen
Broder und Schnitzler sehe ich keinen wesentlichen Unterschied.
- ...
- Über
mein Mission Statement habe ich tatsächlich nicht lange nachgedacht,
sondern es gleich zu Beginn ziemlich schnell runtergeschrieben.
Insofern bitte ich um etwas Nachsicht. Subjektiv sehe ich dabei
vor allem auch als Gegensatz zur journalistischen Pseudo-Objektivität,
wo Zitate gesucht werden, um den subjektiven Standpunkt zu Objektivität
zu verhelfen. Persönlich bedeutet dann eben auch, dass ich
(auch) über meinen kleinen Mikrokosmos schreibe, obwohl ich
das in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe. Es wird vielleicht
Zeit, dass ich mein Mission Statement mal ergänze und präzisiere.
...
- ...
- Wer
als Politiker irgendein anderes Interesse am Land hat, als es auszuplündern
um selbst Karriere zu machen, gilt, glaube ich, unter vielen Kollegen
als dumm. Die Welt verbessern zu wollen, ist hinderlich für
die Karriere eines Politikers.
Parteilichkeit,
Diktatur, Politiker
Al am 27. November 2005 um 22:13h
- Die
semantische Belegung von parteilich und parteiisch ist eindeutig:
einseitig, tendenziös, nicht unparteiisch, befangen, schief,
unsachlich, ungerecht … Wir müssen uns schon an das halten,
was in den Synonymen-Wörterbüchern steht. Sonst kann man
nicht mehr miteinander reden. In der deutschen Sprache sind Parteilichkeit
und die Freiheit Deiner Meinung unvereinbar.
- Natürlich
liegen Kaiserreiche und Diktaturen nicht weit auseinander. Aber
zwischen der (zugegeben unvollkommenen) Staatsform Demokratie und
einer Diktatur liegen himmelweite Unterschiede. Angst vor der Wahrheit,
Korruption, Meinungsmache … das sind Lappalien im Vergleich
zu dem, was eine Diktatur mit ihren Bürgern macht. Kein Vergleich
- siehe DDR! ... Aber noch leben wir in Germany in einem Schlaraffenland
hinsichtlich der bürgerlichen Freiheiten.
- Über
ein Mission Statement sollte man sehr lange nachdenken. Es ist ja
schliesslich so etwas wie das Handlungs- oder sogar Lebensmotto.
... Diese drei Worte liest jeder und sie müssen das aussagen,
was die Grundlage Deines Handelns ist. ... Auch die Begriffe subjektiv
und objektiv sind eineindeutig belegt: Der Mensch ist prinzipiell
nicht in der Lage, objektive Urteile/Aussagen abzugeben/zu treffen!
Egal was er sagt oder schreibt, es ist immer subjektiv. Deswegen
ist Dein 'subjektiv' im Statement auch redundant.
- Mir
ist völlig unverständlich, wie man mit so einer Meinung
über die Politiker Mitglied einer politischen Partei werden
kann?? Denkst Du denn, bei den SPD-Mitgliedern handelt es sich um
Menschen/Politiker von einem anderen Stern?! Und wenn man in eine
Partei eintritt, dann will man doch etwas bewegen. Im besten Fall
rüttelst Du doch am Gitter des Kanzleramts und willst dort
rein! Da kannst Du doch nicht gleichzeitig sagen, die Politiker
haben nur ein Interesse, das Land auszuplündern!?
Vielleicht weißt Du gar nicht so richtig, auf was Du Dich
mit dem roten Parteibuch eigentlich eingelassen hast??
Wörterbuch,
Freiheit, Politiker
Marcel am 28. November 2005 um 12:03h
- Auch
Büchern sollte man nicht blind vertrauen, denn es mag in unterschiedlichen
Büchern auch unterschiedliches Gedrucktes stehen. Ich weiß
nicht, in welches Wörterbuch Du geschaut hast. Im etymologischen
Wörterbuch des Duden Verlages (etwas ältere Ausgabe) finde
ich:
parteiisch - voreingenommen, befangen, nicht objektiv (15. Jh.)
parteilich - eine Partei betreffend (16. Jh.) ...
- Ich
sehe das auch so, dass demokratische Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte
und Meinungsfreiheit wichtige Parameter sind, um zu kennzeichnen,
inwieweit ein Staat eher humanistisch oder eher totalitär ist.
Selbstverständlich haben wir Fortschritte gemacht auf dem Weg
weg von einer totalitären Gesellschaft hin zu einer freieren,
humanistischen Gesellschaft. ... Ich halte die allumspannende Korruption,
den gezielten Rechtsmißbrauch zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit
wie dies beispielsweise im Fall Michal Plümpe sehr deutlich
wurde, und die Meinungsmache in den Massenmedien beispielsweise
nicht für Lapalien, sondern für ein Zeichen einer totalitären
Gesellschaft. ...
- ...
Natürlich sind die drei Worte im Mission-Statement auch eine
Provokation gegenüber den Mainstream-Medien. Obwohl eigentlich
alle Medien in Deutschland die Merkmale 'subjektiv, persönlich
und parteiisch' erfüllen, so wird eine Diskussion darüber
dadurch ausgeblendet, dass sie das Gegenteil suggerieren. Man denke
nur mal an Franziska Augstein’s jüngste Spiegel Kritik,
und stelle sich dann vor dem Hintergruznd einmal die Fragen, wie
subjektiv, persönlich und parteiisch der Spiegel ist. Gerade
weil aber Mainstream-Medien Objektivität suggerieren, halte
ich “subjektiv” nicht für redundant.
- Ich
bin gar nicht mit der Meinung, die ich jetzt von der Politik habe,
Mitglied einer politischen Partei geworden. Ich bin in die Partei
eingetreten, weil ich angesichts der dramatischen Lage in Deutschland
meinen Teil dazu beitragen wollte, dass etwas daran verbessert wird.
Ich möchte eben nicht alle Verantwortung auf die Politiker,
die Politik oder die Umstände schieben, sondern selbst meinen
Beitrag dazu leisten, dass etwas besser wird. Meine Meinung von
Politikern hat sich allerdings im Laufe der ersten sechs Monate
meiner Parteimitgliedschaft geändert. Vor sechs Monaten bin
ich noch davon ausgegangen, dass Politiker sowohl ihre eigene Karriere
als auch das Wohl des Landes im Auge haben. Heute denke ich, dass
sich den Luxus, das Wohl des Landes im Auge zu behalten, eigentlich
kein Politiker leisten kann, wenn er nciht seine Karriere riskieren
will.
Als ich vor sechs Monaten angefangen habe, genauer hinzuschauen,
bin ich davon ausgegangen, dass wir in Deutschland vor allem einige
grundlegende Probleme wegen der vom Wähler herbeigeführten
Blockade zwischen Bundesregierung und Bundesrat haben. Nachdem ich
mich nun sechs Monate mit Politik beschäftigt habe, sehe ich
die Defizite vor allem in allumfassender Korruption, Gesinnungsjournalismus,
fehlender Funktionsfähigkeit des Rechtswesens, instrumentalisierter
Bürokratie und der Monopolisierung von Märkten.
Wohin nun meine parteiische Reise geht, ist mir selbst nicht klar.
Das liegt wohl daran, dass ich meine berufliche Zukunft nicht absehen
und eigentlich keine Perspektive erkennen kann. Solange ich nichts
besseres mit mir anzufangen weiß, schreibe ich eben hier.
Wörterbuch,
Freiheit, die Welt verändern
Al am 28. November 2005 um 17:30h
- Einverstanden,
warum sollte man Büchern vertrauen? Natürlich sind auch
sie mehr oder weniger subjektiv. Aber Wörterbücher sind
ein Sonderfall. ... Ich verwende Wortschatz vom Sybex-Verlag (eine
Software auf meinem Rechner) oder das hervorragende WebLexikon.
Ich zitiere das WebLexikon:
Parteilich: beeinflußt, parteigebunden, subjektiv, voreingenommen
Parteiisch: befangen, eingleisig, einseitig, gefärbt, parteigebunden,
parteilich, subjektiv, tendenziös, unsachlich, voreingenommen,
vorurteilsvoll
Grundform: parteilich und Parteilichkeit: Befangenheit, Einseitigkeit,
Voreingenommenheit ist Synonym von: Ethos, Gesinnung, Haltung, Intoleranz,
Sinnesart, Subjektivität, Unduldsamkeit, Verblendung, Vorurteil
Müssen/sollen wir noch mehr über diese Begriffe diskutieren?
Ich bin sicher, das alles willst Du damit genau NICHT Deinen Lesern
sagen!
- Hier
haben wir keine prinzipielle Differenz. Ich habe die DDR mitgemacht
und kann es keinem klar machen, wie gross der Unterschied zu den
jetzigen Verhältnissen ist! Aber Du hast recht, wenn Dir das
alles noch nicht genügt. Natürlich sind die angesprochenen
Dinge (Korruption, Meinungsmache …), wenn man die DDR aussen
vorlässt, keine Lappalien! Ich habe Bedenken in genau der entgegengesetzten
Richtung: Ich hoffe, es bleibt so, wie es jetzt ist. Ich nehme aber
an, die Pervertierung des Rechts und die Korruption in allen Varianten
wird zunehmen und die Freiheitsrechte werden per Erlass schleichend
oder ganz legal (z.B mit dem Hinweis. auf den Terrorismus) eingeschränkt.
Irgendwann kippt dann das Ganze und wir haben amerikanische Verhältnisse:
Die Diktatur des Kapitals.
- Subjektiv
ist insofern nicht redundant, weil der Allgemeinheit der Sachverhalt
der totalen Subjektivität aller menschlichen Äusserungen
nicht bewusst ist.
In dem Moment, wo Du Dein Mission Statement als Provokation verstehst,
erübrigt sich jede Diskussion über den Inhalt. Dann geht
es um Provokation und um nichts anderes.
- Dieser
Punkt ist hoch interessant, denn er beschreibt viel besser als Dein
Mission Statement, was Du eigentlich willst. ... Gebt mir einen
festen Punkt und ich werde die Welt aus den Angeln heben. Leider
gibt es so einen festen Punkt nicht. Aber wer etwas in diesem Lande
bewegen will, muss bei einer Partei oder Organisation mitmachen
oder selber eine gründen. ... Ich habe knapp 40 Jahre auch
in diesem Sinne geackert. Aber in den letzten 10 Jahren bin ich
zu der Überzeugung gekommen, das ist Illusion. Jedes stabile
System ist nur in engen Grenzen in der Lage, sich selbst von innen
heraus zu reformieren. Ich gehe sogar noch weiter: Auch diese ganze
Zivilisation ist nicht reformierbar, weil die systemimmanenten Widersprüche
nicht zu beseitigen sind. Deshalb wird diese Kultur untergehen.
Traurig aber wahr: Bitte
lesen!! Ich wünschte, jemand würde mir bei
dieser Analyse Fehler nachweisen.
Trotzdem: Weitermachen!!!! Ich hoffe, Du findest die richtigen Mitstreiter
und den Knackpunkt, an dem sich der Hebel ansetzen lässt. Aber
auch wenn das gelingt, die entscheidende Frage bleibt offen:
Wie sieht das alternative System aus, das mit der heute existierenden
Sorte von Menschen funktioniert?
Provokation, Alternativen, ethische Leitlinien
Marcel
am 28. November 2005 um 23:56h
- Parteiisch
im Sinne von befangen, gefärbt
und tendenziös *)
ist Mein Parteibuch schon. Ich bin ja schließlich Mitglied
einer Partei, denn ich denke, um etwas zu ändern, muß
man selbst Teil des Systems sein. Im Unterschied zu vielen anderen
Medien schreibe ich es aber gleich in den Titel, dass ich parteiisch
bin. Das finde ich durchaus anständig. Wer das parteiische
wie eine Konstante in einer Gleichung abzieht, kommt dann dem Kern
dessen, was ich hier treibe, näher. Ich will aber unverhohlen
zugeben, dass es manchmal auch einfach nur Spaß macht, die
Methoden der Bild-Zeitung zu kopieren, und den Spin dabei in eine
andere Richtung zu geben.
*)
Al:
... es könnte sein, dass sich Marcel für solche Texte
in ein paar Jahren schämt - Hoffentlich!
- Ich
glaube gar nicht so sehr, dass das Kippen von politischen Systemen
viel an der Gesellschaft ändert. Da ändert sich zwar die
Fahne, die über dem System drüberhängt, aber tief
drinnen ändert sich eher wenig. ... Derzeit sehe ich die Gefahr,
dass die neuen Technologien des Informationszeitalters mit einem
gesellschaftlichen Leitbild aus dem vorletzten Jahrhundert nicht
zu der Verbesserung der Lebensumstände der Menschen führen,
zu denen sie eigentlich führen könnten. Im Gegenteil,
durch die Kriminalisierung großer Teile der Bevölkerung
mit modernen Straftatbeständen wie zum Beispiel Urheberrechtsverletzungen
und finanzielles Raubrittertum mit Hilfe von Patentrecht, Markenrecht,
Namensrecht, Vertragsrecht und so fort erleben wir gerade neben
Fortschritten auch deutliche Rückschritte in der Entwicklung
hin zu einer besseren Gesellschaft. Über das politische System
hingegen mache ich mir wenig Illusionen: das hat sich in den letzten
Jahrzehnten kaum geändert.
- Sicherlich
ist das Herausheben der Attribute, die nicht selbstverständlich
sind, eine Provokation. Neudeutsch heißt so etwas auch Eyecatcher.
Ehrlich und unabhängig würde zwar sicher auch zutreffen,
wäre aber kein Blickfang. Ich denke auch nicht, dass die Diskussion
über das von mir abgegebene Mission Statement viel mehr Tiefgang
verdient.
- Dieses
alternative System, dass mit den heute existierenden Menschen funktioniert,
zu beschreiben, sehe ich tatsächlich als eine Kernaufgabe,
um etwas zu verbessern. ...
Ich bin mir jedoch eigentlich sehr sicher, dass es Menschen gibt,
die bereits weiter sind auf diesem Weg, Ziele oder ethische Leitlinien
zu formulieren und die sich an ihre ethischen Linien auch selbst
halten. Es kann doch nicht sein, dass ich mit diesen wohl beinahe
klassischen humanistischen Wertvorstellungen allein auf der Erde
bin? ...
Als Leitziel würde ich mal zur Diskussion stellen wollen, dass
ich meine, wir bräuchten so etwas wie eine Hinwendung zu mehr
Anständigkeit. Es sollte sexy werden, anständig, bescheiden
und geradlinig zu sein. Es sollte schick sein, einem gebrechlichen
Menschen über die Straße zu helfen, anstelle sich am
Ballermann den wegzudröhnen. Ich meine damit nicht, dass diese
Anständigkeit ein Zwang sein sollte wie ein unverstandenes
religiöses Ritual, sondern etwas gern gesehenes.
Ich denke, dieses System braucht an der Spitze so etwas wie grundsätzliche
ethische Leitlinien und sollte dann heruntergebrochen werden können.
Ich denke, es sollte ein ethischer Kodex sein, der bereits im kleinen
anzuwenden ist, der nicht mit einer Revolution, sondern auf einer
Bewußtseinswandlung beruhend verbreitet wird. ...
Ich denke übrigens, allein mit der neuen Informationstechnik
läßt sich so etwas wie Deine globale Bildungs- und Menschenrechtsoffensive
wirklich durchführen. Die Wikipedia leistet ja bereits heute
bereits unschätzbare Dienste für die Bildung. Warum sollte
es im Informationszeitalter nicht auch eine dem Informationszeitalter
entsprechende Ethik geben können? ...
Pluralismus,
das alternative System
Al am 29. November 2005 um 10:02h
- Diese
Diskussion können wir also abhaken. Du stehst zu Deiner Parteilichkeit
und das Ganze hat bewusst auch einen etwas reisserischen Charakter,
denn anders kann man 'auf dem Markt'nicht bestehen. OK – verstanden,
aber nicht akzeptiert. Macht nichts. Differenzstandpunkt.
- Aus
meiner Sicht ändert sich gerade nicht nur die Fassade, sondern
das ganze System. Für mich ist entscheidend (Beispiel Bundesrepublik),
ob der von mir so hoch geschätzte Pluralismus erhalten bleibt,
oder nicht. Kriterium dafür ist die Meinungsfreiheit, gewährleistet
und gesichert durch den Rechtsstaat. Nach meinen DDR-Erfahrungen
ist das das Tafelsilber Deutschlands und weiter Teile Europas. ...
Ich habe die Befürchtung, dass diese Rechte durch den Staat
sukzessive eingeschränkt werden. ... Das aber ist nicht die
Fassade, es ist die Substanz des politischen Systems! Die freiheitliche
Demokratie kippt: Fundamentalistische Christen agieren mit Nation
Building und massiver militärischer Gewalt gegen fundamentalistische
Moslems. Pluralismus und die Meinungsfreiheit bleiben auf der Strecke:
Siehe USA.
- Wenn
man Mission Statement wörtlich nimmt, dann verdient das, was
man dazu schreibt, reiflichste Überlegung und Tiefgang. –
Aber das ist meine Sicht. Differenzstandpunkt.
- Hier
sind wir uns wieder sehr einig. Auch aus meiner Sicht ist das die
alles entscheidende Frage, mit der sich die Zukunft dieser Zivilisation
entscheidet: Wie sieht das vernünftige, friedliche und solidarische
System aus, das mit der heute existierenden Sorte von Menschen weltweit
funktioniert?
Hier liegt auch der Grund, weshalb ich generell unseren Parteien
und ihren Generalsekretären misstraue: Sie kümmern sich
um diese Frage einen Dreck. Genau diese weltanschauliche Frage war
aber ursprünglich ein wesentliches Anliegen aller Parteien
bei ihrer Gründung! Was ist davon übrig geblieben? Du
redest wie die SPD von Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit.
Wie aber soll der Staat, das politische System aussehen, das in
den Zeiten der Globalisierung die Wohlfahrt und den Wohlstand aller
sichert??! Vom Mehren des Wohlstands und von Wachstum gar nicht
zu reden. Wo ist das Programm, das Konzept, die neudeutsche Roadmap,
mit der eine solche Gesellschaft aufgebaut werden kann? Keine Partei
hat auf diese Fragen Antworten. Siehe Koalitionsverhandlungen: Es
geht nur um’s Geld und strategisch maximal um die Pendlerpauschale…
Eine neue Epoche der globalen Aufklärung? Technisch überhaupt
kein Problem, aber weil der Wille fehlt, ist so ein Ansinnen die
blanke Utopie. Kein Wunder, dass die Eliten mit Parteien und Politik
nichts zu tun haben wollen.
Meinungsfreiheit,
neue Ethik
Marcel
am 29. November 2005 um 17:50h
- Es
mag sein, dass ich mich in Bezug auf Provokation ganz gewaltig irre.
Den Nutzen der Provokation habe ich gleich zu Beginn gesehen, die
Defizite in der gesellschaftlichen Ethik hingegen erst viel später.
Wie bekomme ich publizistisch eine neue Ethik der Anständigkeit
damit zusammen, dass Menschen sich beinahe einem Naturgesetz gleich
für reißerische Aufmacher interessieren?
- Ich
denke, in Bezug auf die Meinungsfreiheit haben wir es mit einem
sehr labilen Kräftegleichgewicht zu tun, das durch die Konzentration
der Märkte bedroht ist, die das Informationszeitalter mit sich
bringt. Der Widerspruch liegt darin, dass mehr Freiheit leicht zu
mehr Konzentration führt, was letztendlich ein weniger an Freiheit
bedeutet. Deutschland steht aus meiner Sicht zwar insgesamt schlecht,
aber wegen des dualen Mediensystems jedoch noch vergleichsweise
gut da. Man denke zum Vergleich nur an Italien.
Die modernen neuen Straftatbestände, Möglichkeiten, mit
Klagen zu Schutzrechten virtueller Güter mißliebige Menschen
beliebig in die Enge zu treiben, und natürlich auch die privatwirtschaftliche
Beherrschung technischer Standards sind aus meiner Sicht viel mehr
Kennzeichen des neuen Totalitarismus im Informationszeitalter. ...
- Nun,
die Zivilisation sehe ich nicht gefährdet. Die Menschheit ist
sehr anpassungsfähig, ähnlich Ratten in der Kanalisation
werden Menschen noch viel Ungemach der Erde überleben. Ich
empfinde die Vorstellung, dass Menschen ihresgleichen beherrschen,
jedoch nicht als schön, also als unethisch.
Recht hast Du, wenn Du erklärst, dass von Freiheit, Solidarität
und Gerechtigkeit zwar viel geredet wird, die Taten sich jedoch
nicht daran orientieren. Ich gehe davon aus, dass dies keine Frage
des politischen Systems ist, sondern eher eine ethische Frage. Ich
will es mal anders formulieren: nicht die Verbesserung des politischen
Systems bringt uns positiven gesellschaftlichen Fortschritt, sondern
ein mehr an ethischem Handeln der in dem System lebenden Individuen.
Ich bin mir schon bewußt, dass ich mit dem Streben nach einer
neuen Ethik tief in die Religion hineingehe. Allerdings ist die
ethische Grundlage, sei sie Religion oder Ideologie eben die Grundlage
für den politischen Rahmen. Um wirklich nachhaltig etwas zu
verändern, muß dieser ethische Rahmen betrachtet werden,
meine ich.
Noch bekomme ich es allerdings nicht so recht zusammen, daraus eine
Art Roadmap, die die Welt aus den Angeln hebt, zu machen
Revolution,
wissenschaftliches Weltbild
Al
am 29. November 2005 um 19:23h
- Das
sind ganz einfach Marktgesetze, die sich entwickelt haben und die
man nicht ignorieren kann, wenn man etwas verkaufen oder erreichen
will.
- Da
sind wir uns einig: Deutschland steht vergleichsweise noch gut da.
Ich hoffe deshalb eher darauf, dass es so bleibt, als dass es noch
besser wird. Den Totalitarismus, den erstaunlicherweise die Technik
hervorbringt, habe ich so noch nicht wahrgenommen. Aber er existiert
in Form verschiedener Monopole (Microsoft, Intel, Handy, Medien,
Internet-Verwaltung, Rohstoffe, Energie, Logistik ...), die ihre
Sonderstellung ausbauen und für ihre Zwecke ausnutzen. ...
Allerdings habe ich keinerlei Idee, wie man gegen Akkumulation,
Globalisierung und Totalitarismus OHNE Kapital im Hintergrund friedlich
und demokratisch vorgehen kann! Ein Qualitätssprung ist hier
mit Moral und Ethik nicht von innen heraus zu erreichen. Das geht
nur mit blutiger Revolution. Und die findet mit Leuten nicht statt,
die satt auf dem Sofa sitzen und jeden zweiten Tag ihr Auto vor
der Garage waschen.
- Und
da sind wir schon beim alternativen System. Deine ethischen Bemühungen
in allen Ehren. Aber was nicht einmal die Religionen schaffen, wird
eine neue Ethik erst recht nicht erreichen. Es gibt zu wenig gebildete,
vernünftige Menschen und deshalb fehlt weltweit jede Motivation
für eine ethische Bewegung. Aus dieser Ecke kommt meine Forderung
nach einer neuen Epoche globaler Aufklärung.
Unter dem Stichwort Das
wissenschaftliche Weltbild habe ich genau darüber
nachgedacht. Zu den dort aufgestellten Grundsätzen und Geboten
kann man auch Ethik sagen. Vielleicht findest Du dort den Hebel
für Deine Roadmap?! Ich bin skeptisch. Eine qualitative Veränderung
kann nur eine Revolution der Massen oder der sprichwörtliche
weise Fürst/milde Diktator herbeiführen.
Solange es noch nicht so weit ist, sollten wir uns einfach darüber
freuen, wie gut es uns jetzt immerhin geht! Aus meiner Sicht ist
das gegenwärtige pluralistische Gesellschaftssystem Europas
das Maximum dessen, was mit dieser Sorte von Menschen erreichbar
ist.
Revolution, Religion, Wiki
Marcel am 30. November 2005 um 3:36h
- 4.
Die Konzentration der Märkte sehe ich als ein wichtiges Kennzeichen
des Informationszeitalters. Die bessere Kommnikation befördert
die Globalisierung und begünstigt damit die globale Monopolisierung.
Der mit der neuen Technik einhergehende inflationäre Schutz
geistiger Eigentumsrechte zementiert diese Monopole dann. Kapital
ist nur insoweit notwendig, als dass diese Schutzrechte geistigen
Eigentums durchgesetzt und verteidigt werden müssen. Die Revolution
dagegen stelle ich mir dezentral und schleichend vor, nicht blutig.
Sie sollte vom Organisationsbild eher aussehen wie Open Source Software
oder wie eine Blogosphäre denn wie eine Militäraktion.
- 10.
Die Religion halte ich nicht für mächtig, sondern für
schwach wie nie zuvor, was auch nicht zuletzt aus der Aufklärung
resultiert. Die Religion leistet einen wichtigen Teil zur Konditionierung
von Menschen mit ethischen Verhaltenskodizes, aber sie erreicht
immer weniger Menschen. Die von dir formulierten vernünftigen
Gebote sind mir zu fest, und ich meine, sie treffen nicht den Kern
der Dinge und sind etwas widersprüchlich. Und auch die Aufklärung
oder ein wissenschaftliches oder atheistisches Weltbild sehe ich
nicht als absolute Notwendigkeit an. Ich habe keine Probleme damit,
in anständigen ethischen Leitlinien auch ein romantisches oder
ein religiöses zu befürworten. ...
Der
Ansatzpunkt sind, denke ich, ethische Leitlinien. Deine 10 Gebote
finde ich als Ausgangspunkt gar nicht schlecht, ebenso wie die ersten
20 (?) Artikel des Grundgesetzes oder die ersten Artikel der Statuten
einer Partei, wie zum Beispiel der SPD. Ich denke, allen Ansätz
fehlt jedoch etwas. Zum Beispiel fehlen mir Worte zu Umgangsformen
im inneren der Bewegung zur Verbesserung der Welt.
Viel
spannender finde ich die Frage, welches technische System man verwenden
kann, um zu kleinen sukzessiven Verbesserungen dieser Ansätze
zu kommen. Kann man ein ethisches oder politisches System mit heute
verfügbarer Technik entwickeln? Oder wäre die Entwicklung
einer neuen Webtechnik notwenidig, zielführend, sinnvol oder
was auch immer? Wie könnte ein solches technisches System zur
Gestaltung eines ethischen Systems in einem offenen Prozeß
aussehen?
Sähe
so ein System aus wie ein Wiki, mit dem eine Verfassung oder eine
Vereinssatzung geschrieben wird? Mal angenommen, man findet so ein
technisches System oder kann es beschreiben, wie kann man dann den
Prozeß anschieben und Mitstreiter finden?
Revolution,
3 Dinge, die die Welt verändern
Al
am 30. November 2005 um 18:40h
- Die
Eigentumsrechte sind neue Produkte, die wieder Kapital erzeugen
und das Monopol sichern. Aber die ganze Globalisierung und Monopolisierung
funktioniert nicht, wenn Du kein Kapital hast.
Und aus meiner Sicht gibt es keine schleichende Revolution. Eine
Revolution bewirkt den Umschlag von Quantität in Qualität
oder eine Qualität wird zu einer neuen. Insofern benötigt
ein qualitativ neues Gesellschaftssystem eine Revolution, die muss
aber nicht blutig sein: Siehe DDR-Implosion. Entscheidend aber ist:
Entweder wird so eine Revolution von oben verordnet (Lenin und Fiedel
Castro), oder sie wird von unten, von den Massen, erzwungen. In
jedem Fall aber müssen die Menschen mitmachen, sie müssen
motiviert sein oder werden. Und genau hier hapert es, aus meiner
Sicht: Wohlstand und Revolution schliessen sich aus.
- Achtung:
Meine '10 Gebote' unter Das
wissenschaftliche Weltbild sind keine neuen 10 Gebote,
sondern Beispiele!!! Es sind weder ausformulierte Gebote, noch sind
sie in eine vernünftige Rangordnung gebracht (das steht dort
auch!). Ich wollte nur nachweisen, dass man aus dem naturwissenschaftlichen
Wissen auch moralische und ethische Gebote ableiten kann. Das ist
kein Vorrecht der Religionen. Anders gesagt: Man muss nicht an Gott
glauben, um vernünftig und ethisch mit seinen Mitmenschen und
der Natur umzugehen.
Natürlich kann man sich ein wissenschaftliches Weltbild auch
mit oder ohne Gott vorstellen. Aber es wird dann nicht der naive
Gott der Bibel oder des Korans sein. Es gilt immer noch das, was
Kant gesagt hat: Wir sind nicht in der Lage, das 'Ding an sich'
zu erkennen, wir sehen nur seine 'Erscheinung' (Wirkung). Sich unter
diesen Voraussetzungen einen Gott vorzustellen, das passt in das
wissenschaftliche Weltbild. ...
Die Technik ist aus meiner Sicht sekundär. Sie ist prinzipiell
vorhanden und global verfügbar. Das allein ist wichtig. Entscheidend
ist: Man muss die Köpfe der Menschen erreichen und ihre Motivation
qualitativ verändern. Vorsicht! Da sind wir fast schon wieder
beim 'Neuen Menschen', den es nicht geben wird.
Wenn Du etwas in Richtung auf ein neues, oder wenigstens reformiertes
System (oder weniger: ein neues menschliches Verhalten) auf die
Beine stellen willst, dann sind dafür drei Dinge nötig:
(A) Eine plausible Vision
(B) Die Vision muss für jeden einzelnen einen Vorteil in Aussicht
stellen und
(C) Du musst (mit Technik) die Massen erreichen.
Nach diesem Prinzip funktionieren Religionen (und Ideologien). Und
wenn Deine Vision nicht so simpel ist, wie die Story vom Gutmenschen
Jesus, dann ist sie zu kompliziert und Du erreichst nur die gebildeten
Menschen, von denen es zu wenige gibt...
Es ist schwierig, die Welt ohne blutige Revolution aus den Angeln
zu heben ....!
Revolution,
Gebote, Nebel
Marcel
am 1. Dezember 2005 um 0:38h
- Hat
sich die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland in den letzten
Jahrzehnten nicht weiterentwickelt, obwohl es weder eine friedliche
noch eine blutige Revolution gab? Ich denke schon. Es gab so etwas
wie eine schleichende Revolution, hin zu gewaltloser Kindererziehung,
hin zur Gleichberechtigung von Frauen, hin zur gesellschaftlichen
Bekämpfung von Suchtkrankheiten wie Alkoholismus und hin zur
Aufhebung der Ächtung von mancher einvernehmlicher Sexualität
unter Erwachsenen. ... Allein, es wäre illusorisch zu glauben,
dass sich durch diese Revolution wirklich viel geändert hätte
in dem Land. Es setzt sich vielmehr inzwischen die Erkenntnis durch,
dass Veränderungen nur langsam von statten gehen.
- Wenn
Deine 10 Gebote nicht Vorschriften, sondern Beispiele sind, dann
sind diese Gebote ein möglicher Ansatz für ethische Leitlinien.
Ich meine, der Anspruch, dass diese ethischen Leitlinien perfekt
sind, ist nicht erfüllbar. Stattdessen würde ich mich
mit einem offenen System beschäftigen wollen, das solche Leitbilder
verbessert, präzisiert oder verallgemeinert. Mit offenen System
meine ich dabei ein technisches System, dass es praktisch jedem,
der sich dazu Gedanken macht, erlaubt, an der Verbesserung mitzuwirken
(Wiki).
Wenn
Du von einer Vision schreibst, dann stimme ich Dir insofern zu,
als dass auch ich glaube, ein Leitbild ist dringend notwendig. Allerdings
fällt so ein Leitbild, glaube ich, nicht vom Himmel und auch
eine Eingebung wird allenfalls Rudimente hervorbringen. Für
notwendig halte ich es hingegen, einen winzigen Anfang zu machen
und dann ein System, einen Prozeß, zu betreiben, dass diesen
Anfang verbessert. ... Um solch eine Vision zu entwickeln, muß
jedoch ein Kern bereits vorhanden sein. Diesen Kern sehe ich in
den ethischen Leitgedanken des Umganges miteinander von denjenigen
an, die sich daran machen, eine solche Vision zu entwickeln.
Diesen
Gedanken, wie sich die unbestimmte Verbesserungswürdigkeit
zu einem Ankerpunkt ethischer Gedanken oder so ähnlich verfestigen
könnte, habe ich im Parteibuch Wiki mal in einem ersten Entwurf
“Verdichtung
eines Nebels zu einem festen Ankerpunkt” festgehalten.
Ich stelle mir das dann so vor, wie das in einem Wiki üblich
ist, jeder das verbessern kann oder neue Gesichtspunkte hinzufügen
kann. Mit Deiner Erlaubnis würde ich Deine “10 Gebote”
und womöglich noch einige Texte mehr von Deiner Webseite da
auch zufügen bzw. Dich dazu einladen, sie selbst zuzufügen.
Nebel, Wiki, Qualität und Quantität
Al
am 1. Dezember 2005 um 2:38h
Ich habe
das gerade mal überflogen: Noch ist es sehr neblig und es muss
konkreter, sachlicher, deutlicher werden. Auch in der Überschrift.
Natürlich kannst Du alles von mir zitieren, was Dir nützlich
erscheint. Ich werde auch mitmachen, allerdings noch nicht in dieser
Nacht, denn morgen habe ich auch noch was vor … Es ist aber
ein spannender Gedanke, eine Vision für eine friedliche, pluralistische,
solidarische, globale Gesellschaft mit einem Wiki zu entwickeln. Das
wäre ja fast schon ein Titel – Vision für eine globale
Zivilisation …oder so ?! Was sollte so eine Zivilisation für
Ziele haben, wie werden die Menschen satt, wofür sollten sie
ihre Zeit investieren und wie sollten sie miteinander umgehen??
Nur noch
eine Bemerkung: Entwicklung ist nicht Revolution. Hier geht es um
die Begriffe Qualität und Quantität. Natürlich hat
sich die Bundesrepublik entwickelt, und nicht zu knapp. Aber es ist
die Bundesrepublik geblieben, auch wenn sich viel gegenüber 1950
verändert hat. Es hat eine quantitative Weiterentwicklung stattgefunden,
aber es fand kein Umschlag in eine neue Qualität statt. Du hast
Recht, über eine (sehr) lange Zeit kommt auch eine neue Qualität
zustande, aber mit einer Revolution geht es schneller.
Und ganz
entscheidend ist: Manche Dinge kann man nicht durch Weiterentwicklung
aus der Welt schaffen. Beispielsweise das Streben nach Ansehen/Macht
und die inflationäre Zinswirtschaft. Die beiden Aspekte sind
die Ursache dafür, dass heute eigentlich nur noch einen Wert
existiert: Geld. Aus meiner Sicht hilft da nicht einmal eine Revolution,
denn hier geht es um genetische Programmierung.
Nebel,
Ethik, neue Qualität
Marcel
am 2. Dezember 2005 um 13:12h
Schaun
wir mal, wie es weitergehen kann. Den Beitrag habe ich absichtlich
so undeutlich und wenig konkret gehalten, damit sich das Kondensat,
was dann konkreter werden sollte, aus der Diskussion heraus entwickeln
kann. ... Den Titel des Ziels der Idee habe ich auch bewußt
offen für eine Diskussion gelassen, genauso wie ich mich bemüht
habe, eine Vision zu vermeiden. Das Wort Vision hat für mich
einen pathologischen Beiklang, ich denke eher an so etwas wie an ein
grundlegendes gedankliches Leitbild.
Von den
von Dir angesprochenen Fragen halte ich die Frage, wie Menschen miteinander
umgehen sollten, für die grundlegende Frage, aus der die Lösung
der anderen Fragestellungen entwicklet werden kann. Dies ist der Grund
dafür, warum ich versuche, zuerst Gedanken zur Ethik anzustellen.
Ethisches Verhalten äußert sich insbesondere im Umgang
miteinander.
Ich meine,
nur durch Entwicklung kommt eine neue Qualität zu Stande, ganz
so wie in der Bundesrepublik sich viel verändert hat gegenüber
1950. Ich glaube, eine Revolution verhindert die Entwicklung einer
neuen Qualität.
Ich sehe
die Welt so, dass man Dinge nur durch Weiterentwicklung aus der Welt
schaffen kann. Recht gebe ich Dir, dass man nicht alle Dinge aus der
Welt schaffen kann, mit manchen Dingen müssen wir einfach lernen,
umzugehen, so wie wir mit der schrecklichen Vorstellung klarkommen
mußten, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern
die Erde um die Sonne. Dagegen hilft keine Revolution, wir müssen
lernen, damit umzugehen.
Ich möchte
also nicht die genetische Programmierung ändern, sondern die
Art und das Bewußtsein, wie damit umgegangen wird.
Wiki,
Methodik, Hunger vor Ethik
Al
am 7. Dezember 2005 um 22:36h
Der Nebel
hat sich noch nicht gelichtet. Aber das kann ja noch werden. Nach
einigen Überlegungen bin ich zu der Überzeugung gekommen,
dass ein Wiki sehr gut zu einer solchen Meinungsbildung geeignet ist:
Erstens wird nicht nur geredet, sondern es muss geschrieben werden.
Das führt dazu, dass man konkreter werden muss. Es können
sich auch alle problemlos beteiligen, die dazu eine Meinung haben.
Und drittens ist ein Wiki tatsächlich besser als ein Arbeitskreis,
denn es wird nicht soviel gequatscht, sondern wesentlich intensiver
gearbeitet – Es wird nämlich direkt am Ergebnis gewerkelt:
An einem Text, der das Endprodukt ist. Bisher wird die Wiki-Technik
in Wissenschaft und Forschung in dieser Weise erst selten als Methodik
benutzt. Das wird sich ändern.
ABER
es gibt ein Aber: Wie bei jedem Arbeitskreis oder Teamwork liegt der
Erfolg entscheidend bei der Moderation, bei der Leitung. Wenn nur
Nebel vorgegeben wird, ist zwar das Ergebnis völlig offen, aber
dafür (deswegen) kommt in der Regel auch nichts zustande. Nebel
bleibt Nebel.
Ein methodisches
Beispiel, was ich darunter verstehe: Unter 19. habe ich einen Satz
geschrieben, der eine Strategie beschreibt und sich als Struktur eignen
würden:
„Was
sollte so eine Zivilisation für Ziele haben, wie werden die Menschen
satt, wofür sollten sie ihre Zeit investieren und wie sollten
sie miteinander umgehen??“
Daraus
wird leicht eine Struktur (Überschriften):
1.Gegenstand
(hier: Zivilisation)
2.Generelle Ziele
3.Existenzsicherung
4.Weltbild/Sinn des Lebens
5.Ethische Grundsätze
Hätte
das Wiki eine zupackende Überschrift (z.B. Leitbild für
ein globalisiertes Deutschland“) und wäre es in diese 5
Absätze gegliedert, würde es viel mehr zur Mitarbeit einladen,
als das jetzt der Fall ist. ACHTUNG.
Das ist NICHT mein Vorschlag für Dein Wiki (dann hätte ich
es schon umgebaut …!) sondern ich will nur demonstrieren, dass
es mit der richtigen Methodik wesentlich effektiver funktioniert.
Aus meiner
Sicht ist die Frage, wie Menschen miteinander umgehen sollten, nicht
der alles entscheidende Aspekt. Zu allererst müssen die Menschen
satt sein, genug Wasser haben und nicht frieren, ein Dach über
dem Kopf. Erst wenn die Existenz gesichert ist, kann man die nächste
Schicht angehen: Familie, Kinder, Sicherheit, Komfort, Gott, Bildung.
Erst mit der Bildung stellen sich in einer dritten Schicht solche
grundlegenden Fragen wie Naturgesetze, Historie, Sinn des Lebens und
Weltbild. Und erst hier geht es um Ethik und Moral.
Du gehst
schon von dieser dritten Schicht aus, weil für Dich alles was
davor kommt, gesichert erscheint. Aber genau das ist eine gefährliche
Illusion: Die Globalisierung klaut uns die Arbeit und die Arbeitsplätze!
Wie aber werden Deine Kinder und Enkel dereinst satt werden?? Ohne
Arbeit und mit einer Sockelarbeitslosigkeit von vielleicht 10 Millionen
in Deutschland??! Da hilft die beste Moral nichts …!
Und um
auch das mal klarzustellen: Ich bin nicht für Revolutionen. Erstens
weil sie meistens blutig sind und zweitens weil es zu einer Revolution
erst kommt, wenn es allen so dreckig geht, dass niemand mehr etwas
zu verlieren hat. Darauf aber kann kein vernünftiger Mensch hoffen.
Mir geht
es nicht um Revolution, sondern um den Qualitätssprung. Und genau
hier liegt das Problem. Schon um beispielsweise endlich in Deutschland
ein vernünftiges, einfaches Steuersystem zu installieren, bedarf
es eines Qualitätssprungs. Sonst quälen wir uns weitere
50 Jahre mit 476 Ausnahmeregelungen herum. Wie aber ist dieser Qualitätsprung
(ohne Revolution!) zu erreichen?? Mit Entwicklung dauert es weitere
50 Jahre… bestenfalls. Und es gibt dutzende solcher Fälle
in Deutschland, wo mit quantitativen Veränderung nicht schnell
genug das Notwendige erreicht wird. Wir brauchen Qualitätssprünge:
Im Renten- und Gesundheitssystem, in der Staatsverschuldung, in der
Einnahmen- und Ausgabenstruktur, im Föderalismus, in der Bildung,
in Europa … und endlos so weiter! Auf allen diesen Feldern muss
eine grundsätzlich andere Politik zu Tragen kommen. Schnell.
Morgen. Sofort!! Ich bezweifle, ob das mit Ethik und Moral zu erreichen
ist.
Aber
wie sind solche Qualitätssprünge ohne Revolution zu erreichen?
Ich habe nur die Vision, dass man der Bildung einen qualitativ anderen
und global wirkenden Stellenwert einräumt. Und auch dann dauert
es noch mindestens 25 Jahre, bis das Früchte trägt …!
Ich hoffe, Dir/Euch fällt etwas Besseres ein!
Zusammengefasst:
Unbedingt weitermachen, aber professionell, fachkundig und mit gründlicher,
zielführender Methodik!
Leerer
Artikel, Verhalten der Politiker, Ethik
Al
am 8. Dezember 2005 um 21:39h
Ich habe
mir einfach mal erlaubt, mit deinen fünf Stichpunkten einen nahezu
leeren Artikel “Ein
Leitbild für ein globalisiertes Deutschland”
anzulegen. Mal schauen, wenn ich den etwas bewerbe, vielleicht findet
sich dann ja jemand, der das mit Leben füllt.
Ich meine
auch, ich sollte versuchen, dem gewachsenen etwas Form zu geben, zum
Beispiel durch so etwas wie eine Gliederung, durch die Entwicklung
einer Aufgabenliste, durch Promotiontools oder durch die Beschreibung
eines Meilensteins. Eine Übersicht der bisher erstellten Seiten
zum Thema Informationszeitalter habe ich schon mal erstellt. In den
letzten Tagen habe ich vor allem einmal versucht, herauszufinden,
wer noch ähnliche Gedanken geäußert hat, wie ich sie
habe - ich will schließlich nicht etwas machen, was andere schon
vor langer Zeit viel besser begonnen haben. Erschreckend wenig habe
ich dazu gefunden - Jürgen Habermas hat zwar mal einen ähnlichen
Ansatz der Kommunikationsethik entwickelt, ich bezweifle jedoch, dass
er sich so einfach auf die virtuelle Kommunikation im Informationszeitalter
übertragen läßt. ...
Deinem
Schichtmodell der Bedürfnisse, die vorrangig versorgt werden
müssen, möchte ich widersprechen. Die Frage, ob zuerst die
Grundbedürfnisse der Menschen versorgt werden sollen, oder ob
zuerst angemessene menschliche Umgangsformen entwickelt werden sollen,
ist in meinen Augen wie die Frage, ob Henne oder Ei zuerst da war.
Es ist
ja nicht so, dass die Güter, die wir erzeugen nicht reichen würden,
um die Grundbedürfnisse der Menschen irgendwie zu versorgen,
sondern Menschen vor allem deshalb Not leiden, weil einige Menschen
nicht an ihre Mitmenschen denken. Wie mit Verantwortungslosigkeit,
Korruption und Gier von Mitmenschen umgegangen wird, halte ich für
ganz wichtige Kriterien, die die Versorgung der Grundbedürfnisse
der Menschen entscheidend beeinflußt.Selbst in Gebieten, wo
absolute Notlagen herrschen, snd es vor allem schlechte menschliche
Umgangsformen wie zum Beispiel Kriege, die dafür verantwortlich
sind.
Wenn
Du sagst, dass auf den Politikfeldern “Renten- und Gesundheitssystem,
in der Staatsverschuldung, in der Einnahmen- und Ausgabenstruktur,
im Föderalismus, in der Bildung, in Europa” Quantensprünge
notwendig sind, so erzählst Du damit keinem Politiker etwas neues.
Viele
Politiker wissen in ihren Kompetenzbereichen ganz genau, was zu tun
wäre, können jedoch nichts dran ändern, weil sie selbst
abhängig von ihren Seilschaften sind, die sie in die Ämter
gebracht haben. Parteien und Seilschaften sind streng hierarchisch
aufgebaut, und haben kein anderes Ziel, als den Ausbau der Macht ihrer
Mitglieder, egal, was da für eine Flagge über der Seilschaft
weht und welche Ziele sie vorgeblich verfolgt. Viele Verantwortliche
werden nur deshalb in die Ämter gebracht, um einen Weg zu finden,
den Hahn zu öffnen, um abzuzocken - damit die Mitglieder der
eigenen Seilschaft begünstigt werden. Kaderstrukturen, Parteidisziplin
und Gruppendisziplin sind da Stichworte, die die Verantwortungslosigkeit
begünstigen.
Genau
hier setzt nun meine Forderung nach einer neuen Ethik und vor allem
nach neuen Umgangsformen innerhalb der Partizipierenden, der Gruppierung
oder der Sympatisanten an. Ich möchte keine Seilschaft schaffen,
die die gleiche Politik der größtmöglichen Abzocke
unter einem anderen Label fortsetzt. ...
Bedauerlicherweise
habe ich nicht sehr viele Freunde, die das Hobby mit mir teilen, die
Welt verbessern zu wollen. Allerdings verirrt sich hier auf meine
Webseite doch hin und wieder mal der eine oder andere Besucher, der
irgendwie das Gefühl hat, dass “die da oben” mit
gezinkten Karten spielen. Mehr habe ich kaum, um das Projekt zu beginnen.
Wie wäre
es, wenn Du Dir einen Account anlegst und ein bißchen im Wiki
am Projekt “Leitbild für ein globalisiertes Deutschland”
oder “Entwürfe zur Informationsgesellschaft” mitschreibst
und eine Struktur in die Geschichte bringst? Andersherum frage ich
mich, wie ich den gewaltigen Schatz Deiner Webseite irgendwie besser
nutzbar machen könnte.
Methodik, Hunger, Google und Abhängigkeit
Al
am 11. Dezember 2005 um 12:30h
Du machst
es Dir zu einfach. Ich habe laut und deutlich gesagt, dass dieser
Titel und die fünf Überschriften kein Vorschlag, sondern
die Illustration einer Methode sind. Das zum Wiki zu machen und darunter
zu schreiben: „Vielleicht findet sich dann ja jemand, der das
mit Leben füllt.“ ist Deine Methode. Ich missbillige sie,
weil ihr die eigenen Ideen, die investierte Arbeit und die Professionalität
fehlen. Ohne Arbeit und nur mit Wiki-Diskussionen wird man mit Sicherheit
nicht die Welt verändern!
Bei der
Diskussion um die 'Irrtümer der Marxisten’ (Story 2003)
habe ich schon einmal etwas zu denen gesagt, die die Welt verbessern
wollen. Weil ich es kürzer nicht sagen kann, zitiere ich mich
selber (an Frau Zitroneneis am 14.01.05): „Aber ich will Sie
nicht von Ihrem Glauben an eine bessere Gesellschaft abbringen. Allen,
die dieser Utopie nachjagen, würde ich aber empfehlen: Analysieren
Sie zuerst die gegenwärtige Lage unter Berücksichtigung
von 70 Jahren realer Sozialismus so ordentlich, wie Marx das für
seine Zeit gemacht hat. Erst mit dieser Analyse können Sie ein
Projekt für eine bessere Gesellschaft auf die Beine stellen.
Und erst wenn dieses Projekt einer wissenschaftlichen Diskussion standhält,
kann man daran gehen, es in die Tat umzusetzen. Wenn man diesen Weg
nicht geht, dann ist der Grund dafür entweder Unvermögen,
Faulheit, naiver Glaube oder Machtgier (PDS).
Schicken Sie mir das Projekt, wenn Sie es haben!“
Danke
für die Einladung, aber ich werde an diesem Projekt aus mehreren
Gründen nicht mitarbeiten:
1. Das ist nicht mein Fachgebiet. Ich bin nicht ausreichend für
ein derartiges Projekt qualifiziert.
2. Ich bin zeitlich nicht in der Lage, eine fundierte Analyse zu erstellen.
3. Mir fehlt der Glaube an die qualitative Veränderung dieser
Gesellschaft und damit die Motivation.
4. Das Maximum, was ich mir vorstellen könnte, ist eine globale
Bildungsoffensive: Die globale Aufklärung. Aber schon das ist
reine Utopie.
Interessant,
was Du über den Handlungsspielraum der Politiker sagst und ihre
Verstrickung in persönliche und parteiliche (hier stimmt das
Wort!) Interessen. Das bestärkt meine Aussage im Punkt 3.
Ich stimme
auch Deiner Ansicht nicht zu, dass die von mir genannten Schichten
letztlich auf die Frage von Ei und Huhn hinausläuft. Du unterschätzt
den massiven Einfluss von Hunger, Durst und Kälte, weil Du so
etwas noch nie erlebt hast. Es braucht aber nur global der Strom für
ein paar Wochen ausfallen und wir sind wieder so weit. Deshalb lass’
Dir mal meine Frage auf der Zunge zergehen und versuche ernsthaft,
sie zu beantworten: „Die Globalisierung klaut uns die Arbeit
und die Arbeitsplätze! Wie aber werden Deine Kinder und Enkel
dereinst satt werden?? Ohne Arbeit und mit einer Sockelarbeitslosigkeit
von vielleicht 10 Millionen in Deutschland??!“
Es gibt
auch eine interessante Verbindung von Google
zu unserer Diskussion in diesem offenen Beitrag: Google steht international
mehrfach wegen seiner Geschäftsgebaren und wegen verdeckter Aktivitäten
in Richtung Datamining in der Kritik. Sollte man die Produkte einer
so umstrittenen Firma kaufen oder nutzen? Solle man mit ihr Geschäfte
machen, wenn man gleichzeitig für eine neue Ethik streiten will?!
Mit Sicherheit nicht!
Ich nutze
in erster Linie Metager2, aber oft auch Google. Dafür aber streite
ich auch nicht für eine bessere Ethik und Moral (bin aber trotzdem
in vieler Hinsicht ein Moralist…). Über meine WebSite könnte
ich schreiben: Unabhängig, kritisch und werbefrei.
Das kann
ich mir leisten. Und das genau ist der springende Punkt: Du kannst
Dir Werbefreiheit nicht leisten. Du glaubst, auf die Einnahmen von
Google nicht verzichten zu können. Vielleicht sind die Zwänge
wirklich so gross. Aber Dein eigenes Beispiel demonstriert exemplarisch,
wie massiv diese Abhängigkeiten sind. Genau sie sind ein entscheidendes
Kriterium dieses Systems! Und weil sie nicht qualitativ zu beseitigen
sind (das inflationäre Zinssystem und der universelle Wert des
Geldes), ist es illusorisch, in einer neuen Ethik den Hebel zu sehen,
der die Welt verändert. Solange diese Gesellschaft so ist, wie
sie ist, ist das kein Hebel, sondern höchstens Gegenstand elitärer
Diskussionen.
Aber
trotzdem und wie schon mehrfach gesagt: Weitermachen!!
Mein
letztes Statement
Al
am 18. Dezember 2005 um 20:13h
Hello
Marcel, mein
letzter Eintrag hat Dich wohl ausser Gefecht gesetzt?! Kein Wunder
- Dir fehlen die Argumente. Wir gucken offensichtlich nicht in gleicher
Weise über den Tellerrand. Ich habe inzwischen einiges in Deinem
Parteibuch gelesen und festgestellt: Über weite Strecken Agitation
und Propaganda mit teilweise erschreckendem Niveau.
Genau das, was
Du mit Deinem Parteibuch © machst, wirfst Du ohne Sachverstand
der Dosenpfandkanzlerin vor: Platteste Propaganda. So etwas hat man
in der FDJ vom Sekretär für Agitation und Propaganda zwar
erwartet, aber fast niemand hat die Erwartungen erfüllt. Der
Normalo-FDJ-ler hat sich geschämt, in so ordinärer Weise
zu argumentieren. Schliesslich waren alle bereits in der 8. Klasse
in der materialistischen Dialektik geschult *). Jetzt ist das offensichtlich
ganz anders. Wo bleiben in dieser parlamentarischen Demokratie Pluralismus,
Toleranz und das eigene Denken ??!
*) … ein wesentlicher Grund für den Untergang
des Sozialistischen Lagers: Die Leute hatten naturwissenschaftliches
Wissen und sie haben ihren Verstand gebraucht. Gegen physische Macht
kann er leider nichts ausrichten …
Ich hoffe, Du
archivierst diese Texte und zeigst sie in 20 Jahren Deinen Kindern
und Enkeln unter dem Mission Statement: Persönlich, parteiisch
und kleinkariert.
Wie wäre
es, auf Vernunft und Professionalität umzusteigen und sich den
wirklichen Existenzproblemen dieser Welt zuzuwenden? Wenn Du Dich
tatsächlich für eine andere Welt und für neue ethische
Leitlinien engagieren willst, wärst Du beispielsweise hier genau
richtig: worldfuturecouncil.org.
Hier
ist der gesamte Dialog
im Original nachzulesen ...
Die
Fortsetzung liegt im Nebel ...
Marcel
am
03. Dezember 2005, 4:13:
Im Nachgang zu meinem Diskurs mit Al im offenen Beitrag habe ich unter
dem Titel Verdichtung
eines Nebels zu einem festen Ankerpunkt einige
Grundgedanken über die Notwendigkeit einer neuen Ethik für
das Informationszeitalter in das Parteibuch Wiki geschrieben. Al hat
im offenen Beitrag von einer Vision für eine friedliche,
pluralistische, solidarische, globale Gesellschaft gesprochen*).
Ich meine, es fehlt den Handelnden an der Orientierung an ethischen
Maßstäben. Wer andere abzockt, der gilt schlau. Ich meine,
es fehlt an einer neuen Ethik.
*)
Meine Entscheidende Frage dabei ist: Was sollte so eine Gesellschaft
für Ziele haben, wie werden die Menschen satt, wofür sollten
sie ihre Zeit investieren und wie sollten sie miteinander umgehen??
Wie wäre
es denn mit der Forderung nach einer neuen gesellschaftlichen Ethik
als Antwort auf die Fragen von Bredthauer und Franz? Ich habe da schon
mal einen Anfang gemacht …
Mitmachen
erwünscht auch beim Wiki: Ein
Leitbild für ein globalisiertes Deutschland
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