Update 30.03.2005 9:23

Weblog.al
Philippinischer Alltag

März 2005

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Fischschwarm im flachen Wasser

Catch of the Day

Der Sonnenuntergang spiegelt sich im Wasser
Was mag das sein?

Sunrise in Manila, 26.02.05, 6:31
Sunrise in Manila, Ferry Port


Ganz normale Wohnungen
armer Philippinos
in der Einflugschneise von Manila


So wird Sandstein
durch Seewasser erodiert:
Messerscharfe Kugelkalotten


Korallenschutt
am Strand von Black Island


Die offiziellen Zahlen aus
dem Rathaus von Puerto Galera

 

Warlog against the agressive America

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=> 50 Jahre Abitur <=

Treffen in Salzwedel
vom 20. bis 22. Mai 2005

 

 

 

Short Storys
Gegen ein Uhr in der Nacht sind die Temperaturen hier in Iba erträglich: Unter 30 Grad, nicht so schwül, eine leichte Briese an der See. Ich gehe an den Strand, denn heute (am 27.03.2005) ist wieder eine astronomische Besonderheit zu bewundern. Um vom Palmera Garden Beach Resort aus zum Strand zu gehen, muss man erst den gepflegten Garten (mit grossem Swimming Pool) durchqueren. Dann folgt ein eingezäunter Strand in der Breite des Grundstücks, 200 Meter tief in Richtung See. Erst nach diesem Privatstrand kommt der öffentliche Strand, noch einmal 150 Meter bis zur Brandung. Der Privatstrand des Resorts ist durch Bambuszäune mit zwei Toren abgegrenzt. In der Nacht sind die Tore mit Ketten verschlossen. Aber nur symbolisch, die Kette mit dem Schloss ist nur lose um die Bambuslatten gewickelt. Ich öffne die Tore und stehe dann an der Brandung: Links das Kreuz des Südens in voller Pracht und hoch im Zenit der Vollmond (Phase 0,992) in Konjunktion mit dem Jupiter. Nur drei Monddurchmesser trennen ihn vom Mond, der vor 24 Stunden ein Vollmond war. Durch den Vollmond steht das Kreuz des Südens mit seinen Leitsternen Alpha und Beta Centauri nicht vor einem knackig dunklen Sternenhimmel. Aber Dank des wolkenlosen Himmels ist es ganz deutlich zu sehen. Als ich auf dem Rückweg das letzte Bambustor wieder verschlossen habe, steht auf einmal ein uniformierter Wachmann des Hotels neben mir. Wir kennen uns, denn er gehört zu der Sicherheitstruppe, die an der Rezeption bewaffnet den Eingang überwachen. Er fragt, ob ich schwimmen war. Nein, ich wollte den Sternenhimmel sehen. Hat er jemals das Kreuz des Südens gesehen? Was ist das? Nach Mitternacht eine kurze Einführung in die Astronomie. Er ist jung, er staunt, er ist beeindruckt. 'Sie sind ein Doktor?!' 'Ja, aber keiner für die Medizin, sondern ein wissenschaftlicher Doktor.' 'Ja natürlich, ich verstehe: Ein Doktor für Mond und Sterne.' 'Yes, approximate this ...'

Die Tricycles in Angeles und Iba sehen deutlich anders aus, als die in Puerto Galera. Hier haben sie wirklich Stil, sind ein einheitliches Fahrzeug, während man den Tricycles in Puerto Galera deutlich ansieht, dass an das Motorrad irgendwie ein Beiwagen angeschweisst wurde. Ähnliche lokale Unterschiede kann man ganz deutlich auch bei den Booten feststellen. Die Bancas in Puerto Galera sehen anders aus und sind auch anders konstruiert, als die in Nord-Palawan. In Puerto Galera hat jede Banca immer einen dicken Baumstamm als Kiel, das ist praktisch, denn die Boote werden ja ständig auf den Strand gezogen. Es dauert lange, bis der Baumstamm abgeschliffen ist. In Nord-Palawan verzichtet man darauf, der Kiel ist nur eine dicke Latte. Hier in Iba wird eine Banca wieder völlig anders konstruiert: Der Kiel ist kein Kiel, sondern ein flaches Sperrholzbrett, 12 mm stark. Das Bodenbrett steht sogar rund herum 10 cm über die Seitenwände der Banca hinaus. Die Fischer meinen auf meine Nachfrage, das ist sehr gut für die Geschwindigkeit. Kein Bootsbauer in Puerto Galera würde so ein Boot bauen - und umgekehrt. Solche lokalen, kulturellen Besonderheiten werden wahrscheinlich über viele Generationen beibehalten.


Osterurlaub am Strand von Iba: Mutter happy - Baby sieht nicht danach aus.


Kinder, die bei Sonnenuntergang im Wasser spielen - Badeanzüge tragen nur Ausländer


Strandparty am Black Saturday mit aufgehendem Vollmond

Philippinos lassen sich gerne fotografieren. Überall, wo man mit der Camera auftaucht, wird man gleich aufgefordert: 'Bitte mich auch fotografieren!' So war das auch am Strand von Iba. Sehr viele Menschen haben hier über die Osterfeiertage Urlaub gemacht. Immer wenn ich die Camera aus der Tasche zog, stellte man sich am Strand gleich für ein Gruppenbild auf und lud mich zum Essen ein! Nur wenige Ausländer machen hier Urlaub, die Philippinos sind in Iba unter sich. Als Weisser fällt man unter solchen Umständen an einem gut besuchten Urlaubsstrand natürlich auf. Die Leute wollen möglichst mit dem Ausländer reden. Sie möchten wissen, wie es ihm hier gefällt und sie reagieren hoch erfreut, wenn man die Wasserqualität, die schöne, laute Musik am Strand (!) und das gute Essen in den Garküchen lobt. Die Fotos wollen sie nicht sehen, obwohl sie schon wissen, dass das mit der Digitalcamera geht. Sie sind zu höflich, um so eine einfache Bitte zu äussern. Ihr Verhalten ist durchaus als Gastfreundschaft anzusehen: Sie möchten dem Fremden einen Gefallen tun, damit er einen guten Eindruck von ihrem Land, ihrer Gegend, gewinnt. Das ist es, was ich an den Philippines so besonders schätze: Die grosse, ehrliche und offene Freundlichkeit der Menschen, gepaart mit höflicher Zurückhaltung.

Am Mittag steht die Sonne 80 Grad hoch. Nicht mehr viel Schatten, am 15. Breitengrad. Hier ist die Position des Palmera Garden Beach Resort in Iba, Cottage 26: Latitude: N 15° 20’ 58.2“; Longitude: E 119° 57’ 57.0“.

Iba, 30. März 2005, 4:33

Von Puerto Galera nach Iba
Am 21. März 2006 verlasse ich die Insel Mindoro früh um 7 Uhr mit der Fähre nach Batangas. Am Abend vorher habe ich mich von Manfred und seiner netten Frau verabschiedet, den Betreibern des Tabinay Garden Resort. Wir hatten eine schöne, gemeinsame Zeit, der Nachbar mit Hund (s.u.) hat sie 14 Tage früher beendet, als geplant. Manfred bedauert es sehr, diesen Gast aufgenommen zu haben. In Zukunft gilt auch im Tabinay Garden 'No Pets allowed!'. Aber es war ja nicht nur der Hund, sondern in erster Linie das rücksichtslose und auffällige Verhalten des grossen, schweren Mannes, der ständig nur mit der Bierflasche in der Hand unterwegs war. Das ist das Los der Vermieter: In der Regel kann man sich die Gäste nicht aussuchen.

Die Fähre nach Batangas fuhr trotz Warnstufe 2 (von 5). Es war keine schwere See, trotzdem schaukelte das Motorschiffchen manchmal bedenklich auf den Wellen. Es ist immer fraglich, ob die Fähre auch wirklich ausläuft. Das ist das Risiko, wenn man auf einer Insel wohnt. Deshalb muss man bei einem bevorstehenden Abflug in Manila immer ein bis zwei Tage Pufferzeit einbauen und die letzten Tage in einem Hotel in Manila verbringen. Das hatte ich auch vor. Jetzt habe ich das Programm geändert. Ich fahre 14 Tage nach Iba, der Hauptstadt der Provinz Zambales am Südchinesischen Meer. Dort betreibt ein Schweizer Management das Palmera Garden Beach Resort. Weil man von dort aus wieder Schwierigkeiten hat, in einem Tag Manila zu erreichen, werde ich die letzten Tage vor dem Abflug in Angeles mit Sicht auf den Pinatubo verbringen. Angeles ist mir sympathischer als Manila und von Angeles aus ist man in einer guten Stunde auf dem Airport von Manila.

In Batangas angekommen sind hunderte von fliegenden Händlern zu überwinden. Alle haben ihre Lagervorräte bei sich und das sind Esswaren, Wasser und kleine Souvenirs. Die fliegenden Händler sind ein ganz typischer Berufszweig auf den Philippinen, mit oder ohne Fahrrad oder Verkaufswagen, nur selten mit Motorrad. Daneben gibt es hier in Batangas am Hafen noch hunderte von Verkaufsständen. Alle verkaufen das gleiche Sortiment: Cocos Kuchen, getrocknete Bananen, glasierte Erdnüsse, Mandarinen, Wasser und noch viel mehr. Die Händler verfolgen nicht nur mich bis in den Bus nach Cubao, sie sind oft im Bus zahlreicher, als die Fahrgäste. Sie sind hartnäckig, denn die philippinischen Fahrgäste lassen die Angebote der Händler ohne jede Reaktion über sich ergehen. Sie ignorieren die Händler stoisch, bis diese schliesslich aufgeben. Die Ausländer verhalten sich völlig anders. Sie sagen mindestens Danke oder Nein. Da wissen die Händler, woran sie sind. Ich frage einen Jungen mit Cashewnüssen nach seinem Alter: 11 Jahre. Ein Mädchen verrät mir, dass sie Catarina heisst, 18 Jahre alt ist und dass ihr Vater ein Amerikaner ist. Weisst Du wo er ist? Nein, sie weiss nicht, wo ihr Vater jetzt ist.

Es dauert eine Stunde, bis der Bus endlich voll ist und abfährt. Er fährt die ersten hundert Meter im Schritttempo, damit Fahrgäste und Händler noch ein- und aussteigen können. Dann geht es endlich richtig los. Der Kassierer fragt jeden Fahrgast, wo er hinfahren möchte. Er setzt sich vorne zum Busfahrer und locht die bestellten Fahrscheine, die er anschliessend an die Fahrgäste verteilt. Mit einiger Mühe kann man decodieren, was es kostet: Bis Cubao 143 Peso. erst nach einer halben Stunde wird dann kassiert. Der Busfahrer hat nicht nur den Strassenverkehr, sondern auch die Leute rechts und links der Strasse im Auge. Jeder der winkt, wird mitgenommen, jeder der vor seinem Haus aussteigen will, sagt das 50 Meter davor und der 'Überland-Express-Bus' hält an. Die Jeepneyfahrer verhalten sich genau so. Aber mir ist völlig unklar, wie sie erkennen, ob jemand mitgenommen werden will, oder nicht. Nur wenige winken, die meisten zeigen keinerlei (für Europäer erkennbare) Reaktionen. Sie ignorieren den Jeepney, der angehalten hat und wartet. Im gleichen, langsamen Schritt laufen sie weiter und der Ausländer zweifelt, ob sie je einsteigen werden. Aber sie steigen tatsächlich ein. Kulturelle Signale, die man als Aussenstehender nicht deuten kann.


Ein Terminal in Manila mit Bussen in Richtung Norden, u.a. nach Dau und Angeles

Der Bus schlängelt sich in Manila durch den Dauerstau der ESDA. Er hält nicht da, wo der Bus das vorige Mal angehalten hat. Er fährt sogar an dem Terminal der Busse nach Angeles vorbei, den ich vor 14 Tagen erst nach einem zwei Kilometer langen Fussmarsch erreicht habe. Jetzt rufe ich Stopp und steige aus. Bequemer kann das Umsteigen nach Angeles nicht funktionieren. Eine gute Stunde später bin ich schon in Dau und fahre mit einem Tricycle in das Premiere Hotel. Ich werde fast als Stammgast freudig begrüsst und gleich wird mir das Batterieladegerät überreicht, das ich vor ein paar Tagen hier vergessen habe. Um 14:30 Uhr stehe ich schon in meinem klimatisierten Zimmer unter der Dusche. Draussen ist es richtig warm: 33 Grad.

An der Rezeption erkundige ich mich, wie ich zum Palmera Garden in Iba fahren kann, einer Dependance dieses Hotels. Will man mit dem Jeepney nach Iba fahren, erfahre ich, muss man drei bis vier Mal umsteigen. Aber es gibt einen Shuttle Bus, der direkt zu dem Beach Resort fährt. Heute ist er schon weg, morgen ist er ausgebucht, Mittwoch geht. Ich buche diese Tour und bezahle nach der Ankunft in Iba beim Driver 850 Peso, ein völlig überhöhter Preis. Aber wie heisst es: Am ehesten wird man beim ersten Mal betrogen. Hier in Iba frage ich an der Rezeption, wie ich nach Angeles zurück komme. Die gleiche Auskunft: Wir haben einen Shuttle Bus, der bringt sie direkt zum Premiere Hotel in Angeles - für lächerliche 1.250 Peso! Durch Zufall sehe ich in Iba einen Bus nach Olongapo. Ich nehme ein Tricycle und sage dem Driver, er soll mich zum Bus Terminal fahren. Hier erfahre ich: Etwa stündlich fährt ein Bus nach Olongapo und dort hat man Anschluss nach Angeles. Kosten für die gesamte Strecke höchstens 150 Peso. Wieder ein neuer Verkaufstrick: Die Hotels stellen sich dumm, denn sie wollen ihren teuren Shuttle Bus verkaufen.

Am Dienstag nutze ich die Zeit und sehe mir die Clark Air Base der Amerikaner in Angeles an, oder das, was jetzt noch davon existiert. Nach dem Ausbruch des Pinatubo im Jahr 1991 war Clark Air Base komplett mit Vulkanasche bedeckt und schwer verwüstet. Ausserdem forderte die philippinische Regierung plötzlich die doppelten Stationierungskosten, 500 Mio. US$ jährlich. Sie hatte die Weltlage nach dem Fall des Eisernen Vorhanges falsch eingeschätzt. Die Amerikaner gaben Clark Air Base und die nicht weit weg liegende Naval Base in der Subic Bay auf. Der letzte Amerikaner verliess Clark Air Base 1997. Seitdem besitzen die USA keine Stützpunkte mehr auf den Philippinen. Die ehemalige Air Base existiert aber unter philippinischer Leitung als 'Clark Special Economic Zone (CSEZ)' weiter. Dazu gibt es demnächst eine spezielle Story.


Trockene Flüsse - im Hintergrund der Pinatubo Krater

Am Mittwoch steht um 13 Uhr der Minibus vor der Tür. 11 Plätze sind einschliesslich Driver verfügbar. Dann aber ist nicht mehr viel Platz für das Gepäck. 14 Fahrgäste fahren in Richtung Iba, darunter ein Kind, sonst alles Erwachsene. Wie soll hier mein grosser Rucksack verstaut werden? Es geht alles, man arrangiert sich. Die Klimaanlage dieses Busses funktioniert ordentlich, man wird nicht gefrostet, die Temperatur liegt bei angenehmen 28 Grad und ein leichtes Lüftchen ist zu spüren. So lässt sich das aushalten. Wir fahren über die Dörfer südlich des Pinatubo auf das Südchinesische Meer zu. Porac, Dinalupihan, Olongapo, Subic und von dort aus nach Norden, an der Küste entlang: St. Antonio, Cabangan, Iba. Sehr breite Flüsse, jetzt fast alle ohne Wasser, kommen aus dem Massiv des Pinatubo. Vom Ausbruch des Pinatubo, der diese Landschaft 1991 vollständig verwüstet hat, ist nicht mehr viel zu sehen. Man muss genau hinsehen: Bims wird abgebaut und zu Hohlblocksteinen verarbeitet, die Massen von Schutt in den kilometerbreiten, trockenen Flussbetten, Anschnitte in der Landschaft, die eine meterhohe Ascheschicht zeigen. Um 17 Uhr komme ich als letzter Fahrgast im Palmera Garden Beach Resort an. Die anderen Fahrgäste sind unterwegs schon ausgestiegen. 850 Peso kassiert der Driver. Ein wirklich stolzer Preis für einen Bustransport. Gut, dass ich diesen Preis vorher schon kannte, sonst hätte ich dem Driver nicht geglaubt. Hier macht wieder jemand 400 Prozent Profit (s.o.)!


Palmera Garden Beach Resort


Das Freiluftrestaurant des Palmera Garden - ganz aus Bamboo gebaut

Iba ist die Hauptstadt der Provinz Zambales. Ein kleines Städtchen mit einem lebhaften Markt, auf dem gegenüber Angeles alles um bis zu 50 Prozent billiger zu haben ist. Das Palmera Garden Beach Resort liegt zwei bis drei Kilometer nördlich von Iba. Eine gut gepflegte Gartenanlage mit grossem Swimming Pool. Ein Freiluftrestaurant mit einem sehr guten Angebot, besonders in Seafood. Die Cottages sind Bambushütten, aber mit Fan oder Aircon, und mückensicheren Fenstern. Hot Shower und Tabo, Fernseher, Telefon und durch Palmen, Papaya und Sonnenschirme Sicht bis auf die See. Der Strand liegt direkt vor dem Ressort, er ist aber mindestens 300 Meter breit.


Strand von Iba zur Holy Week - im Hintergrund der Pinatubo


Hotel, Shop und Gaststätte - ohne Sterne aber bezahlbar und mit Karaoke-Maschine


Eine Garküche am Strand, nur existent für ein paar Tage


Das grosse Ostergeschäft: Sari Sari Shop mit Karaoke Maschine am Strand von Iba

Holy Week, die Tage vor Ostern werden auf den Philippinen als die höchsten kirchlichen Feiertage gefeiert: Der heilige Donnerstag, der gute Freitag, der schwarze Sonnabend und dann Ostersonntag. Viele Urlauber, die Resorts sind belegt. Viele Menschen am Strand, Tag und Nacht wird gebadet, denn das Wasser ist um 30 Grad warm, Luft 33 und schwül. Das hält man am besten im Südchinesischen Meer aus. Ist man nach einer Stunde etwas ausgekühlt, kann man sich im Swimming Pool wieder aufwärmen: Eine mindestens 35 Grad warme Badewanne. Die einfachsten 'Hotels' bestehen aus einem Bambuszaun mit Palmdach, Bambusbetten und einer Garküche: Hotel und Restaurant, bezahlbar fast für jeden Philippino. An den Feiertagen viele Leute am Strand und viel Musik. Am schlimmsten sind die Karaoke Maschinen, die überall am Strand unter Palmdächern stehen. Für 5 Peso kann man seinen Lieblingssong aus mehr als 4.000 Titeln auswählen. Ein Video wird gezeigt, der Songtext wird eingeblendet und so kann der Song über grosse Lautsprecher mitgesungen werden. Je lauter und je falscher gesungen wird, umso mehr Fun. Das ist schwere Kost für europäische Ohren, aber die Philippinos lieben Karaoke über alles. Die ganze Nacht lang wird in jeder Stimmlage mit Inbrunst gesungen, solange man noch 5 Peso hat. Das ist für hiesige Verhältnisse teuer, denn für 30 Peso kann man in jeder Garküche schon ein Dinner haben: Reis, Fisch, gegrillte Hühnerfüsse, Nudeln, Meat- und Fish Balls. Aber Gott sei Dank ist das alles ein paar hundert Meter von meinem Bett weg, es ist auszuhalten.


Berge der Cabusilan Mountains hinter dem Strand von Iba

Trotz der Holy Week kann man hier einen ruhigen Urlaub verbringen. Schon am Sonntag war der ganze Oster-Trubel vorbei. Sonntag war Abreise, denn spätestens am Dienstag wird wieder normal gearbeitet. Jetzt bin ich hier am Strand fast alleine. Ein Fischerboot zu mieten ist kein Problem, 200 bis 300 Peso die Stunde. Am Cape rechts und links dieser grossen Bay gibt es viele schöne Korallen, aber vieles ist auch kaputt. Noch nie habe ich nach Korallen geschnorchelt und im Hintergrund waren so hohe Berge wie hier zu sehen. Im Süden und weiter entfernt der Pinatubo und im Osten und Norden ein noch höheres Massiv, die Cabusilan und die Zambales Mountains. Eine schöne, ruhige Gegend ohne viele Touristen, wenn nicht gerade die Holy Week zu feiern ist. Und das gilt für die ganze Westküste von Zambales bis hinauf nach Bolinao: Einsame Strände, Fischerdörfer, kaum Tourismus und überall Korallen im klaren, warmen Wasser.

Iba, 26. März 2005, 10:26

Nachbar mit Hund
Mein Resort 'Garden of Tabinay' hat nur zwei nebeneinander liegende Apartments. Die Wände sind dünn, die Fenster offen, eine gemeinsame Terrasse. Man begegnet sich, muss sich arrangieren, hört jedes Wort und auch das Stöhnen bei Nacht. Unter diesen Umständen ist es für die Qualität des Apartments entscheidend, wer nebenan wohnt. Bis auf eine Woche hatte ich Glück. Entweder das Apartment war frei, oder es zogen sehr ruhige Mieter ein, meistens ältere Herren mit einer jungen Philippina. Man sah und hörte fast nichts, sie waren miteinander voll beschäftigt.

Das hat sich seit gestern entscheidend geändert. Ich sass am Computer und war schwer mit der Aktualisierung des Weblog beschäftigt. Auf einmal lautes Reden, Hundegebell, viele Leute diskutieren auf der Terrasse und dazwischen immer wieder ein jaulender, bellender Hund. Als es da draussen immer mehr Tumult gab, rief ich laut durchs offene Fenster: 'Was ist hier los!!?' Ich machte die Tür auf und sah ein Bild wie aus einem Horrorfilm: Ein riesiger, deutscher Schäferhund mit einem martialischen Geschirr und Eisenbeschlägen, wie es vielleicht bei Kampfhunden nötig ist, bellt mich wütend (oder lachend?) und zähnefletschend an. Eine korpulente Frau mit quittegelben Haaren hat Mühe, den Hund davon abzuhalten, über mich herzufallen. Nur mit vollem Körpereinsatz kann sie ihn festhalten. Ein grosser, schwerer Mann versuchte den Hund zu beruhigen. Der wollte mich sicher nicht auffressen, sondern vielleicht nur freudig begrüssen. Aber dazu gehören ja bekanntlich zwei.

Ich rette mich schnell wieder in mein Apartment. Die Leute zogen ein, ich war beschäftigt und teilweise nicht da, der Vorfall war fast vergessen. Im Halbdunkel ging ich von Manfreds Haus nach dem Dinner wieder durch den Garten zu meinem Haus zurück, da rannte der grosse Hund auf mich zu, legte mir fast seine Vorderpfoten auf die Schultern und wollte mir am liebsten die gut rasierten Backen lecken. Der schwere Mann und die quittegelbe Frau sassen auf der Veranda und hatten wohl nur auf mich gewartet. Ein Redeschwall ergoss sich über mich: Der Hund ist ganz harmlos, er hört aufs Wort und er kommt wie wir aus Duisburg, das liegt im Ruhrgebiet, wo die besten Kumpels wohnen, hahaha. Hasso ist eineinhalb Jahre alt und er will nur spielen, er tut niemandem was, Angst braucht keiner zu haben. Na ja, wenn Sie keine Hunde lieben, dann werden wir dafür sorgen, dass er sie in Ruhe lässt. Sprechen Sie einfach mit ihm, wenn er auf sie zukommt, das versteht er. Ich habe ihn erzogen und er hört auf mein Wort, egal ob English oder Deutsch, hahaha. Ich sagte wenig. Unmissverständlich aber machte ich klar: Halten sie mir den Hund vom Leibe!

Um 23:30 Uhr ging ich auf die Terrasse, ich musste den Heisswasserboiler hinter dem Haus noch ausschalten. An den Hund dachte ich kaum noch, es war nach 21 Uhr sehr ruhig geworden. Ich hatte die Tür noch in der Hand, da kam der Hund im Dunklen knurrend auf mich zu gerannt. Ich hatte Gott sei Dank die Taschenlampe in der Hand, denn hier gibt es grosse Kröten, auf die ich nicht treten will. Ich schrie den Hund an: 'Hau ab! Geh weg! No! Stopp!' Der schwere Mann liess sich aus dem Bett vernehmen. Mindestens habe ich es geschafft, dass der Hund mich nicht wieder angesprungen hat. Die Tür des Nachbarapartments stand offen, damit der Hund in der Nacht frei im Garten herumlaufen konnte.

In der Nacht habe ich nicht gut geschlafen. Wie soll das weitergehen? Ich hatte mich auf die letzten 14 Tage in meinem schönen Garten gefreut. Ich wollte die Seele baumeln lassen und nicht mehr viel unternehmen, die Ruhe und die Aussicht auf die See geniessen. Das ist jetzt alles perdü. Um 6 Uhr gehe ich zum Sonnenaufgang an das Gartentor, der Hund ist schon da. Allerdings mit der Quittegelben, die ihn an der Leine hat. Sie gehen am Strand auf und ab, denn so ein grosser Hund muss ja auch mal aufs Klo. Im Haus hustet der Mann fünf Minuten ausgesprochen ekelhaft im Bad, um seine Raucherlunge zu entschlacken. Gegen 6:30 Uhr ist Bewegung auf der Terrasse, das Frühstück wird vorbereitet, der Hund bellt freudig, Kaffeetassen klappern, Zigarettenrauch weht unter mein Moskitonetz, Gespräche und seit 7 Uhr dudelt Gott sei Dank auch endlich hier mal ein Radio! Ich bin sicher, der grosse, schwere Mann, die quittegelbe Frau und auch der Hund, der fast vor meiner Tür liegt - ohne Leine - sie alle warten nur darauf, dass ich rauskomme, damit sie jemanden zum Quatschen haben. Denn erst um 9:30 Uhr kommt Besuch für sie und auf der Terrasse gibt es wieder Trubel wie gestern.

In dieser Nacht ist die Qualität dieses ehemals so schönen, ruhigen Resorts auf ein Niveau nahe einer Obdachlosenunterkunft gesunken. Das halte ich zwar die eine Woche aus, die diese Gäste bleiben wollen, aber wem muss ich so ein heroisches Durchhaltevermögen beweisen? Muss ich mir das wirklich antun? Ich muss gar nichts. Ich muss mich nicht über diese Leute aufregen, ich muss sie weder agitieren noch mich mit ihnen streiten, ich will und muss mich auch nicht mit dem Hund anfreunden und vor allen Dingen: Ich muss hier auch nicht länger wohnen!! Wäre das im Januar passiert, hätte ich die Woche überstanden. Jetzt aber in den letzten Tagen so einen Stress - ich denke nicht daran.

Um 2:30 Uhr in der Nacht blättere ich im Philippinischen Reisehandbuch auf der Suche nach einem schönen Resort. Und natürlich werde ich schnell fündig, denn für Geld gibt es immer Alternativen. Vor dem Abflug wollte ich sowieso ein paar Tage in Manila verbringen. Aber jetzt schon nach Manila reizt mich überhaupt nicht. Das Premiere Hotel in Angeles hat angerufen: Das Batterieladegerät, das ich dort vergessen habe, wurde gefunden und kann abgeholt werden. Dieses Hotel hat eine Dependance am Südchinesischen Meer: Das Palmera Garden Beach Resort in Iba, 44 km nordwestlich des Pinatubo: Grosses Restaurant mit Blick aufs Meer, Seafood Spezialitäten, Gepflegte Zimmer und Cottages, Swimmingpool, tägliche Minibusverbindungen nach Angeles. Ich wäre doch völlig bescheuert, wenn ich mich nicht stehenden Fusses auf den Weg zu diesem schönen Hotel machen würde! Aus Iba kam über das Telefon gerade die beste Nachricht dieses Tages: Trotz der Holy Week (Ostern) hat man ab 22. März ein Cottage mit Blick auf die See für mich reserviert. In 24 Stunden sitze ich schon im Bus nach Manila und der schwere, schlecht rasierte und nach Alkohol stinkende Mann aus Duisburg, kann samt Hund und seiner quittegelben Frau hier soviel rauchen, trinken, quatschen und bellen, wie er will.

Puerto Galera, 20. März 2005, 9:34 / 16:34

Short Storys
Während ich auf und in Vulkanen herumgeklettert bin, ist ein Taifun über den Norden Palawans weggezogen. Er hat in der Gegend von Coron schwere Schäden angerichtet. Details kenne ich nicht. Aber wenn man die Pfahlbauten der armen Philippinos aus Bambus, Palmdächern, Plastikplanen und Wellblech sieht, kann man sich sehr leicht vorstellen, dass das alles ganz schnell wegfliegen kann. Ich habe am Pinatubo davon nichts gemerkt, nur gestern (18.03.05) sind Touren wegen Regen am Pinatubo abgesagt worden. Deshalb war ich schon einen Tag früher zurück in meinem schönen Garten. Mit der Überfahrt gab es keine Probleme, die See war sehr ruhig. Es gibt ein Warnsystem für den Fährverkehr, das von Batangas aus gesteuert wird. Am Tag vorher wurden alle Fährverbindungen nach Puerto Galera eingestellt, heute wahrscheinlich auch. Denn hier ist ausgesprochen schlechtes Wetter: Starker Wind, laute Brandung, bedeckter Himmel, die Berge in den Wolken, aber immerhin 27° früh am Morgen.


Ein Taifun hat hier verheerende Wirkungen

Das Batterieladegerät für die Digitalcamera habe ich im Hotelzimmer in Angeles liegen gelassen ... Als mir das einfiel, sass ich auf der Fähre nach Puerto Galera. Umkehren ging nicht, ausserdem war es dafür viel zu spät. Aber man sieht an diesem simplen Beispiel, wie labil die gesamte Technik ist: Ohne Batterie Charger existiert praktisch die Digitalcamera nicht mehr, es gibt keine Bilder mehr. Aussichtslos, auf Mindoro Island diesen speziellen Charger aufzutreiben. Vielleicht in Batangas, vielleicht in Manila. Ich hoffe, der Zimmerservice hat das Gerät bei der Rezeption abgegeben. Vor dem Abflug nach Europa bin ich sowieso ein paar Tage in Manila, da kann ich auch noch einmal einen Abstecher nach Angeles machen. Bis dahin gibt es eine Autobahn, Fahrzeit mit dem Bus eine gute Stunde.

Tomorrow hat auf den Philippinen und wahrscheinlich in ganz Südostasien eine völlig andere Bedeutung, als in Europa. Tomorrow ist die freundliche Umschreibung für das Wort Never! Hier muss niemandem vom Psychologen gesagt werden: Lebe im Hier und Jetzt. Heute existiert 'morgen' nicht. Morgen ist so endlos weit weg. Es zählt nur das Business, das ich heute mache. Was nützt es mir, wenn mir für morgen ein Geschäft versprochen wird? Da kann so viel dazwischen kommen! Lieber lasse ich heute den Preis um 80 Prozent nach und damit kommt das Geschäft heute zustande. Morgen 100 Prozent - die Alltagserfahrung sagt: Sehr, sehr unwahrscheinlich. Will man einen Strassenhändler freundlich los werden, sagt man zu ihm: 'May be tomorrow!' Der Händler lächelt und hat verstanden. Hier ist kein Geschäft zu machen.

Jeepneys, Busse, Tricycle und Boote werden fast ausschliesslich von Männern gefahren. Wird ein Driver überholt, geht es sofort um die Manneswürde, um die Ehre und um die Potenz (der Maschine ...). Bancas liefern sich Rennen um zu klären, wer den stärkeren Motor hat. Kein Tricycle Fahrer lässt sich von einem anderen Tricycle ohne Gegenwehr überholen. Jeepneys zeigen schon durch ihre glanzvolle Ausstattung, durch die fünf Rennpferde und die lange Trompete auf der Motorhaube, was der Driver für ein Power Kerl ist. Auch die Fahrer grosser Busse treten aufs Gas, wenn sie von einem anderen Bus überholt werden. Auf der letzten Fahrt von Manila nach Batangas nutzte der Driver konsequent alle drei Spuren, um zügig voran zu kommen, auch wenn die dritte Spur meistens nur die Standspur ist. Er wurde nicht einmal von einem anderen Bus überholt. Ein toller Mann. Genau so sah er auch aus: Gross, dunkel, schwarze, gepflegte Haare, Lippenbärtchen, blütenweisses Hemd. In den besten Jahren seiner Manneskraft.

In Südostasien nutzt man viel mehr die Augen zur Kommunikation, als in Europa. Man begrüsst sich mit Blicken, nicht mit Gesten, Worten oder mit Handschlag. Mit den Augen, den Augenbrauen und ganz sparsamer Mimik kann man sich eindeutig und sehr viel schneller, als mit Sprache oder Gesten verständigen: Guten Tag, Auf Wiedersehen, Ja, nein, warum, vielleicht, bis gleich, hello, see you, auf keinen Fall, sehr zweifelhaft, willst Du, bitte, danke, ekelhaft, nicht mit mir, da stau'n ick aba ... Das alles und noch viel mehr sagen blitzschnelle Blicke aus. Man kann sich das mit einigem Training angewöhnen. Es funktioniert viel rationeller, als Sprache und Gesten. Und das ist wichtig, wenn es immer so warm ist ...

In Manila fährt der Bus nach Angeles an Vertretungen von Audi, Porsche und Mercedes vorbei. In Manila sah ich einen Mercedes und einen BMW im Stau, in Angeles einen geparkten Mercedes. Mehrfach sind aber noch alte Käfer zu sehen. Nicht auf der Strasse, sondern geparkt als Schrott. Dieses Auto war offensichtlich ein weltweites Erfolgsmodell. Heute wird das Strassenbild dominiert von Jeepneys, Tricycles, Lkws und Bussen. Pkws sind selten und sie kommen fast ausschliesslich aus Japan oder Südkorea.


Las Vegas - nachgebaut in Angeles, Field Avenue: Bar an Bar

Elektrisiert fuhr ich beim Dinner auf, als ich im Sunset Garden Hotel in Angeles einige SPIEGEL in der Zeitungsablage des Freiluftrestaurants liegen sah! Das gibt es doch nicht!? Doch, es waren tatsächlich einige Exemplare des SPIEGEL, aber das aktuellste stammte von Juno 2004. Umso grösser mein Erstaunen, als ich dann an der Rezeption ziemlich versteckt den SPIEGEL 10/2005 fand. Allein das Schweizer Management des Hotels sorgt für dieses exotische Angebot. Für 400 Peso kaufen nur ganz Verrückte diesen SPIEGEL, ich bin einer davon. Ich habe die Zeitschrift durchgeblättert. Allein das hat mir gereicht. Muss ich es mir wirklich unter der Äquatorsonne antun zu lesen, was Alice Schwarzer über Visapolitik und Zwangsprostitution sagt? Was die Oberfeministin denkt, will hier niemand wissen. Warum sollte es mich interessieren, zumal es hier Zwangsprostitution praktisch nicht gibt? Jedenfalls nicht die deutsche Variante. Hier werden die Mädchen von ihren Eltern in die Bar geschickt. Es gibt ein asiatisches Sprichwort: Dein Haus sieht so erbärmlich aus - Hast Du keine hübsche Tochter?

Puerto Galera, 19. März 2005, 8:45

Eine Woche auf Volcano Tour
Schon im Sommer des vergangenen Jahres hatte ich mir vorgenommen: Wenn ich 2005 noch einmal auf die Philippinen fliege, dann will ich unbedingt so nahe wie möglich an den Pinatubo heran. Vulkane faszinieren mich. Ich versuchte damals, für die Zeit Ende März 2005 ein Auto zu mieten, mit dem ich Luzon nördlich von Manila erkunden könnte. Der GrossKlaus von phil-info.com machte mir klar, dass ich mich unmöglich alleine im philippinischen Strassenverkehr bewegen könnte. Dazu seien nur er und seine Driver in der Lage. Zum Vorzugspreis von 500 Dollar (ohne Extras) würde er mir ein Auto mit Driver für 10 Tage zur Verfügung stellen. Das Geschäft kam (Gott sei Dank) nicht zustande, weil er es nicht einmal schaffte, mich vom Flughafen in Manila abzuholen. Meine Maschine hatte eine halbe Stunde Verspätung, das hatte der professionelle Spezialist aber nicht mitbekommen ... Geschenkt.

Trotzdem wollte ich so nahe wie möglich an den Pinatubo heran und jetzt ist die beste Zeit dafür. Nachdem wir mit den privaten Verkehrsmitteln in Palawan (s.u.) so gute Erfahrungen gemacht hatten, beschlossen mein Nachbar Jürgen und ich, auf eine Volcano Tour zu gehen.


Die Ascheflanke eines Kraters, links der Lavastrom, er reicht bis an den Lake Taal

Der Lake Taal liegt hier praktisch vor unserer Haustür, gegenüber auf Luzon, Luftlinie nur 50 Kilometer. Der See liegt in einer Caldera, fast mit den Ausmassen des Yellowstone Park. Im See eine Vulkaninsel mit einem kleinen, aktiven Vulkan. Die letzten Evakuierungen gab es vor zwei Monaten ...! Am Sonntag (13. März 2005) setzten wir früh mit der Fähre nach Batangas über und fuhren mit Jeepneys und Tricycle über Bauan, Taal und Lemery nach San Nicolas. Wir suchten eine Unterkunft und ein Boot und fanden beides im Beach Resort Villa Anna. Die Bambushütte schützte vor Regen und es gab darin zwei grosse Matratzen. Den obligaten Tabo mitgerechnet, war das aber der gesamte Komfort, den wir uns für 1.000 Peso in der ersten Nacht leisteten. Nur 100 Peso können wir runterhandeln. Um mit einer Banca zur Vulkaninsel zu fahren, mussten wir unsere ganze Überredungskunst aufbringen. Dann wurden wir wortkarg und unwillig für 2.000 Peso mit einem Boot zur Vulkaninsel geschippert. Die Landschaft, der Aufstieg auf einen Kraterrand und die Aussicht hinunter auf den Lake Taal entschädigten uns für die seltsamen Umstände. Leider war auch das Wetter nicht für Bilderbuchfotos geeignet, es gibt aber trotzdem faszinierende Bilder.


Lava am Ufer des Lake Taal, der intensiv für die Fisch- und Shrimp-Produktion genutzt wird

Am nächsten Morgen wollten wir auf der Ostseite des Sees bis nach Tagaytay und Talisay fahren. In Talisay soll eine Erdbebenstation existieren, die die Aktivitäten dieses Vulkans dokumentiert. Aber mit diesem Vorhaben sind wir gescheitert. Wir hatten keine ordentliche Strassenkarte dabei und die Anwohner des Lake Taal wissen offenbar nicht in ihrer nächsten Umgebung Bescheid. Sogar Jeepney-Fahrer an einem Busterminal in Lemery mit dem Schild: Tagaytay ... konnten uns nur sagen, dass dieses Schild falsch ist und diese Buslinie nicht mehr bedient wird. Nach Tagaytay wollte man uns unbedingt im Gegenzeigersinn um den See schicken, denn so fährt der Linienbus Batangas-Manila. Das wusste man hier gerade noch.

In Lemery finden wir nach einigem Suchen einen Busterminal mit einem Bus nach Cubao/Manila. Aber wie vermutet, fährt er im Gegenzeigersinn um den See. Wir aber sind an der Ostseite und in der Luftlinie höchstens 20 Kilometer von Tagaytay entfernt. Auch hier weiss niemand, wie man anders nach Tagaytay kommt, als im Gegenzeigersinn um den See! Da gibt sogar Jürgen mit seinen langjährigen Insiderkenntnissen entnervt auf. Er fährt nach Batangas und von dort mit der Fähre nach Puerto Galera zurück und ich steige in den Bus nach Cubao. Mit diesem Bus hat man in Manila Anschluss nach Angeles.


Dauerstau in Manila

Dauerstau in Manila. Die Busfahrer schlängeln sich durch den zäh fliessenden Verkehr und halten trotzdem überall an, wo einer winkt und mitfahren möchte. Alleine das zu sehen, ist ein Erlebnis. Ein weiteres Erlebnis ist, den Bus nach Angeles zu finden, nachdem man aus dem Bus nach Cubao ausgestiegen ist. Die Ausfallstrasse ESDA ist in Cubao rechts und links der Hauptkreuzung auf einer Länge von fünf Kilometern Haltestelle und gleichzeitig auch Busterminal für mindestens 100 verschiedene, private Buslinien, die aber alle nach Norden oder Süden fahren! Ein Triumph der freien Marktwirtschaft, wo sich jeder einen Bus kaufen oder mieten, und Fahrgäste einsammeln kann! Nach gut einem Kilometer Fussmarsch habe ich einen Terminal mit Toilette und den richtigen Bus nach Dau gefunden. Auf der Rückfahrt war es deutlich einfacher: Der Bus nach Batangas stand nur 50 Meter weg von der Stelle, wo ich den Bus aus Angeles verlassen habe. Der blanke Zufall. Und jeden Tag werden hier die Terminals und Linien neu gemischt. Kein Problem, denn Haltestelle ist sowieso überall.

Für Angeles hat mir Jürgen viele Tipps gegeben, denn er hat hier jahrelang gewohnt. In Dau kommen die Busse an und mit dem Tricycle und für 80 Peso wird man nach Angeles gefahren. Ich steige im Premiere Hotel ab. Ein grosses Zimmer, ein grosses Bett, Aircondition, hot Shower, der wirklich eine Dusche mit warmem Wasser ist. Der Preis ist der gleiche, den wir für die Bambushütte mit Tabo in San Nicolas bezahlt haben: 1.000 Peso per Night. In diesem Hotel residiert auch gleich ein Reisebüro, das die in Angeles üblichen Touren anbietet. Angeles ist der bevorzugte Ausgangspunkt für Pinatubo Touren. Man kann aber von hier aus auch die Reisterrassen von Banaue buchen.


Farbige Algen in mindestens 90 Grad heissem Wasser

Gleich am nächsten Tag nach der Ankunft in Angeles gehe ich auf Tour: Hiking at the Pinatubo zum Standardpreis von 980 Peso. Ein nettes, deutsches Pärchen, das zufällig im gleichen Hotel wie ich wohnt, ist mit von der Partie. Mit einem Jeep werden wir vom Hotel aus rund 15 Kilometer nach Norden gefahren. Dort beginnt die Wanderung, leicht bergauf in einem Flussbett. In scharfem Schritt geht es knapp drei Stunden durch eine Mondlandschaft: Rechts und links hohe Aschewände, Sand, Geröll und Steine im Fluss, der immer wärmer wird, je weiter man an die Quelle herankommt. Die Hälfte der Strecke wird vorwiegend im Wasser zurückgelegt. Bei solchen Gelegenheiten kann ich nur immer wieder meine TeVa-Sandalen loben: Simply the best! An der Quelle dampft heisses Wasser aus steilen Wänden. Wir sind an diesem Hot Spring noch 800 Meter unter dem Kratergipfel.


Dampfbad an den Hot Springs

Die beiden kleinen Wasserfälle sind als hot Shower ungeeignet. Ich schätze, das Wasser kommt mit knapp 100 Grad aus der Flanke des Pinatubo. Fred, unser einheimischer Guide, redet viel und weiss alles, wie heiss das Wasser hier ist, aber weiss er nicht. Sehr heiss, meint er. Meine Uhr ist mir zu schade, um sie für die Temperaturmessung in kochendes Wasser zu legen. Zurück noch einmal der gleiche Weg, jetzt aber teilweise mit Sonne. Ganz andere Bilder!

Auf dem Rückweg verhandeln wir mit Fred über eine Tour zum Pinatubo Crater. Für 6.500 Peso will er uns als freischaffender Guide ohne sein Reisebüro in den Crater führen. Wir einigen uns auf 5.500 Peso. Ein sehr guter Preis, der durch drei geteilt wird. Mühelos kann man in Angeles 4.000 Peso pro Person für diese Tour bezahlen.


Sonnenaufgang am Pinatubo, 16.03.05, 6:28

Schon früh um fünf Uhr starten wir mit Fred, denn es ist Regen angesagt (die Ausläufer des Taifuns in Palawan). Mit einem hochbeinigen 4WD geht es in schneller Fahrt 20 Kilometer nach Norden. In Capas wird nach Westen abgebogen und nach weiteren 20 Kilometern sind militärische Check Points überwunden und die Grenze des Oeco Park Pinatubo erreicht. Hier steigt ein spezieller Pinatubo Guide zu. Inzwischen ist auch die Sonne aufgegangen.


Regenwasser hat einen Canyon durch die Ascheschicht gefräst
Noch vier bis fünf Kilometer bis zum Crater, Sicht nach Norden

In einem kilometerbreiten Flussbett fahren wir von Norden aus auf den Pinatubo zu. Eine atemberaubende Landschaft. Je näher man dem Pinatubo kommt, desto mehr rücken die Wände aus Asche zusammen und sie werden immer höher. Der Driver navigiert den 4WD halsbrecherisch durch schmale Schluchten mit Wasser und Felsbrocken jeder Grösse. Aber irgendwann ist auch er mit seiner Kunst am Ende. Nach ca. 20 Kilometern geht es mit dem 4WD nicht mehr weiter. Wir 'müssen' jetzt fünf Kilometer über Stock und Stein klettern. Ich wäre viel lieber länger in dieser unwirklichen Landschaft gewandert. Muss man wirklich zu jedem Event gefahren werden? Man muss, denn damit sind mehr Kunden und höhere Preise erreichbar.


Pinatubo Crater, Sicht nach Süden, 16.03.05, 9:08

Dann aber stehen wir plötzlich auf dem nördlichen Kraterrand und da unten im Krater des Pinatubo liegt ein grosser, blau leuchtender See. Alles ruhig, still und friedlich. Keine dröhnenden Gaspfeifen wie am Sybayak in Sumatra, keine heissen Quellen, keine Lava. Nichts ausser den hohen Wänden aus Asche erinnert hier an das Inferno von 1991. Manchmal zwitschert ein Vogel. Der Pinatubo Guide geht von einem Bambusfloss aus Baden. Fred macht eine Pause, das Pärchen sitzt oben auf einer Schutthalde und ich versuche hinter einer Geröllwand, die vor den starken Windböen schützt, mit Sicht auf den Kratersee zu begreifen, wo ich hier eigentlich bin.

Gegen 10:30 Uhr bläst Fred wieder zum Aufbruch. Das Wetter ist noch unproblematisch, aber der Rückweg ist weit, da kann schnell noch etwas dazwischen kommen. Wir laufen und fahren zurück. Ein ganz anderes Licht als am frühen Morgen. Eine unglaubliche Landschaft. Gegen 15 Uhr sind wir wieder in Angeles und eine der beeindruckendsten Touren, die ich je unternommen habe, ist zu Ende. Die Pinatubo-Story ist aber noch detailliert aufzuschreiben.

Die dritte Pinatubo Tour führt durch die Lahar-Landschaft südlich von Angeles. Hier wurden 1991 die Aschemassen des Pinatubo durch Flüsse angeschwemmt, die teilweise neu entstanden waren. Ganze Städte wurden von Lahar überrannt, einer Masse aus Asche, Sand, Steinen und Schlacke, durch Wasser verdichtet und nach wenigen Wochen hart wie Beton. Diese Tour fiel am Freitag aus, das Wetter war zu schlecht. Also fuhr ich zurück nach Puerto Galera. Da ich ja Gott sei Dank mein Ladegerät für die Digitalcamera im Premiere Hotel liegen liess, kann ich ja von Manila aus vielleicht diese Tour in 14 Tagen nachholen?!

Auch ohne den grossen Klaus habe ich in dieser Woche viel gesehen. Dieser Ausflug hat 30 Euro mehr, als der Abstecher nach Palawan, gekostet. Dafür aber war die Unterkunft in Angeles mindestens drei Kategorien besser, als in Coron. Wo sonst ist eine so spektakuläre Volcano Tour für 180 Euro zu haben?!

Puerto Galera, 19. März 2005, 12:12

Short Storys
Heute ist mein Nachbar im Nebenapartment plötzlich und unerwartet nach Germany zurück geflogen. Mit einer Tollwut-Infektion! Am vergangenen Sonnabend sass er mit seinem philippinischen Girl in einem Freiluftrestaurant in Sabang. Unter dem Tisch mehrere Katzen. Eine davon fing an, in die Ledersandale seiner Freundin zu beissen. Das wollte der Mann unterbinden und er schubste die Katze mit dem Fuss weg. So schnell konnte er gar nicht gucken, da hatte ihm die Katze die nackte Wade zerkratzt und sich darin festgebissen! Er drehte ihr den Hals um und sie liess los. Aber der Unterschenkel war zerkratzt und ganz deutlich waren zwei Bissstellen an den vier Einstichen der oberen und unteren Eckzähne zu erkennen! Der Mann fuhr sofort ins Krankenhaus nach Puerto Galera. Je eine Spritze gegen Tollwut und eine gegen Tetanus. Je 3.000 Peso. Montag eine Kontrolle und wieder zwei Spritzen. Am Dienstag wurde die Tollwutinfektion festgestellt. Lebensgefahr, sofort nach Manila und mit dem nächsten Flieger in ein deutsches Krankenhaus. Ich bin gegen vieles geimpft, aber nicht gegen Tollwut ...

Puerto Galera hat nur eine Tankstelle, aber hier fahren mindestens 400 Tricycle herum. Fast nie sieht man ein Tricycle an der Tankstelle. Wo bekommen die Driver das Benzin her? Es gibt viele illegale Tankstellen in den Bambushütten am Strassenrand. Man erkennt sie manchmal an den vielen schwarzen Plastik-Kanistern, die vor oder in einer solchen Hütte stehen. Ich weiss nicht, woher die Betreiber so einer Tankstelle das Benzin beziehen - bestimmt aber nicht von der offiziellen Tankstelle. Die Betankung der Tricycle ist standardisiert. Der Tankwart füllt Benzin aus den Kanistern in Ein-Liter-Cola-Flaschen um. Eine Cola Flasche ist die Masseinheit und sie kostet 20 Peso. Der Tankwart schraubt sie auf und steckt sie mit gekonntem Schwung in die Tanköffnung des Tricycle. Schon läuft die Maschine wieder eine Weile.

Nida heisst das freundliche und grundanständige Hausmädchen, das jeden Morgen möglichst zwei Stunden mein Apartment gründlichst sauber machen möchte. Ich lasse sie nur jeden dritten Tag in meine Wohnung. Aber sobald ich das Ressort verlasse, wird hinter mir sauber gemacht und Ordnung geschaffen. Nibo ist der Mann von Nida, er ist der Housekeeper. Er kümmert sich um die Bauerhaltung, den Kompressor bei Brown Out, den Garten und er sieht es auch als seine Aufgabe an, den Strand vor dem Gartentor sauber zu halten. Schon allein das macht viel Arbeit, denn bei viel Wind spuckt die See hier alles aus, was sie auf der anderen Seite geschluckt hat: Kokosnüsse, Baumstämme, Palmwedel, Zivilisationsmüll und grosse Bananenstauden, die am schwierigsten zu beseitigen sind. Was nicht brennt, wird eingegraben. Nida hat glänzende, schwarze Haare, fast hüftlang. Vor ein paar Tagen machte sie meine Dusche sauber. Dort steht eine grüne Plastikflasche mit Haarwaschmittel. Der Aufkleber zeigt eine Philippina mit langen, schwarzen Haaren, wie Nida sie hat. Sie guckt auf meinen Kopf mit den sehr kurz geschnittenen Haaren, und mit viel Unverständnis in ihrem Blick, aber völlig ernsthaft, fragt sie mich: 'Warum kaufst Du Dir Haarwaschmittel, wenn Du keine Haare mehr hast?!'

Puerto Galera, 11. März 2005, 9:23

Wo liegt Black Island?
In der Corong Galeri Lokals von Coron/Palawan haben wir gehört, in Black Island gibt es Kalksteinhöhlen, dort klettern Männer vom Volk der Tagbanua den Schwalben hinterher, weil die Chinesen harte Dollars für die 'Births Nest Soup' zahlen und ausserdem ist die Insel von schönen Korallenbänken umgeben. Wo aber liegt Black Island? Es ist auf keiner Karte zu finden und auch das ansonsten unerschöpfliche Handbuch von Jens Peters weiss nichts von dieser Insel.


Landung auf Black Island

Wir mieten eine Banca und der Driver weiss angeblich, wo Black Island liegt. Auf der Karte kann er uns die Lage der Insel nicht zeigen. Er deutet nach Westen und sagt: 'Far away. Minimum four hours!' Wir starten um 8:30 Uhr und verfolgen den Kurs des Drivers mit Kompass und GPS. Als wir kurz nach 11 Uhr auf Black Island landen, kennen wir auch die Lage dieser schönen Insel. Mehr ...

Puerto Galera, 10. März 2005, 11:27

Short Storys
Ich muss zum Office of Immigration, denn mein Visum ist abgelaufen. Der Officer ist nicht in seinem Büro (und er taucht in den nächsten zwei Stunden auch nicht auf), also habe ich Zeit, im 'Rathaus' spazieren zu gehen. Büros auf zwei Etagen, alle Fenster und Türen offen, viele Angestellte, Ventilatoren, Durchzug. In einigen Büros Computer, aber hier wird überall noch die Schreibmaschine gebraucht und es sind durchweg 50 bis 80 Jahre alte, aber voll funktionsfähige Exemplare. Neben der Tür des Büro of Registration ist eine Tafel aufgehängt: Monthly Report of Births, Deadhs and Marriages (s. Bild links). Leider ist erst Jahresanfang und so sind für 2005 nur zwei Monate ausgewertet. Aber alleine diese Zahlen müssen haarsträubend für den Bürgermeister sein: Fünf bis sechs Mal mehr Geburten als Todesfälle. Das heisst doch nichts anderes, als dass die Einwohnerzahl von Puerto Galera explodiert. Schon in 10 Jahren wird sie sich verdoppelt haben, wenn das so weiter geht. Wo nimmt der Bürgermeister dann die notwendigen Wohnflächen, Schulen, das Wasser und die Energie her und wie können sich die vielen Menschen ohne Jobs ernähren?


Schulkinder in der Mittagspause

Heute wurde mein Visum verlängert. Der Leiter des Office of Immigration, sein Vertreter und der Mann mit dem Stempel - alle sind heute da. Der Chief sah mich sehr streng an, als ich ihm beichtete, dass mein Visum seit 6 Tagen abgelaufen ist. Aber als er für die zweimonatige Verlängerung fast genau 5.000 Peso kassierte, sind wir wieder gute Freunde. In der Zwischenzeit haben wir uns angeregt unterhalten. Er kann nicht verstehen, warum ich keine philippinische Freundin habe! Die Mädchen sind doch bescheiden, freundlich und zu jeder Hilfe bereit. Ausserdem ist so eine Liaison auch sehr gut für das Land, denn niemand und nichts kann besser für den Lebensunterhalt der Mädchen sorgen, als ein ausländischer Freund. Ein weiterer Ausländer ist mit seiner philippinischen Freundin in der gleichen Angelegenheit erschienen und die Männer amüsieren sich: Gleich zwei Doktores aus Germany sind von unseren Stempeln abhängig! Der zweite Doktor ist Zahnmediziner, 83 Jahre alt, Krückstock, schwerhörig, eine bandagierte Wade, schlecht rasiert, aber sonst mit roten Bäckchen ganz fit und munter. Sein Girlfriend ist rund 40 Jahre jünger und sie erzählte freimütig, dass ihr Freund Viagra zu ihr sagt, wenn er besonders lieb zu ihr sein will. Sie leben seit drei Jahren mit Unterbrechungen zusammen in Sabang. Dort hat er Viagra auch in einer Bar kennen gelernt. Er fliegt zweimal im Jahr nach Germany um nach dem Rechten und nach seiner Frau zu sehen. Aber nach höchstens vier Wochen kommt er wieder zurück, denn der Arzt hat ihm wegen seiner chronischen Bronchitis und den Asthmaanfällen dringend geraten, sich in wärmeren Gefilden und in der Nähe zur See aufzuhalten. Hier hat er weder Asthma noch Bronchitis und ist der Meinung, dieses Leben ist wesentlich besser, als die Perspektive Alters- und Pflegeheim in Germany. Der Chief hört solche Reden mit Wohlgefallen. Wenn in zwei Monaten das Visum wieder zu verlängern ist, wird er dem Doktor den Status eines Residenten verschaffen.

Noch eine Story zum gleichen Thema: Mindestens 200 Ausländer leben ständig in Puerto Galera und Umgebung. Es sind durchweg Männer und fast alle sind mit einer Philippina liiert. Manche sind richtig reich, viele leben hier von ihrer Rente, einige sind verkrachte Existenzen und wenige können nicht mehr nach Deutschland zurück, weil sie von der Polizei gesucht werden. Bei den verkrachten Existenzen gibt es grosse Unterschiede. Manche nörgeln den ganzen Tag und trösten sich mit Alkohol, einige habe aber nicht resigniert, spielen Stehaufmännchen, sprühen jeden Tag voller neuer Ideen und sind davon überzeugt, schon übermorgen schwimme ich im Geld! Einen von dieser Sorte habe ich in Coron kennen gelernt: Rolf, ehemals aus Duisburg. Er ist fast 70 Jahre alt und lebt mit einer Philippina und zwei kleinen Mädchen in einem gemieteten Haus. Die Mädchen sind nicht seine Kinder, sie gehören zur Verwandtschaft seiner philippinischen Lebensgefährtin. Er wollte nicht mit ansehen, wie sie im Slum von Manila untergehen. Rolf lebt seit mehr als 20 Jahre in Südostasien und er hat alles versucht, um nach oben zu kommen. Er war Restaurantbesitzer, hatte eine Segelschule, er hat Reisen und Tagestouren organisiert, sich mit Partnervermittlung beschäftigt und versucht, mit Immobilien Geschäfte zu machen. Nichts ist ihm richtig gelungen. Aber von der kleinen Rente auf Sozialhilfeniveau aus Deutschland kann Rolf hier deutlich besser leben, als in Duisburg. Um über den Tag zu kommen baut er ein Segelboot nach dem anderen. Nie aber habe ich ihn segeln gesehen. Er hat einen 5 Jahre alten Computer mit Internetanschluss. Bei Ebay ersteigert er Zubehörteile für seine halbfertigen Segelboote, aber nur, wenn das Internet mal etwas besser als endlos langsam funktioniert. Auch mit dem Computer wird mehr gebastelt, als gearbeitet. 'Time Killing' sagt man hier dazu. Die neueste Idee wirft alle anderen über den Haufen: Rolf kauft sich einen Jeep! Warum ist nicht ganz klar, der Jeep ist so schön billig ... nur 25.000 Peso (350 Euro) wird er kosten. Aber auch dieses Geld hat Rolf eigentlich nicht. Wie kommt er plötzlich zu diesen vielen Pesos? Er hat einem Freund aus Germany (63) einen Gefallen getan, dem seine philippinische Freundin abhanden gekommen war. In der Verwandtschaft von Rolfs Philippina gab es ganz zufällig eine Jungfrau (22), die nach einem ausländischen Freund Ausschau hielt. Beiden hat Rolf geholfen und deshalb ist er bald stolzer Besitzer eines Jeeps, an dem er auch wieder wochen- und monatelang herum basteln kann. Im Internet ist ein etwas cleverer Deutscher präsent, der es besser weiss und kann als alle anderen. Wer noch keine philippinische Freundin hat, dem kann in Manila geholfen werden.

Puerto Galera, 09. März 2005, 11:59

How much ?!
In Palawan ist man ohne Boot verloren. So viele, schöne Inseln, aber ohne Boot kann man sie nicht erreichen. Genau deswegen gibt es so viele Boote und praktisch jede Banca kann man auch mieten, es ist nur eine Frage des Preises.


Eine wunderschöne Banca for hire

Im Normalfall kostet eine Banca 1.500 Peso pro Tag und dafür wird man vom Bootsführer von einem Tauch- oder Schnorchelplatz zum anderen gefahren. Will man weiter weg fahren, erhöhen sich die offiziellen Preise drastisch, ohne dass dafür ein Grund zu erkennen ist. Hier hilft nur zähes Verhandeln, denn es geht nur um Geld. Aber auch die Bootsmänner wissen: Weniger Geld ist besser als gar keins. Entscheidend wichtig aber ist, vor Beginn der Tour muss Klarheit über den Preis herrschen. Wir haben erlebt, welche Probleme entstehen, wenn man vor Antritt der Fahrt vergisst, 'how much?' zu fragen! Mehr ...

Puerto Galera, 08. März 2005, 8:53

Eine Woche in Palawan
Anlass, diesen Abstecher nach Nord-Palawan zu machen, war ein Angebot von Coco Beach, mit dem Coco Explorer (ein kleines Kreuzfahrtschiff) eine Schiffsreise nach Nord-Palawan zu unternehmen. Kosten für die sieben Tage ohne Extras: 600 oder 700 Dollar pro Person, abhängig von Aussen- oder Innenkabine. Da die Kabinen so klein sind, dass man da gerade schlafen kann, spielt das Bullauge kaum eine Rolle. Fast hätte ich diese Tour gebucht, aber mein Nachbar Jürgen, der schon jahrelang auf den Philippinen zu Hause ist, war der Meinung, so eine ähnliche Reise kann man mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln deutlich billiger haben. Er hat Recht behalten, unsere neuntägige Tour hat fast genau 200 Dollar gekostet, das sind beim gegenwärtigen Kurs 150 Euro.

Am 25.Februar 2005 sind wir gestartet und von Puerto Galera mit der Fähre, die täglich mehrmals verkehrt, nach Batangas übergesetzt. Von dort fährt stündlich ein Aircon-Bus nach Manila. In zwei bis drei Stunden ist man an der LRT Station Gil Puyat (eine 'S-Bahn'). Von dort sind wir ein paar Stationen gefahren und haben in einem Kaufhaus nahe bei der Station Pedro Gil noch schnell einen CF-Chip für meine Camera gekauft, denn ich hatte bei dieser Kurzreise keinen Laptop dabei (CF 256 MB für 1.625 P = 22 Euro). Vom Kaufhaus zum South Harbour, dem Terminal der Superferry, mit der Taxe, denn das ist nicht weit. Vor dem Eingang des Terminals mehrere Gepäckkontrollen und Leibesvisitationen, Soldaten mit MP im Anschlag, deutsche Schäferhunde als Schnüffelhelfer, aber keine Passkontrolle.


Der vordere Teil der Wartehalle des Ferryport Manila

Im Terminal ist Platz für mindestens 1.500 Menschen. Bänke aus Sitzschalen, die Aircooler auf maximale Leistung eingestellt, Toiletten und viele Verkaufsstände, keine Probleme mit der Versorgung. Ein lautes Dauergeräusch in der Luft von den vielen Menschen und einigen, laut aufgedrehten Monitoren mit dem örtlichen Fernsehprogramm oder Action Thrillern, immer wieder übertönt von den Schreien der mitreisenden Kampfhähne. Das Ticket für die Superferry (1.720 P pro Person) sollte man sich vorher besorgen. Das Platzangebot ist gross aber begrenzt, denn die Fähre nach Coron verkehrt nur einmal wöchentlich und es ist die preisgünstigste Verbindung. Als Alternative bleibt nur das Flugzeug und das ist rund zwei Drittel teurer. Mit dem Ticket wurde jeder Reisende aufgefordert, vier Stunden vor Abfahrt der Fähre am Terminal zu sein. Da wir ordentliche Leute sind, sassen wir um 13 Uhr auf den harten und kalten Bänken des Wartesaales, die Fähre sollte planmässig um 16:45 Uhr abfahren, aber von ihr war nichts zu sehen.


Die billigsten Plätze auf der Fähre: Ohne Aircon, frische Luft, gute Sicht, sehr angenehm.

Gegen 15 Uhr war das Schiff immer noch nicht da. Die Lautsprecherdurchsagen in Tagalog hatten wir nicht verstanden, aber uns dämmerte: Die Fähre hat Verspätung. Eine Nachfrage ergab, Our Lady of Medjugorje hatte einen Maschinenschaden, inzwischen fährt sie wieder, Ankunft in Manila gegen Mitternacht, Abfahrt am Morgen gegen 5 Uhr. Die Nacht verbrachten wir mehr schlecht als recht auf den für das Liegen nicht konzipierten Sitzschalen. Gegen 2 Uhr begann das Einchecken, ab drei Uhr hatten wir ein bequemes Bett und nach einem schönen Sonnenaufgang legte die Fähre um 6:20 Uhr ab. Die Verspätung hatte eine sehr angenehme Nachwirkung: Die Fahrt nach Coron fand am Tage statt und nicht wie vorgesehen in der Nacht. So konnten wir sehr schön verfolgen, wie das grosse Schiff an der Nord- und Westküste von Mindoro nach Süden fuhr. Mit dem GPS und einer einfache Strassenkarte war jederzeit die Position des Schiffes festzustellen und so wussten wir, was es gerade zu sehen gab. Bei Sonnenuntergang hatten wir schon Sicht auf Busuanga Island und die vorgelagerten Inseln. Um 19 Uhr standen wir auf dem Pier von Coron und wurden durch ein grosses, illuminiertes Kreuz über der Stadt auf dem Mt. Tapyas begrüsst.


Rechts die L&M P Sea Lodge, ganz rechts das sehr empfehlenswerte Freiluft-Restaurant

Aus dem Philippinen-Handbuch von Jens Peters hatten wir uns zwei Lodges ausgesucht. Die L&M P Sea Lodge und das Kokosnuss Garden Resort hatten auf unsere E-Mail-Anfrage nicht reagiert. Jetzt liessen wir uns mit einem Tricycle zur L&M P Sea Lodge fahren. Die freundliche Dame im Restaurant hatte zwar kein Zimmer mehr für uns, aber ein Notquartier unter dem Dach, WC eine Treppe tiefer. Morgen schon wird ein Zimmer frei. Wir wohnten die ganze Zeit in dieser Lodge. Sie liegt zentral am Markt und ist trotzdem ruhig, sie steht auf Pfählen über dem Meer, das Restaurant ist hervorragend und preiswert, unser Zimmer war einfach, aber zweckmässig ausgestattet, verfügte über WC und Tabo und kostete pro Nacht für zwei Personen 250 P. Es gibt auch zwei Zimmer mit Blick aufs Meer und warmer Dusche (Nr. 7 und 8), die waren aber leider schon belegt. Den schönen Balkon vor diesen Zimmern kann jeder benutzen und hier haben wir fast jeden Abend in sehr bequemen Plastik-Liegestühlen den Sonnenuntergang auf uns wirken lassen.


Die Makinit Hot Springs

Was unternimmt man in Coron? Wenn man sich nicht im Handbuch von Jens Peters informiert hat, macht man einen Spaziergang durch diese kleine Stadt oder fragt im nächsten Dive Shop nach Events. Das Information Center von Coron war immer geschlossen, wenn wir daran vorbei gingen. Wir informierten uns am ersten Tag, spazierten durch die Stadt und gingen am späten Nachmittag in den Makinit Hot Springs baden. Das Wasser ist im kleinsten Becken 41 Grad warm, da ist es gut, dass man sich nebenan in der offenen See bei 27 bis 28 Grad abkühlen kann. Die Hauptaktivitäten der (höchstens 100) Touristen in Coron sind Tauchen, Schnorcheln und Schwimmen. Die Wracks des II. Weltkrieges, japanische Schiffe und Flugzeuge, sind für die Diver eine besondere Attraktion. Man kann sich aber auch an einem einsamen Strand absetzen lassen, Robinson spielen, solange man das aushält, und wird dann auch wieder in die Zivilisation zurück befördert. Immer werden dazu Boote gebraucht und die kann man über jede Lodge oder direkt am Pier beim Markt mieten. Der Standardpreis für eine Tagestour mit einer Banca beträgt 1.500 Peso. Dafür wird man in der näheren Umgebung von Coron zu Tauch- und Schnorchelplätzen gefahren. Abfahrt nach dem Frühstück direkt vom Balkon der L&M P Sea Lodge, Rückkehr spätestens bei Sonnenuntergang. Will man weiter weg fahren, erhöhen sich die Preise drastisch, obwohl nur ein paar Liter Diesel mehr verbraucht werden. Hier hilft nur beharrliches Handeln, denn es geht ausschliesslich um die Profitmaximierung. Wir haben dabei eine besonders schöne Story erlebt, inzwischen ist sie auch aufgeschrieben.


Der Hafen von Coron, im Hintergrund Coron Island:
Steile Kalksteinfelsen, undurchdringlicher Dschungel

Dreimal haben wir die gleiche schöne Banca mit einem relativ leisen Dieselmotor und zwei freundlichen Drivern gemietet. Das erste Mal haben wir uns die schönen Schnorchelplätze an der Nordküste von Coron Island zeigen lassen. Dabei sind wir auch über die steilen Kalksteinfelsen mit der so typischen Erosionsform gestiegen und haben das unglaublich klare Wasser des Lake Kayangan bewundert, ein Süsswassersee. Die zweite Tour führte zur Black Island, eine unbewohnte, steile Kalksteininsel mit bis zu 240 Meter hohen Felsen. Das ist die Insel, die am weitesten westlich von Busuanga Island, am Rande der Gutob Bay, liegt. Die 20 bis 30 Meter lange und einen Meter hohe Dünung weist darauf hin, dass man sich hier schon im offenen, Südchinesischen Meer befindet. Weiter westlich bekommt man erst wieder in Vietnam oder Thailand Boden unter die Füsse. Diese Insel ist ein wirkliches Erlebnis, der weisse Strand, das klare Wasser, die Korallen, das helle Licht, alles ist mit dem Attribut unglaublich zu versehen und das ist wirklich wörtlich zu nehmen. Alleine die Anfahrt auf diese Insel (drei Stunden) ist diese Tour wert.


Black Island - Malajon Island wird sie von den Philippinos genannt


Eine von vielen 'Trauminseln' auf dem Rückweg von Black Island:
Pamalican Island. Hier schnorcheln wir noch einmal

Unsere dritte Tagesreise führte uns nach Culion, der 'Hauptstadt' von Culion Island. Ein kleines, verschlafenes Nest, fast ohne touristische Infrastruktur, aber mit einem spanischen Fort aus dem 18. Jahrhundert. Schon bei der Einfahrt in den nicht vorhandenen Hafen sieht man unter sich die Korallenbänke in 3 bis 15 Meter Tiefe, so klar ist das Wasser. An diesem Tag war die See spiegelglatt, es war schwül und heiss, Temperatur um 36 Grad, windstill und dunkle Wolken hinter uns … aber ausser ein paar Regentropfen gab es kein Gewitter. Mit einem Schnorchelgang am Gun Boat, einem versenkten japanischen U-Bootjäger aus dem II. Weltkrieg (Vorsicht: grossen Quallen!) ging dieser letzte Ausflug zu Ende.


Klares Wasser vor Culion auf Culion Island

Die Hinfahrt mit der Superferry hatte uns so gefallen, dass wir mit dieser Fähre auch wieder zurück fahren wollten. Der Fahrplan sieht vor, dass die Fähre von Coron nach Puerto Princesa und von dort zurück nach Manila fährt. Eine herrliche Kreuzfahrt durch die Inselwelt Palawans als Zugabe! Aber die originale Superferry hatte Maschinenschaden und so musste die etwas altersschwache Lady of Medjugorje aus dem Stall geholt werden. Mit ihr hätte diese Tour drei Tage und je eine Übernachtung in Puerto Princesa und Manila gekostet. Das war uns die Sache nicht wert. Wir buchten einen Flug und die Rückreise am 5. März 2005 verlief planmässig: Eine Stunde Flug von Coron YKR Airport, 26 km nördlich von Coron, nach Manila. Auch hier funktionierte das GPS. Flughöhe 3060 Meter, 330 km/h und Kurs fast die gesamte Strecke 23°, also NNO. Am Inland Airport in Manila wird man sofort von der Taximafia bedrängt. Fahrpreis zum Busbahnhof nach Gil Puyat: 465 Peso. Wir ignorieren dieses vorzügliche Angebot und chartern 250 Meter weiter weg eine Taxe, die uns für 150 Peso zum Busbahnhof bringt. Viele Busse und alle hupen ständig, um die Fahrgäste anzulocken. Aircon wieder auf volle Leistung gedreht. Ich sitze mit Fleece Jacke und Kapuze frierend 2 1/2 Stunden in diesem Bus. Jürgen hält das tapfer mit offenem Hemd aus. Entsetzlicher Krach auf mindestens der halben Strecke, weil ein Video läuft, in dem nur geballert, geschrieen und gestorben wird.


Die pompöse Fassade des Hafens von Batangas

Aber wir erreichen den Hafen von Batangas eine Stunde bevor die letzte Fähre nach Puerto Galera abfährt. Um 17 Uhr wird Jürgen in Small Tabinay von seiner Philippinischen Freundin und den beiden Hunden freudig begrüsst. 50 Meter weiter steht Joselyn freudestrahlend und mit dem Schlüssel in der Hand vor der Tür des Tabinay Garden: Welcome Home, die Dusche ist schon angeheizt, der Computer steht wieder in Deinem Apartment und das Dinner ist auch gleich fertig!

So sehen Reisen in diesem schönen Land aus, in dem die Menschen über ein wirklich sonniges Gemüt verfügen. Das muss an der vielen Sonne liegen!

Puerto Galera, 07. März 2005, 11:23

Short Storys
Wir waren auf der Suche nach der Piste, die zum Mt. Tundalara (640 Meter über Coron) führt. Wir kämpften uns durch den Bush, kletterten durch den Stacheldraht und überquerten trotz heftigem Flugverkehr (der Schmetterlinge) den Airstrip von Coron. Von einer Road in die richtige Richtung war nichts zu sehen. Ein Tricycle kam uns entgegen und hielt an. Zwei Männer gucken uns völlig verständnislos an, als wir nach dem Weg zum Mt. Tundalara fragten. Sie hatten offenbar noch nie was von dem Berg gehört, den sie täglich hinter sich im Inland sehen. English konnten sie so wenig wie wir Tagalog. Nachdem wir eine Weile aneinander vorbei geredet hatten, verständigten sie sich kurz in ihrer Sprache und dann fragte der Driver kurz entschlossen: How much?

Tabo heisst hier die berühmte Schöpfkelle, die man überall in Südostasien sieht. In den einfachen Hotels und Resorts der Traveller findet man selten eine Dusche mit warmem Wasser, den Tabo gibt es immer. Nur wenig vermisse ich wirklich auf Reisen, dazu gehört aber unbedingt die tägliche Dusche, besonders in Gegenden, wo es richtig schön warm ist. Und natürlich verstehe ich darunter eine warme Dusche! Was aber, wenn man mit dem Tabo vorlieb nehmen muss?! Das Wasser ist abgestanden und ungefähr 30 Grad warm, das aber ist kein warmes Wasser nach mitteleuropäischen Massstäben. Kopf, Arme und Beine vertragen kaltes Wasser, schon beim Bauch wird es kritisch, grausam und geradezu unmenschlich aber ist diese Prozedur bei Schultern und Rücken. In Coron habe ich gelernt, mit dem Tabo umzugehen. Der Trick ist ganz einfach: Kaltes Wasser in kleinen Dosen ist in hohem Masse unverträglich. Mit grossen Mengen kalten Wassers wird der Corpus aber offenbar so geschockt, dass für eine Fluchtreaktion keine Zeit mehr bleibt. Giesst man sich mehrere volle Tabos möglichst schnell über den Hals, dann ist das zwar nicht gerade angenehm, aber man stirbt nicht dabei. Nach so einer kalten Dusche fühlt man sich sogar sehr wohl: Pfarrer Kneipp lässt grüssen.

Nach dem letzten Schnorcheln hörte ich nicht mehr viel auf dem linken Ohr. Es tat nichts weh, aber offenbar war der Gehörgang verstopft. Schliesslich kann ich mich nicht mehr erinnern, wann ich ihn jemals gespült und gereinigt hätte. Irgendwann versagt dann auch ein natürliches System. Auf der Superferry nach Coron ging ich zum Schiffsarzt. Es war ein Medizinstudent, der ausser ein bisschen Verbandszeug und einem Tisch mit Stuhl nur noch seine hohe Hilfsbereitschaft einbringen konnte. Und er hatte eine Taschenlampe. Damit stellte er die Diagnose, auf die ich auch schon gekommen war: Ich sollte doch mal einen Spezialisten konsultieren. In Coron ging ich ins örtliche Hospital. Die erste Schwester verwies mich in die allgemeine Sprechstunde. Die zweite Schwester nahm meine technischen Daten zu Papier. Die dritte Schwester wollte wissen, wo es weh tut und zur Sicherheit nahm sie eine Blutdruckmessung vor. Dann durfte ich zwischen verletzten Daumen, blassen Mädchen, nörgelnden Babys und spielenden Kleinkindern eine Weile warten. Den Arzt konnte ich aber schon bei der Arbeit beobachten. Alles spielte sich praktisch in einem grossen Raum ab. Der Arzt war ein junger, freundlicher Spezialist. Schnell hatte er das Werkzeug zur Hand, mit dem man ein Ohr inspiziert und er stellte das fest, was ich vermutet hatte: Wachs hat den Gehörgang verstopft und das gleich auf beiden Seiten. In einem Nebenraum stand ein alter, aber noch voll funktionsfähiger Operationstisch. Auf dem durfte ich eine Stunde schlafen, während ein Lösemittel nacheinander rechts und links in meinem Ohr brodelte. Dann kam der Doktor mit einer grossen Spritze. Mein Hemd wurde mit Zeitungspapier abgedeckt, denn jetzt wurde es nass. Mehrfach musste der Doktor die Wasserspritze betätigen, die Schwester hielt eine Auffangschale unter das Ohr und präsentierte mir nach jeder Spülung freudig das Ergebnis. Am Ende waren aus beiden Ohren grosse Popel entfernt und der Doktor stellte strahlend fest: So sauber, wie die Ohren eines Babys! Eine Rechnung wollte er mir nicht ausstellen, dazu wäre zu viel Organisation erforderlich. Wenn ich etwas in die Donation Box stecken würde, wäre das in Ordnung. Ich steckte 500 Peso in die Box und Jürgen vermutete später, das würde in dieser Praxis nicht oft vorkommen.

Puerto Galera, 06. März 2005, 21:53

Position Al

Aktualisierung: Doppelklick

Latitude: N 13° 29’ 24.3“
Longitude: E 120° 57’ 35.4“

Puerto Galera, 01. Februar 2005, 9:56

 

   

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