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April 2005
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short Storys Die Philippinische Gesellschaft funktioniert nur, weil es immer um 30 Grad warm ist, weil die See Fische liefert, es ausreichend Trinkwasser gibt und weil überall (ohne menschliches Zutun) Pflanzen und Früchte wachsen, die man essen kann. Unter deutschen klimatischen Bedingungen würden ständig Menschen verhungern und im Winter würden Millionen in ihren Bambushütten erfrieren ... Alle Philippinos besitzen ein besonderes Kennzeichen: Ein deutliches Loch an beiden Füssen zwischen dem grossen Zeh und der benachbarten Zehe. Es entsteht durch das lebenslange Tragen von Badelatschen. Wenn man nicht barfuss geht, dann sind Badelatschen das bevorzugte Schuhwerk. Sicher hat niemand bei der Erfindung dieser Latschen ahnen können, dass heute zwischen Himalaja und Äquator fast keine anderen Schuhe mehr existieren. Nur eine Frage bleibt noch offen: Warum gibt es auf den Philippinen Socken zu kaufen, obwohl nie jemand mit Socken an den Füssen zu sehen ist?! Philippinos sind zu Fremden besonders höflich, sie wollen dem Touristen behilflich sein. Das schlägt manchmal ins Gegenteil um. 'Kommt man hier zum Markt?' Auf solche Fragen bekommt man meistens 'Ja' zur Antwort, denn die Höflichkeit verbietet es, einem Fremden zu sagen: 'Ich weiss es nicht.' Manila verfügt über zwei getrennte S-Bahn-Strecken. Die Nord-Süd-Richtung heisst Metrostar MRT (Metro Rail Transit) und folgt der EDSA. Die zweite Richtung verläuft auch in Nord-Süd-Richtung, folgt aber mehr der Küste und dem Zentrum von Manila: Metrorail LRT (Light Rail Transit). Namen und Streckenführung sind auf den ersten Blick nicht gerade einleuchtend. Weder auf den Metrostationen noch in den Wagen existieren Streckenpläne. Gedruckte Strecken- oder Fahrpläne sind nicht erhältlich und auch im Reise-Handbuch von Jens Peters ist die Streckenführung nur vage angedeutet. Da hilft nur Trial and Error! Das genau entspricht der philippinischen Mentalität. Diese Erfindung - leider nur für Männer - steht auf der EDSA in Cubao, der Nord-Süd-Ausfallstrasse von Manila. Aus meiner Sicht ist diese öffentliche Einrichtung ein Musterbeispiel für den Pragmatismus der Philippinos: Philippinos lieben die kurzfristigen Lösungen, sie leben in den Tag hinein und in ihren Genen ist fixiert: Lebe im Hier und Jetzt und schere Dich um nichts, was Dich nicht heute unmittelbar tangiert. Wenn man nach dieser Devise lebt, dann gibt es keine Probleme mehr, solange man Essen und Wasser hat und einem nichts weh tut. Das führt dazu, dass die Philippinos zwar in unseren Augen bettelarm sind, aber gleichzeitig sind sie wesentlich zufriedener mit ihrem Leben, als wir, denen es doch angeblich so viel besser geht. Sie wollen auch nicht unter allen Umständen den Lebensstandard der Ausländer erreichen. Es scheint ihnen klar zu sein, dass dann ihr schönes, sorgloses InDenTagHineinLeben vorbei ist. Dann müssen sie sich um Eigentum kümmern, müssen planen und tatsächlich auch mal über den Tag hinaus denken. Das wollen sie einfach nicht. Sie wären wohl schon gerne alle auch so 'reich' wie wir, aber sie wollen dafür nicht ihren Lebensstil aufgeben. Berlin, 16. April 2005, 10:51 Angeles
- Manila - Berlin
Freiluftrestaurant (24 Stunden geöffnet), grosse Zimmer, Fussboden aus farbigem Marmor, Klimaanlage, Kabelfernsehen mit 50 Programmen einschliesslich der Deutschen Welle. In der Lobby residiert ein Reisebüro - sehr praktisch. 20 Dollar kostet ein Zimmer pro Nacht und wenn man im Restaurant früh, mittags und abends a la Carte isst, dann kostet das je nach Appetit noch einmal 10 bis 15 Dollar. Bei Langzeitaufenthalt gibt es Discount. Nur ein paar Schritte entfernt ist das Sunset Garden Hotel, beide Hotels mit ähnlicher Ausstattung unter einem Schweizer Management. Angeles ist eine interessante Stadt für Touristen. Durch den ehemaligen US-Stützpunkt Clark Air Base hat sich eine gute Infrastruktur entwickelt. Es gibt viele gute Hotels, Bus- und Flugverbindungen, Reisebüros, Einkaufsmöglichkeiten und auch die Vergnügungsindustrie fehlt nicht. Von hier aus ist der Mt. Pinatubo gut zu erreichen. Aber Angeles ist auch Ausgangspunkt für Touren nach Subic Bay, Zambales und zu den Reisterrassen um Banaue, in den Central Cordillera von Luzon. Wegen der guten (und preiswerten) Flugverbindungen kann man von hier aus auch nach Boracay und Palawan fliegen. Das Klima ist durch das Massiv des Mt. Pinatubo nicht so heiss und schwül, wie an der Küste von Zambales.
Allerdings ist Angeles eine philippinische Stadt, lebendig, bunt, chaotisch und teilweise schrecklich dreckig. Die Müllabfuhr funktioniert nur rudimentär, ein geordnetes Abwassersystem scheint nicht zu existieren, die vielen Jeepneys und Tricycles machen Krach und verpesten mit ihren Abgasen die Hauptstrassen. Solche Hotels wie das Premiere sind da wahre Oasen, die sich aber fast nur Ausländer leisten können.
Ein weiterer Vorteil: Angeles ist nur eine Autostunde von Manila entfernt. Beide Städte sind durch eine Autobahn verbunden. Es ist unter Umständen geschickter, die letzten Tage vor dem Abflug nach Europa in Angeles und nicht in der unübersichtlichen Mega Metropole Manila zu verbringen. So preiswert und gut kann man in Manila nicht wohnen.
Morgen früh fahre ich mit dem Tricycle zum grossen Busterminal in Dau. Ständig fahren Busse nach Manila. In Cubao umsteigen in die MRT (S-Bahn) und Fahrt bis zur Taft Avenue. Von dort aus erreicht man mit einer Taxe für 100 bis 200 Peso schnell den International Airport NAIA. Ein langer Flug via Hong Kong und London und ich lande wieder im Einflussbereich der deutschen Politik. Zwischen Angeles und Berlin liegen Welten. Ob und wie ich dann hier an diesem Weblog April weitermache, ist deshalb noch völlig unklar. Angeles, 06. April 2005, 16:53 Mt.
Pinatubo für Alle Angeles, 06. April 2005, 15:32 Das Bild im Bild im Bild ... aber welches ist das richtige, das reale Bild und gibt es das überhaupt?! Oder ist alles nur wahrscheinlich oder unwahrscheinlich und davon abhängig, ob ich das Bild denke? So unglaublich wie die Tatsache, dass ich in einem Hotelzimmer mit ganz exakten Koordinaten in der Nähe des Mt. Pinatubo sitze, den Laptop auf dem breiten Bett, im Bauch Ham and Eggs, im Ohr das Rauschen der Klimaanlage und im Kopf die Frage nach der Realität. Der Zufall, offensichtlich eine ganz entscheidende Grösse in dem, was wir als Wirklichkeit ansehen, hat mir hier den SPIEGEL 11/2005 in die Hand gespielt. Ein hervorragender Artikel von Johann Grolle, mit dem völlig irreführenden Titel 'Geballte Intelligtenz der Atome', hat alle Fragen wieder angestossen, die die Quantenphysik aufwirft. Nie würde ich behaupten, ich verstehe die Quantenphysik. Aber ich begreife einige Fragestellungen, die unser gewohntes Weltbild aus den Angeln heben. Hier am Mt. Pinatubo, real in einer anderen Welt, ist vielleicht der richtige Ort, um über die Wahrscheinlichkeit unendlich vieler Welten nachzudenken ...? Angeles, 04. April 2005, 16:33 Flug
Iba - Angeles via Mt. Pinatubo
Vom Palmera Garden Beach Resort in Iba aus habe ich einen kleinen Flieger gechartert. Werner Wildi vom Weka Travel Service (die Schweizer Connection funktioniert ...) kommt von Angeles herüber geflogen und holt mich ab. Eigentlich wollte ich so früh wie möglich fliegen, weil da das Licht noch nicht so hart ist. Aber der Wetterbericht, der vor drei Tagen für heute strahlenden Sonnenschein prophezeite, hat versagt. Wir können erst um 11:57 Uhr in Iba starten, am Morgen waren die Wolken noch zu tief. Auch jetzt kann Werner die vorgeschriebene Flughöhe von 6.500 ft (1.980 m) über dem Krater nicht einhalten, wir würden in den Wolken fliegen und nichts sehen. Das tiefere Überfliegen des Kraters ist strikt verboten - Man kann ja nie wissen, wann einem plötzlich der See von unten entgegen kommt!
Der Pilot dirigiert die kleine Cherokee 4 (wie der Fahrer des geländegängigen Jeeps) über eines von vielen trockenen Flussbetten hoch zum Mt. Pinatubo. Nach allen Seiten fliessen diese breiten Flüsse nach unten und sie fressen sich durch die Ascheschicht des letzten Ausbruchs. Unmengen von Asche und Geröll werden in der Regenzeit von diesen Flüssen ins Tiefland und ins Südchinesische Meer geschwemmt. Zurück bleibt eine gespenstische Mondlandschaft mit bis zu 100 Metern hohen, hellgrauen Aschewänden: Das Lahargebiet.
In der westlichen Laharlandschaft des Mt. Pinatubo fliegen wir in nordwestlicher Richtung auf den Krater zu. Geschwindigkeit 160 km/h, Höhe schon nach 15 Minuten um die 1.000 Meter. Das GPS liegt mir auf den Knien, die Camera habe ich in der Hand. Der Pilot hat auch ein GPS von Garmin auf seinen Steuerknüppel montiert, es zeigt ihm die Karte und seine Position. Der Fluglärm ist zu ertragen, auch ohne Kopfhörer ist eine Verständigung möglich. Nach vorne kaum noch Sicht, nach den Seiten ist die Wolkenunterkante deutlich zu sehen.
Um 12:14 taucht das erste Mal vorne der blaue Spiegel des Kratersees auf. Wir sind 1.750 Meter hoch. Zwei Minuten später kann man in den Krater hineinblicken. Licht, Dunst, Wolken, Wolkenkante, Sonnenflecken, Windböen auf dem Kratersee, erodierte Aschewände und die friedlich grünen Hügel der Aussenseite des Kraters.
Das Flugzeug steigt weiter und dreht dabei über den Kraterwänden eine weite Schleife im Uhrzeigersinn. Ich sitze auf der rechten Seite neben dem Piloten und gucke fasziniert in den Krater herunter. Deutlich ist die starke Erosion durch Regenwasser zu sehen und wie Lahar auch in den Kratersee gespült wird. Wir haben jetzt die Maximalhöhe von 1.880 Metern erreicht. In alten Karten ist der Pinatubo noch 1.780 Meter hoch. Tatsächlich beträgt die Höhe nach dem Ausbruch von 1991 nur noch 1.480 Meter, die Differenz wurde in die Atmosphäre geblasen.
Nach fünf Minuten ist der Krater mit 160 km/h ein ganzes Mal umrundet (Die Karte oben zeigt die Flugstrecke nur prinzipiell) und man sieht wieder die markante Uferlinie im Osten. Leider ist nicht der Anfang der nördlichen Schlucht zu sehen, wo wir vor vier Wochen in den Krater eingestiegen sind. Wir fliegen direkt darüber hinweg. Jetzt greife ich zum GPS und markiere diesen Wegepunkt. Wer diese Koordinaten zu Fuss erreichen will, muss mit einigen Schwierigkeiten rechnen: N 15° 09’ 29.3“; E 120° 20’ 04.8“.
Um 12:23 lache ich mit dem Piloten für Viva in die Camera. Wir fliegen jetzt über die östliche Laharlandschaft auf Angeles zu. Es geht bergab und für das Flugzeug nach Hause. Das gefällt der Maschine und sie erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 220 km/h. Schluchten aus Vulkanasche und breite, jetzt trockene Flussbetten, in denen Baumaterial gewonnen wird. Der Flug wird unruhig, der kleine Flieger wird durch die böigen Fallwinde des Mt. Pinatubo ein paar Mal unsanft durchgeschüttelt. Als rechts Angeles und die Kirche neben dem Hotel Premiere auftauchen, sind wir noch 300 Meter hoch und ohne Böen kann der Pilot zur Landung ansetzen.
Landung um 12:33 Uhr auf einer kleinen Piste der Clark Air Base. Ein wirklich interessanter Flug, Danke an Werner Wildi für die beeindruckenden Bilder. Im Flugpreis von 100 Dollar ist der Shuttletransport inclusive und so werde ich vom Piloten auch noch zum Hotel Premiere gefahren. Hier hat man mit mir allerdings erst morgen gerechnet und das reservierte Zimmer steht noch nicht zur Verfügung. Kein Problem, denn rechts und links der Strasse gibt es weitere Hotels. Für eine Nacht miete ich mich gegenüber im Seinpost Hotel ein. Das ist mir auch wegen seines rund um die Uhr geöffneten Internetcafes (!) sehr sympathisch. Aber morgen ziehe ich rüber in das Hotel Premiere, es hat einen Swimming Pool und einen sehr schönen Garten. Allerdings fehlt die Sicht auf den Pinatubo - aber man kann nicht alles haben.
Ein Satellitenfoto des Kraters - leider ohne Datum - im Internet gefunden: Nord-Süd-Ausrichtung. Man sieht deutlich, dass der Krater heute anders aussieht. Susanne hat nachgeforscht und herausgefunden: Dieses Bild wurde vom Space Imaging's IKONOS Satellit am 06. März 2001 aufgenommen. Weitere Links zu Mt. Pinatubo: Die Pinatubo Story: http://www.ngdc.noaa.gov Bilder des Mt. Pinatubo: http://encarta.msn.com Bilder von Vulkanen: http://www.malapascua.de Angeles, 03. April 2005, 7:23 Short
Storys
Hier können die Jungen noch Drachen bauten! Auf dem Markt kann man fertige Drachen für ein paar Peso kaufen, aber die Kinder der Fischer hier am Strand kommen nicht auf solche Ideen. Das Material für einen guten Drachen liegt überall herum: Plastikfolie und Bambus. Angelsehne brauchen die Fischer auch jeden Tag, wozu also einen Drachen kaufen? Diesen Jungen habe ich beim Sonnenuntergang am Strand beobachtet. Er hatte die Angelsehne auf eine Bierbüchse gewickelt, zog regelmässig daran, wickelte und lief dabei der Sonne entgegen. Seinen Drachen habe ich erst nach intensivem Suchen am Abendhimmel entdeckt. Er war sehr hoch und wegen seiner Farbe kaum zu sehen. ausserdem bewegte er sich kaum im leichten, aber gleichmässigen Wind. Nach dem Sonnenuntergang hatte der Junge den Drachen eingeholt und ich konnte ihn mir ansehen: Eine ganz einfache Konstruktion: Die Folie ist an den vier Ecken mit Angelsehne am Bambus festgebunden. Direkt an der vertikalen Leiste ist (auf der anderen Seite) die Drachenschnur befestigt. Diese Konstruktion fliegt hervorragend schon bei ganz wenig Wind und vor allen Dingen (das habe ich nie geschafft!) ohne Schwanz!
Ananas kann man auch 'formatiert' kaufen. Die Schale wird abgeschnitten und die Ananas erhält durch ein steiles 'Gewinde' ein völlig anderes Aussehen. Sie kostet ein paar Peso mehr (50 statt 40 Peso) und diese Peso verdient sich der junge Mann, der mindestens 20 Minuten braucht, bis er die Ananas mit einem scharfen Messer ordentlich in die neue Form gebracht hat. Auch junge, grüne Kokosnüsse werden formatiert, allerdings nicht mit dem Messer, sondern mit der Machete. Mit sehr gezielten Schlägen erhält die Kokosnuss unten eine Standfläche und oben muss der Schnitt so genau sitzen, dass der farblose Saft der Kokosnuss nicht ausläuft. Die noch weiche Schale muss aber so weit abgeschnitten sein, dass man durch das weiche, weisse Fleisch einen Strohhalm stecken kann. So trinken aber nur die Touristen den Saft der Kokosmilch. Für die Einheimischen wird die Kokosnuss am Markt geöffnet und der Saft wird in grosse Behälter gefüllt und mit dem weissen Fleisch vermischt. Dieser Saft wird dann in Plastikbechern zu je zwei Peso verkauft. Kokosmilch ist etwas anderes: Dazu muss das Kokosfleisch zerkleinert und ausgepresst werden. Aus dieser weissen Milch, die vorwiegend zum Kochen verwendet wird, kann aber auch Kokosöl und Kokosseife hergestellt werden. Iba, 01. April 2005, 22:21 Short
Storys Abanico heisst der Fächer hier, die klassische Windmaschine in Südostasien. Der Abanico wird aus Reisstroh so geschickt geflochten, dass er konkav wie ein Löffel ist. Wenn es schwül und heiss ist und kein Fan in der Nähe, ist es sehr nützlich, so einen Fächer dabei zu haben. Auf dem Markt kann man ihn in vielen Farbvarianten für 10 Peso kaufen. Bei den Karaokemaschinen wurden hier Ostern drastisch die Preise erhöht! 5 Peso für einen Song! In einer Garküche in Puerto Galera galt der Modus: Zwei Peso für fünf Songs. Trotz der drastischen Preiserhöhung wurde hier über Ostern Tag und Nacht gesungen. Erstaunlich, dass das den Philippinos so viel Geld wert ist, denn eigentlich haben sie es gar nicht. Schon für 30 bis 40 Peso kann man sich in einer Garküche satt essen. Da sind 5 Peso wirklich viel Geld für drei Minuten singen! Aber die Philippinos sind regelrecht süchtig nach Karaoke. Heute habe ich auf dem Markt in Iba ein blutjunges Pärchen beobachtet, vielleicht waren sie gerade verheiratet. Sehnsüchtig nahmen sie die Karaoke-Mikrofone in die Hand und begutachteten die DVD-Player. Ihr ganzer Besitzt besteht wahrscheinlich aus einem Bett hinter einem Vorhang in der elterlichen Bambushütte. Der grösste aller überhaupt denkbaren Wünsche: Ein TV-Gerät mit einem DVD-Player und Karaoke-Mikrophon. Das kostet mindestens 5.000 Peso, die eigentlich nicht zu beschaffen sind. Weil der ganze Clan aber in der Hütte wohnt und Karaoke über alles liebt, wird jeder irgendwoher ein paar Peso beisteuern. Fernsehen gibt es jetzt inzwischen fast in jeder Bambushütte, wenn sie über einen Stromanschluss verfügt. Damit aber sind neue Bedürfnisse geweckt: Das Gerät muss zur Karaokestation aufgerüstet werden. Das höchste Glück auf Erden: Das Mikrophon geht reihum und der ganze Clan singt Tag und Nacht. Die Handys heissen hier Cellphone und sie haben die Philippinos erreicht. In allen grösseren Städte und Siedlungen wurden in den letzten drei bis fünf Jahren Sendemasten aufgestellt, um die Bewohner mit dieser Technik zu beglücken. Den Markt teilen sich zwei Anbieter: Smart und Globe. Beide machen an allen Palmen und Bananenstauden Reklame und suggerieren besonders den jungen Leuten, dass man ohne Cellphone einfach nicht mehr leben kann. Ein solches Gerät kostet zwischen 1.200 und 2.000 Peso. Die Basisfunktionen sind installiert: Telefonierung und vor allen Dingen SMS senden und Empfangen. Verträge gibt es nicht, bezahlt wird mit dem E-Load-Verfahren im nächsten Sari Sari Shop. Eine SMS zu versenden kostet einen Peso. Kein normaler Philippino kann sich eigentlich ein Cellphone leisten, auch wenn er wie eine Maid über ein regelmässiges Einkommen von 100 Peso pro Tag verfügt. Trotzdem sieht man überall junge Menschen tief versunken und der Wirklichkeit entrückt SMS über die Miniaturtastatur eingeben. Klingeltöne sind verpönt, sie sind zu auffällig (und zu teuer) und sie entsprechen nicht der asiatischen Mentalität, in der Zurückhaltung einen hohen Stellenwert besitzt. Dafür wird das Cellphone ständig am Körper getragen, damit man ja keinen Vibrationsruf verpasst. Iba, 01. April 2005, 16:34 Die
Clark Air Base in Angeles
Was macht man mit einer amerikanischen Kleinstadt inclusive eines völlig überdimensionierten Flugplatzes (3 Start- und Landebahnen), wenn die Erbauer und Nutzer sie fluchtartig verlassen, weil sie meterhoch mit Vulkanasche bedeckt ist?! Die Stadt Angeles hat die Schäden durch den Vulkanausbruch beseitigt. Nach 15 Jahren ist nur an wenigen Stellen noch etwas von der Asche zu sehen, die alles bedeckte.Die Clark Air Base sieht von aussen noch so aus, als hätten hier immer noch die Amerikaner das Sagen: Eine Fläche von 33.000 Hektar (10 x 5 Kilometer!) ist mit einer Mauer umgeben. Im Hintergrund das Bergmassiv des Pinatubo. Das Flugfeld ist noch einmal extra mit einem fast drei Meter hohen Maschendrahtzaun und einem Kopf aus Stacheldraht gesichert. Das Main Gate, das Friendship Gate und noch andere Tore, alle sind noch mit Polizisten besetzt. Ein- und Ausgangskontrolle, niemand weiss, warum. Manche Besucher zeigen einen Ausweis vor, ich habe, wie viele andere, keinen und kann trotzdem anstandslos die Tore passieren. In diesem Komplex existiert eine Kleinstadt, in der ehemals die höheren Chargen und die Familien der Soldaten wohnten. Energieversorgung, Wasser, Strassen, der Paradeplatz besteht schon seit 100 Jahren, 2 Kilometer lang, riesige Einkaufscenter, Verwaltungsgebäude, Schulen, Gaststätten, Bars, ein Friedhof, Parkanlagen, Tennisplätze, ein 36 Hole Golf Course. Sogar ein spezielles Hotel für die Girls und ihre Freier existierte innerhalb der Mauern von Clark Air Base, denn man wollte auch dieses Geschäft unter Kontrolle haben.
Die Clark Air Base wurde von den Philippinen zur Clark Special Economic Zone (CSEZ) umfunktioniert. Sie ist nur mit einem Jeepney zu erreichen. Dazu wurden fünf Routen eingerichtet, die alle am Main Gate starten und landen. Sogar eine ganz anderes Design hat man hier den Jeepnes verpasst. Noch nie habe ich solche eleganten Jeepneys gesehen: Stromlinienförmig, geschlossene Karosserie mit Fenstern und hinten eine Tür als Ein und Ausstieg, Aircondition und keine bunte, phantasievolle Dekoration.
Ich fahre von meinem Hotel Premiere mit einem Jeepney bis zum Friendship Gate. Dort steige ich in einen anderen Jeepney um, der in das Clark Center fährt, die ehemalige amerikanische Kleinstadt. Hier haben sich viele Firmen angesiedelt, Büro- und Produktionsflächen sind im Überfluss vorhanden und kosten kaum Miete. Villen und Wohnungen sind zu vermieten und zu verkaufen, vieles verkommt, weil für so viel Raum und Fläche auch nicht annähernd genug Kunden vorhanden sind. Das grosse Flugfeld wird privat genutzt. Wer zum Pinatubo fliegen will, kann hier eine Maschine chartern, schon mit 100 Dollar ist man dabei. Die riesigen Super Markets in denen man sich nach Amerika versetzt fühlt, wurden kurzerhand zu Duty Free Shops umfunktioniert. Grosse Schilder bieten Discount auf Weihnachtsartikel und Möbel an. Die Preise sind in US-Dollar ausgeschildert, Kurs 1:54. Ein anderer Duty Free Shop bietet aber einen Kurs von 1:45 an, um Kunden anzulocken. Aber von den 15 Kassen ist jeweils nur eine in Betrieb. Nicht nur die Kunden fehlen, vor allen Dingen fehlt die Kaufkraft. Die wenigen Kunden sind Philippinos. Wo sollen Sie das Geld her haben? Trotzdem ist das Angebot so riesig, dass man in den endlosen Hallen die Übersicht verliert. Polizei kontrolliert den Eingang. In einem Duty Free muss ich meine Camera deponieren: Fotografieren verboten. In einem anderen Shop gefällt dem Polizisten am Eingang mein Hut nicht, ich muss den Hut in Verwahrung geben. Ich will kein Spülmittel, keine Handtücher, keinen Videorecorder und auch kein Schlafzimmer im Empire Style kaufen. Mich interessieren Digitalcameras und das Zubehör dafür. Nachdem ich vielleicht fünf der riesigen Shops durchkämmt habe, gebe ich auf: Mannshohe chinesische Vasen kann ich in grosser Auswahl kaufen (4.500 Peso), aber es ist nicht eine Digitalcamera im Angebot.
Vor dem Eingang des Liberty Duty Free, dessen Spezialität Möbel und Teppiche sind, lädt mich Bill zu einem Kaffee ein. Er hat hier mit seiner Frau eine kleine Garküche aufgebaut und für 55 Peso bekomme ich einen guten Kaffee und ein Yadask? – einen Döner aus wirklichem Rind und Hammelfleisch, am Spiess und mit Gas gegrillt, wie in Arabien oder Kreuzberg. 'Wo kommst Du her? Ah, aus Deutschland. Hitler, das war ein Deutscher! Er hat mit einer Privatarmee angefangen und sich damit bis zum Präsident hoch gekämpft. Kleine Jungen hat er in den Krieg geschickt!' Wir unterhalten uns eine Weile. 'Ja, ich weiss, dass Italien und die Schweiz nicht weit weg von Deutschland sind. Poland, wo liegt Poland, das ist doch bei Afghanistan? Die Hauptstadt von Deutschland ist Berlin, da kommst Du her!? Und in Europa gibt es noch Paris und London, aber wo liegt Kabul, das ist der Irak … oder?'. Er liebt die Amerikaner nicht, weil sie hier alles stehen und liegen gelassen haben. 'Sie hatten Angst, die verwüstete Air Base nach dem Ausbruch des Pinatubo wieder aufzubauen. Das hätte zuviel Geld gekostet, da sind sie lieber abgehauen. Bush ist zu aggressiv. Er will alle kleinen Staaten beherrschen, an die grossen traut er sich nicht ran. Deutschland und Amerika stehen wegen dem Irak auf Kriegsfuss. Werdet Ihr gegeneinander Krieg führen?' Ich kann ihn beruhigen, so weit wird es nicht kommen, beide brauchen sich gegenseitig.
An der Front des riesigen Paradeplatzes, der mit herrlichen, grossen Bäumen umsäumt ist, residiert das Clark Museum. Der Polizist, der hier als einzige Amtsperson zuständig ist, ist kaum 19 Jahre alt und er versteht English nur schlecht. Er will mich unbedingt in die Konferenz schicken, die im ersten Stock stattfindet. Als er begriffen hat, dass ich das Museum besichtigen will, nimmt er mir als erstes die Camera ab. Fotografieren verboten. Dann habe ich 30 Peso zu zahlen und erst als auch das geschafft ist, wird mit vielen Lichtschaltern das sehr interessante Museum in Betrieb genommen. Die Anwesenheit der Amerikaner geht in diesem Museum bis auf das Jahr 1902 zurück. Damals lebten in dem gesamten Gebiet die Aeta, die Ureinwohner, die von den Amerikanern Negritos genannt werden. Hier sind ihre Werkzeuge und Waffen ausgestellt. Es sind Blasrohre, Pfeil und Bogen, die man jetzt manchmal auf der Strasse und am Strand von Aetas als authentisches Souvenir angeboten bekommt. Sie lebten in dem Regenwald, der vom Abacan River bis zum Massiv des Pinatubo reichte. In hundert Jahre haben es die Weissen geschafft, dass kein Regenwald mehr existiert. Heute schlafen einige Aeta zerlumpt mit ihren Kindern als Bettler unter den Leuchtreklamen der Field Avenue in Angeles. Ein wirklich interessantes Museum mit historischen Fotos und vielen Artefakten. Hier hängen auch ein paar Bilder vom Ausbruch des Pinatubo die erahnen lassen, welche gewaltigen Kräfte dabei entfesselt wurden. Aber fotografieren ist verboten und es gibt kein Stück Papier, das über das Museum oder die Historie der Clark Air Base informiert. Warum? Das braucht man den jungen Polizisten nicht erst zu fragen, er begreift die Fragestellung nicht. Es steht doch alles völlig eindeutig auf diesem grossen Schild: Fotografieren im Inneren des Gebäudes verboten. Was ist daran unklar?
Mit einem speziellen Clark Jeepney fahre ich zum Main Gate zurück. So eine Fahrt kann man auch als Sightseeing Tour durch den ehemaligen US-Stützpunkt ansehen. Was mich am meisten an Clark Special beeindruckt hat sind die herrlichen grossen Bäume mit der riesigen Schirmkrone. Die Reste des Regenwaldes, der hier vor 100 Jahren noch Dschungel und Heimat der Aeta war. Iba, 01. April 2005, 12:17 Position Al Latitude:
N 15° 20’ 58.2“ Iba/Zambales, 23. März 2005, 17:17 |
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